E124, auch als Cochenillerot A

Knallrote Gummibärchen, leuchtende Fruchtaufstriche und auffällige Getränke – hinter all diesen optischen Hinguckern könnte Cochenillerot A stecken. Der synthetische Farbstoff mit der Bezeichnung E124 verleiht Lebensmitteln einen intensiven Rotton, der seit Jahrzehnten von der Lebensmittelindustrie geschätzt wird. Doch was macht diesen Zusatzstoff so vielseitig, und warum ist er gleichzeitig umstritten?

Achtung Verwechslungsgefahr!

Interessanterweise wird Cochenillerot A oft mit dem natürlichen Farbstoff Karmin (E120) verwechselt, der aus Cochenilleläusen gewonnen wird. Doch die beiden haben nichts gemeinsam. Während Karmin natürlich ist, wird Cochenillerot A vollständig synthetisch aus petrochemischen Substanzen hergestellt.

Das Besondere an Cochenillerot A: Es erzeugt ein leuchtendes Rot, das sowohl hitzestabil als auch kostengünstig herzustellen ist. Für die Lebensmittelindustrie ist das ein großer Vorteil. Für Verbraucher ist E124 jedoch nicht unumstritten – dazu später mehr.

Cochenillerot A versteckt sich in einer erstaunlichen Vielfalt von Produkten. Manchmal wird es eingesetzt, um die natürliche Farbe eines Lebensmittels zu verstärken, manchmal schlicht, um optisch zu beeindrucken.

  • Süßwaren: Gummibärchen, Bonbons und Marshmallows erhalten oft ihre rote Farbe durch E124.
  • Rot gefärbte Backwaren und Dekorelemente auf Torten.
  • Fruchtaufstriche oder Konfitüren, die ein sattes Rot benötigen.
  • Softdrinks und Liköre, bei denen die Farbe die Geschmacksrichtung betont.
  • Fisch- und Fleischprodukte, die dadurch frischer wirken sollen.
E124, auch als Cochenillerot A in Wurst

Der Farbstoff, der die Meinungen spaltet

E124 ist vielseitig, keine Frage. Aber es gibt einige Aspekte, die Verbraucher und Wissenschaftler kritisch sehen.

1. Was macht Cochenillerot A problematisch?

Wer auf Aspirin oder andere Azofarbstoffe reagiert, könnte nach dem Konsum von Produkten mit E124 Hautrötungen, Juckreiz oder sogar Nesselsucht erleben. Zwar handelt es sich hier um Einzelfälle, doch sie werfen die Frage auf: Wie notwendig ist der Farbstoff wirklich?

2. Kinder und das Thema Hyperaktivität

Die Debatte um Azofarbstoffe wie Cochenillerot A wurde besonders durch eine Studie aus dem Jahr 2007 angefacht, die mögliche Zusammenhänge zwischen diesen Stoffen und hyperaktivem Verhalten bei Kindern untersuchte. Die Ergebnisse führten dazu, dass in der EU Produkte mit E124 einen Warnhinweis tragen müssen: „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen.“ Für Eltern ein deutliches Signal, genauer hinzuschauen.

3. Grenzen des Verbrauchs

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eine akzeptable tägliche Aufnahmemenge (ADI) von 4 mg pro Kilogramm Körpergewicht für E124 festgelegt. Das klingt nach viel, doch insbesondere Kinder, die Süßigkeiten oder stark gefärbte Produkte in großen Mengen konsumieren, könnten diese Grenze schnell erreichen. Eine bewusste Auswahl der Lebensmittel ist hier der Schlüssel.

Warum ist E124 so beliebt – und umstritten?

Die Attraktivität von Cochenillerot A liegt auf der Hand: Es ist günstig, vielseitig einsetzbar und sorgt für eine leuchtende Optik. Doch genau hier liegt der Knackpunkt. Kritiker werfen der Lebensmittelindustrie vor, Zusatzstoffe wie E124 vor allem dazu zu nutzen, die Optik von Produkten zu verbessern – oft, um natürliche Schwächen zu kaschieren. Eine rote Limonade wirkt „fruchtiger“, eine Marmelade „frischer“. Doch hinter dieser Ästhetik steckt meist ein reines Marketingargument.

Natürliche Alternativen – geht es auch ohne E124?

Es gibt zahlreiche Alternativen zu Cochenillerot A, die jedoch ihre eigenen Herausforderungen mitbringen:

  • Karmin (E120): Ein natürlicher roter Farbstoff, der aus Cochenilleläusen gewonnen wird. Für vegane oder vegetarische Produkte ist er jedoch ungeeignet.
  • Rote-Bete-Saft: Eine pflanzliche Alternative, die jedoch empfindlicher gegenüber Licht und Wärme ist.
  • Paprika-Extrakt (E160c): Ebenfalls natürlich, aber oft nicht so intensiv rot wie E124.

Diese Alternativen sind in der Herstellung teurer und teilweise weniger stabil, weshalb sie vor allem in Bioprodukten verwendet werden.

E124, auch als Cochenillerot A in Gummibärchen

Tipps für Verbraucher: So erkennen Sie E124

In der EU ist Cochenillerot A kennzeichnungspflichtig. Der Farbstoff wird entweder als „E124“ oder unter seinem Namen „Cochenillerot A“ aufgeführt. Wenn Sie ihn meiden möchten, sollten Sie besonders auf die Zutatenliste von Süßwaren, Getränken und Fertigprodukten achten. Bio-Lebensmittel verzichten häufig auf synthetische Farbstoffe und sind eine gute Alternative für alle, die auf künstliche Zusätze verzichten möchten.

Fazit: Rot mit Verantwortung genießen

Cochenillerot A zeigt, wie komplex die Welt der Lebensmittelzusatzstoffe ist: Einerseits bringt der Farbstoff praktische Vorteile für die Herstellung und Optik von Lebensmitteln, andererseits werfen gesundheitliche Bedenken und die Frage nach seiner Notwendigkeit berechtigte Zweifel auf. Letztlich liegt es an uns, bewusst zu wählen, ob wir auf leuchtendes Rot setzen – oder auf Alternativen, die weniger bunt, dafür aber natürlicher sind.

Quellen

Verbraucherzentrale Hamburg (o.D.): Wie gefährlich sind Azofarbstoffe? Verfügbar unter: https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/zusatzstoffe/wie-gefaehrlich-sind-azofarbstoffe (Zugriff am: 29. November 2024).

EFSA (2009): Scientific Opinion on the re-evaluation of Ponceau 4R (E 124) as a food additive. In: EFSA Journal, 7(11), S. 1328. Verfügbar unter: https://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/1328 (Zugriff am: 29. November 2024).

Toast mit Marmelade: Pixabay, Hilary_Nguyen, #7854482
Chorizo: Pixabay, ajcespedes, #7573513
Fruchtgummi: Pixabay, ru-nO, #3554898

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