Pektin in Äpfeln

Haben Sie schon einmal auf einer Zutatenliste Pektin oder E440 gelesen? Dieser Stoff sorgt dafür, dass Marmeladen schön fest und Gelees schnittfest werden. Aber was ist Pektin wirklich? Wie wird es hergestellt? Und ist es so harmlos, wie es scheint? Lassen Sie uns genauer hinschauen!


Was ist Pektin?

Pektin ist ein Ballaststoff, der in den Zellwänden vieler Pflanzen vorkommt, besonders in Äpfeln und Zitrusfrüchten. Wenn Sie bereits gesehen haben, wie Apfelstückchen beim Kochen in eine dickliche Masse übergehen, haben Sie schon die natürliche Gelierkraft von Pektin erlebt. Als Zusatzstoff wird Pektin industriell aus diesen Früchten extrahiert und zu einem Pulver verarbeitet – so gelangt es als E440 in viele Lebensmittel.


Wie wird Pektin hergestellt?

Zwar wird Pektin aus natürlichen Quellen gewonnen, der Herstellungsprozess ist jedoch ziemlich industriell. Meist stammen die Rohstoffe von Apfelschalen und Zitrusschalen, die als Nebenprodukte in der Lebensmittelproduktion anfallen. Diese werden in einem heißen Säurebad behandelt, um das Pektin herauszulösen. Danach folgt ein Reinigungsschritt, bevor das Pektin getrocknet und pulverisiert wird.

Dieser Prozess klingt zwar harmlos, ist aber weit entfernt von „natürlich“. Der Einsatz von Chemikalien und hohen Temperaturen im Produktionsprozess lässt die Frage aufkommen, ob Pektin tatsächlich so unverändert bleibt, wie man es sich vorstellt. Hier zeigt sich: Auch ein Zusatzstoff aus „natürlichen“ Quellen durchläuft oft intensive industrielle Verarbeitung.

Pektin ist in Äpfeln

Wofür wird Pektin verwendet?

Pektin ist als Geliermittel und Verdickungsmittel in vielen Lebensmitteln beliebt. Typische Einsatzgebiete sind:

  • Marmeladen und Gelees: Der Klassiker! Pektin sorgt dafür, dass Marmeladen fest und Gelees streichfähig bleiben. Der Vorteil ist, dass es Früchte schon bei niedrigen Temperaturen gelieren lässt – aber auf Kosten einer intensiven Verarbeitung des Rohstoffs.
  • Süßwaren: Pektin verleiht Fruchtgummis und Gelee-Bonbons ihre Konsistenz. In veganen Fruchtgummis wird es oft als Alternative zur tierischen Gelatine verwendet. Doch die Konsistenz ist oft etwas „körniger“ als die von Gelatine – der Geschmack leidet zwar nicht, aber die Textur ist manchmal weniger geschmeidig.
  • Backwaren und Desserts: In Tortenguss und Fruchtfüllungen stabilisiert Pektin die Konsistenz. Hier sorgt es für die gewünschte Festigkeit, aber viele bevorzugen bei Desserts andere Mittel, da Pektin bei zu hohen Temperaturen an Struktur und Festigkeit verliert.

Was ist Pektin und ist es wirklich unbedenklich? Ein genauerer Blick

Pektin wird in der EU und in den USA als sicher eingestuft und hat keine festgelegte Höchstmenge. Es ist für den menschlichen Körper unverdaulich und wird größtenteils wieder ausgeschieden. Doch „sicher“ bedeutet nicht automatisch „bedenkenlos“.

