Schokolade, die absolute Lieblingssüßigkeit vieler Deutschen. Doch genau in dieser Köstlichkeit versteckt sich gerne das sogenannte Lecithin, auch als E322 bezeichnet. Lecithin lässt sich nicht nur auf der Zutatenliste der Lieblingsschokolade finden, sondern findet häufig auch Verwendung in Margarine, Backwaren und anderen verarbeiteten Lebensmitteln. Klingt erstmal harmlos, oder? Aber was ist Lecithin genau und ist dieser Stoff wirklich so unbedenklich?
Was ist Lecithin?
Lecithin ist eine Mischung verschiedener Fettverbindungen, die natürlich in Zellwänden vorkommen.
Unser Körper stellt sogar selbst Lecithin her. Sie finden es auch in Lebensmitteln wie Eiern, Sojabohnen und Sonnenblumenkernen.
Klingt erstmal gut – so weit, so natürlich. Aber warum wird Lecithin dann als Zusatzstoff (E322) in so vielen verarbeiteten Lebensmitteln eingesetzt?
Die Antwort: Lecithin ist ein sogenannter Emulgator. Er hilft, Fett und Wasser zu mischen und sorgt dafür, dass die Zutaten in Lebensmitteln gleichmäßig verteilt bleiben, ohne sich abzusetzen oder zu trennen. Bei Schokolade verhindert Lecithin zum Beispiel, dass das Fett sich absetzt und unschöne Flecken hinterlässt. In Margarine sorgt es dafür, dass die Mischung stabil bleibt, und in Backwaren verbessert es die Textur.
Wie wird Lecithin hergestellt?
Wenn wir über Lecithin in Lebensmitteln sprechen, handelt es sich meistens um Sojalecithin. Die Herstellung ist nicht ganz so natürlich, wie es klingt: Sojabohnen werden verarbeitet und mit Lösungsmitteln wie Hexan behandelt, um das Lecithin zu extrahieren. Anschließend wird es chemisch weiterverarbeitet, um als Zusatzstoff in Lebensmitteln eingesetzt werden zu können.
Klingt weniger nach Bauernhof und mehr nach Chemielabor, oder? Aber auch Sonnenblumen- und Rapslecithin sind gängige Varianten, die zunehmend verwendet werden, weil viele Verbraucher auf gentechnisch veränderte Sojabohnen allergisch oder zumindest skeptisch reagieren.

Ist Lecithin bedenklich?
Auf den ersten Blick scheint Lecithin sicher zu sein, und tatsächlich wird es von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) als unbedenklich eingestuft – zumindest in den Mengen, in denen wir es normalerweise zu uns nehmen. Es gibt keine strengen Obergrenzen, weil Lecithin als eher „sanfter“ Zusatzstoff gilt.
Doch nicht jeder verträgt Lecithin gleich gut. Besonders das Sojalecithin kann bei manchen Menschen allergische Reaktionen hervorrufen. Auch gibt es Hinweise darauf, dass die Verbindungen im Lecithin – bei bestimmten Mengen und Empfindlichkeiten – Verdauungsprobleme oder Kopfschmerzen auslösen können. Die Wirkung kann also individuell unterschiedlich sein und hängt stark von der Menge ab.
Außerdem ist Lecithin nicht einfach „nur“ ein Emulgator. Es wird häufig aus gentechnisch veränderten Sojabohnen gewonnen, und auch wenn diese als sicher gelten, meiden viele Verbraucher sie aus Vorsicht.
Warum verwenden Lebensmittelhersteller Lecithin?
Die Frage könnte auch lauten: Warum wird nicht einfach auf Lecithin verzichtet?
Die kurze Antwort: Lecithin ist billig, effizient und vielseitig. Mit diesem Emulgator können Hersteller die Textur und Stabilität von Lebensmitteln verbessern und so teurere Zutaten einsparen.
Nehmen wir das Beispiel Schokolade: Lecithin macht die Masse flüssiger, sodass weniger Kakaobutter benötigt wird. Das spart den Herstellern Kosten, aber der Geschmack bleibt (meistens) erhalten – ein echtes Plus für die Industrie. Ähnliches gilt für Margarine, bei der Lecithin die Konsistenz stabilisiert und die Haltbarkeit verbessert.
