Schwefeldioxid Lebensmittel – Darum findet er in der Lebensmittelindustrie Anwendung
Schwefeldioxid, auch bekannt als E220, ist ein Zusatzstoff, der in der Lebensmittelindustrie aus gutem Grund häufig eingesetzt wird. Er sorgt dafür, dass Produkte länger genießbar bleiben und optisch ansprechend wirken. Doch was macht diesen Stoff so vielseitig – und warum steht er immer wieder in der Kritik? Ein genauer Blick auf die Verwendung, Vorzüge und möglichen Risiken lohnt sich.
Was ist Schwefeldioxid eigentlich?
Chemisch betrachtet ist Schwefeldioxid ein farbloses Gas mit einem durchdringendem, scharfen Geruch. Es gehört zur Gruppe der Sulfite, die sowohl als Konservierungs- als auch als Antioxidationsmittel eingesetzt werden. Schwefeldioxid verhindert Verfärbungen und die Bildung von Schimmel oder anderen Mikroorganismen. Seine Wirksamkeit macht es zu einem unverzichtbaren Bestandteil vieler verarbeiteter Lebensmittel.
Die Nutzung von Schwefel als Konservierungsmittel hat eine lange Geschichte. Schon in der Antike wurde Schwefel eingesetzt, um Lebensmittel haltbarer zu machen. Heute sorgt Schwefeldioxid dafür, dass moderne Lebensmittel frisch aussehen und lange genießbar bleiben.
Wo findet man Schwefeldioxid?
Du wirst überrascht sein, wie häufig Schwefeldioxid oder seine Verbindungen in alltäglichen Produkten vorkommen. Hier einige Beispiele:
- Trockenfrüchte: Aprikosen, Rosinen oder Feigen verdanken ihre leuchtenden Farben oft Schwefeldioxid. Ohne diesen Zusatzstoff hätten sie eine eher dunkle, bräunliche Färbung.
- Wein und Sekt: Schwefeldioxid wird hier eingesetzt, um Oxidation zu verhindern und Mikroorganismen abzuwehren. Der Hinweis „enthält Sulfite“ auf den Etiketten weist darauf hin.
- Kartoffelprodukte: Produkte wie Kartoffelpüreepulver oder vorgeschnittene Kartoffeln behalten dank Schwefeldioxid ihre helle Farbe.
- Säfte und Sirupe: Der Zusatzstoff bewahrt die leuchtenden Farben und schützt vor geschmacklichen Veränderungen.
- Essig, Marmeladen und Gelees: Hier sorgt Schwefeldioxid dafür, dass die Produkte lange frisch bleiben und sich keine unerwünschten Bakterien oder Schimmel bilden.

Wie wirkt Schwefeldioxid auf den Körper?
Im Körper wird Schwefeldioxid zu Sulfaten abgebaut und anschließend über die Nieren ausgeschieden. Für die meisten Menschen sind die geringen Mengen, die in Lebensmitteln enthalten sind, unbedenklich. Dennoch gibt es eine tägliche Aufnahmemenge, die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) auf 0,7 mg pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt wurde.
Manche Menschen reagieren empfindlich auf Schwefeldioxid, insbesondere Asthmatiker. Bei ihnen kann es zu Symptomen wie Atemnot, Kopfschmerzen oder Magenproblemen kommen.
Vorteile von Schwefeldioxid
Die Lebensmittelindustrie schätzt Schwefeldioxid aus mehreren Gründen:
- Längere Haltbarkeit: Es schützt Lebensmittel vor Verderb durch Mikroorganismen wie Bakterien und Schimmelpilze.
- Verhinderung von Verfärbungen: Obst, Gemüse und Getränke behalten dank Schwefeldioxid ihre frischen Farben.
- Geschmackserhalt: Schwefeldioxid bewahrt die typischen Aromen, insbesondere bei empfindlichen Lebensmitteln wie Wein.