  1. Verdauungsprobleme bei empfindlichen Personen
    Pektin gilt zwar als Ballaststoff, der für die Verdauung nützlich sein kann, aber in hohen Mengen kann es genau das Gegenteil bewirken. Manche Menschen reagieren empfindlich darauf und bekommen Blähungen oder Magenbeschwerden – vor allem, wenn es als Zusatzstoff in mehreren Lebensmitteln kombiniert auftritt.
  2. Wirkung als Füllstoff
    Pektin ist billig und wird oft als Füllstoff verwendet, um Produkte „anzudicken“. Dadurch wirkt ein Lebensmittel oft „natürlich“ oder fruchtiger, obwohl das Fruchtaroma selbst nur aus geringen Mengen echten Obstes stammt. Ein Löffel Pektin und schon lässt sich aus wenig Fruchtmasse eine volle Portion Marmelade produzieren – ein Vorteil für die Industrie, der aber manchmal täuschen kann.
  3. Allergiepotenzial
    Es gibt Berichte über allergische Reaktionen auf Pektin, auch wenn das selten vorkommt. Menschen mit einer Empfindlichkeit gegenüber Zitrusfrüchten reagieren manchmal auch auf Pektin. In den meisten Fällen bleibt es unproblematisch, aber wer besonders empfindlich ist, sollte vorsichtig sein.
  4. Gesundheitliche Effekte als Ballaststoff
    Es wird häufig hervorgehoben, dass Pektin cholesterinsenkend und verdauungsfördernd wirken kann, was in bestimmten Fällen stimmt. Allerdings sind dafür meist Mengen nötig, die weit über dem liegen, was wir durch Marmelade oder Gelee aufnehmen.
Pektin (E440)

Wichtige Fragen zu Pektin: Häufig diskutierte Aspekte

Ist Pektin vegan?
Ja! Da Pektin aus pflanzlichen Quellen wie Äpfeln und Zitrusfrüchten gewonnen wird, ist es vegan und eine Alternative zur tierischen Gelatine. Trotzdem mögen nicht alle die etwas festere Konsistenz, die Pektin statt Gelatine liefert.

Ist Pektin glutenfrei?
Auch das ist ein Ja. Pektin ist von Natur aus glutenfrei und kann problemlos in einer glutenfreien Ernährung verwendet werden.

Pektin als Geliermittel – auch für Zuhause?
Ja, Pektin ist im Handel als Geliermittel für den Hausgebrauch erhältlich und oft in Gelierzucker enthalten. Aber wer auf Natürlichkeit setzt, sollte beachten, dass das Pektin aus dem Supermarkt eine intensive industrielle Verarbeitung durchlaufen hat.


Fazit: Pektin – Praktisch, aber nicht immer perfekt

Pektin (E440) ist ein beliebtes Geliermittel, das in Marmeladen, Gelees und Süßwaren verwendet wird. Es wird oft als „natürlich“ verkauft, doch die industrielle Herstellung und der Einsatz als Füllstoff in vielen Produkten sind Aspekte, die kritisch betrachtet werden können. Für die meisten Menschen bleibt Pektin unbedenklich, aber es lohnt sich, bewusst auf die Zutatenliste zu schauen und nicht jede „natürliche“ Zutat als gleichwertig anzusehen.

Wenn Sie Marmelade mit echten Fruchtstückchen mögen und auf eine kurze Zutatenliste Wert legen, dann wissen Sie jetzt, dass Pektin nicht immer der „natürliche“ Zusatzstoff ist, für den er gehalten wird.

Quellen:

AOK. (o. D.). Verdickungsmittel: Diese stehen in der Kritik. Verfügbar unter: https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/lebensmittel/verdickungsmittel-diese-stehen-in-der-kritik/ (Aufgerufen am: 6. November 2024).

Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). (o. D.). Food Additives. Verfügbar unter: https://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/food-additives (Aufgerufen am: 6. November 2024)

Spektrum.de. (o. D.). Pektine. Verfügbar unter: https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/pektine/49933 (Aufgerufen am: 6. November 2024).

Verbraucherservice Bayern. (o. D.). Selbstgemachtes: Marmelade oder Gelee werden nicht fest. Verfügbar unter: https://www.verbraucherservice-bayern.de/themen/ernaehrung/selbstgemachtes-marmelade-oder-gelee-werden-nicht-fest (Aufgerufen am: 6. November 2024).

Titelbild: Pixabay, Engin_Akyurt, #8212695
Zwei Äpfel: Pixabay, congerdesign, #661670
Marmelade: Pixabay, RitaE, #845326

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