Das alles klingt vielleicht praktisch, aber bedeutet eben auch, dass viele verarbeitete Lebensmittel Zusatzstoffe wie Lecithin enthalten, die streng genommen nicht unbedingt notwendig wären, wenn die Produkte frisch und ohne künstliche Stabilität hergestellt würden.
Die Sache mit der Herkunft – Gentechnik in Lecithin
Da der Großteil des Lecithins in Lebensmitteln aus Sojabohnen stammt und Soja oft genetisch verändert wird, stammt auch das Lecithin häufig aus genetisch verändertem Soja. Auch wenn gentechnisch veränderte Organismen (GVOs) in der EU strengen Vorschriften unterliegen und die Sicherheit regelmäßig geprüft wird, sind viele Verbraucher skeptisch.
Hersteller setzen zunehmend auf Sonnenblumenlecithin als Alternative, um der wachsenden Nachfrage nach gentechnikfreien und allergenarmen Produkten gerecht zu werden. Trotzdem bleibt Sojalecithin in vielen Produkten die Regel, weil es einfach günstiger ist.

Lecithin und die Gesundheit: Was sagt die Forschung?
Es gibt ein paar Punkte, die man kennen sollte:
- Mögliche Allergien und Unverträglichkeiten
Besonders Sojalecithin kann bei Menschen, die auf Soja allergisch reagieren, Symptome wie Hautausschläge, Atemprobleme oder Verdauungsbeschwerden verursachen. Die Mengen in verarbeiteten Lebensmitteln sind meist gering, aber empfindliche Menschen sollten hier vorsichtig sein. - Mögliche Verdauungsprobleme
Einige Menschen berichten über Verdauungsprobleme wie Blähungen oder Durchfall, wenn sie größere Mengen Lecithin zu sich nehmen – was aber eher selten vorkommt. Der Stoff ist also nicht bedenklich, aber bei hohen Mengen kann er eine Herausforderung für empfindliche Verdauungssysteme sein. - Potenzielle Wechselwirkungen mit Medikamenten
Lecithin wird manchmal als Nahrungsergänzungsmittel für seine positiven Effekte auf die Gehirnfunktion und den Cholesterinspiegel angeboten. Doch Vorsicht: Bei Medikamenteneinnahme, insbesondere bei Blutverdünnern, sollte Lecithin nicht ohne Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden. - Gentechnik-Bedenken
Auch wenn GVOs offiziell als sicher gelten, meiden viele Menschen gentechnisch veränderte Lebensmittel. Besonders Sojalecithin stammt oft aus genetisch veränderten Bohnen, was bei bewussten Verbrauchern Bedenken auslöst.
Fazit: Lecithin – praktisch, aber mit einem Hauch Skepsis zu genießen
Lecithin (E322) ist ein Zusatzstoff, der unseren Lebensmitteln Stabilität und eine gleichmäßige Textur verleiht. Praktisch? Auf jeden Fall. Aber es ist auch ein Zusatzstoff, der für die industrielle Herstellung und nicht unbedingt für unsere Gesundheit im Essen landet. Auch wenn die gängigen Studien keine bedenklichen gesundheitlichen Risiken bei den üblichen Mengen sehen, lohnt es sich, genauer hinzusehen – gerade wenn Sie Soja meiden möchten oder empfindlich auf Zusatzstoffe reagieren.
Quellen:
Verbraucherzentrale Bayern. (2016). Ist der Zusatzstoff Lecithin tierisch oder vegan? Verfügbar unter: https://www.verbraucherzentrale-bayern.de/wissen/haetten-sies-gewusst/ist-der-zusatzstoff-lecithin-tierisch-oder-vegan-8904 (Aufgerufen am: 6. November 2024).
Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). (2017). Re-evaluation of lecithins (E 322) as a food additive. Verfügbar unter: https://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/4742 (Aufgerufen am: 6. November 2024).
Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives (JECFA). (1973). LECITHIN. Verfügbar unter: https://www.fao.org/fileadmin/user_upload/jecfa_additives/docs/monograph4/additive-250-m4.pdf (Aufgerufen am: 6. November 2024).
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Schokolade in Stücke gebrochen: Pixabay, meineresterampe, #328531
Schokoladenriegel: Pixabay, webandi, #1023317