Kritikpunkte und mögliche Nachteile
Trotz seiner Vorteile gibt es auch Kritikpunkte, die nicht unbeachtet bleiben sollten:
- Reaktionen bei empfindlichen Personen: Besonders bei Asthmatikern und Allergikern können Sulfite Unverträglichkeiten auslösen.
- Zerstörung von Nährstoffen: Schwefeldioxid baut insbesondere Vitamin B1 (Thiamin) ab, was bei regelmäßigem Konsum von geschwefelten Lebensmitteln nachteilig sein kann.
- Irreführende Optik: Schwefeldioxid wird häufig genutzt, um Lebensmittel „frischer“ und attraktiver wirken zu lassen, als sie tatsächlich sind.
Wie umweltfreundlich ist Schwefeldioxid?
Auch aus ökologischer Perspektive gibt es Bedenken. Die Herstellung und der Einsatz von Schwefeldioxid können umweltschädliche Auswirkungen haben, vor allem durch Schwefelemissionen in die Atmosphäre. Gleichzeitig reduziert die Verwendung von Schwefeldioxid aber auch Lebensmittelverschwendung, da es Produkte länger haltbar macht.

Schwefeldioxid Lebensmittel – Tipps für den bewussten Konsum
Wenn du Schwefeldioxid in Lebensmitteln meiden oder zumindest reduzieren möchtest, kannst du diese Tipps beachten:
- Unbehandelte Alternativen wählen: Produkte mit der Aufschrift „ungeschwefelt“ sind eine gute Wahl, insbesondere bei Trockenfrüchten.
- Etiketten lesen: Schwefeldioxid ist deklarationspflichtig und wird als „E220“ oder „enthält Sulfite“ gekennzeichnet.
- Bio-Produkte bevorzugen: In der ökologischen Landwirtschaft ist die Verwendung von Sulfiten stark eingeschränkt.
- Frische Lebensmittel verwenden: Selbstgemachte Trockenfrüchte oder Marmeladen kommen ganz ohne Zusatzstoffe aus.
Fazit: Schwefeldioxid Lebensmittel – unverzichtbar oder überflüssig?
Schwefeldioxid ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits verlängert es die Haltbarkeit, bewahrt Farbe und Geschmack und reduziert Lebensmittelabfälle. Andererseits gibt es gesundheitliche Risiken für empfindliche Personen und berechtigte Zweifel, ob es in allen Lebensmitteln wirklich notwendig ist.
Letztlich liegt es am Verbraucher, bewusstere Entscheidungen zu treffen: Sind wir bereit, auf die perfekte Optik zu verzichten, wenn wir dadurch weniger Zusatzstoffe konsumieren? Schwefeldioxid ist weder ein Bösewicht noch ein Held – vielmehr ein Werkzeug, dessen Einsatz wir kritisch hinterfragen sollten.
Quellen
BZfE (2023): Sulfite in der Ernährung. Bundeszentrum für Ernährung. Verfügbar unter: https://www.bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/meldungen-2023/januar/sulfite-in-der-ernaehrung/ (Zugriff am: 29. November 2024).
EFSA (2021): Follow-up re-evaluation of sulfur dioxide (E 220), sodium sulfite (E 221), sodium bisulfite (E 222), and other sulfites. Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit. Verfügbar unter: https://www.efsa.europa.eu/de/plain-language-summary/follow-re-evaluation-sulfur-dioxide-e-220-sodium-sulfite-e-221-sodium (Zugriff am: 29. November 2024).
EFSA (2021): Sulfites: safety concern for high consumers, data lacking. Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit. Verfügbar unter: https://www.efsa.europa.eu/de/news/sulfites-safety-concern-high-consumers-data-lacking (Zugriff am: 29. November 2024).
CORDIS (2013): Dispensing with sulphur dioxide in food. Verfügbar unter: https://cordis.europa.eu/article/id/91812-dispensing-with-sulphur-dioxide-in-food/de (Zugriff am: 29. November 2024).
Titelbild Rosinen: Pixabay, sue_v67, #2772204
Sekt: Pixabay, Gallila-Photo #2638812
Aprikose mit Feige: Pixabay, sue_v67, #2772204