Glänzende Äpfel, strahlende Schokoladendragees und knackige Nüsse – haben Sie sich jemals gefragt, wie diese Leckerbissen so perfekt aussehen? Das Geheimnis ist oft Schellack! Unter der E-Nummer E904 versteckt sich ein natürlicher Stoff, der nicht nur für glänzende Oberflächen sorgt, sondern Lebensmittel auch länger frisch hält. Woher kommt der Stoff, was macht ihn so besonders, und warum landet er überhaupt auf unserem Essen?
Woher kommt Schellack?
Schellack stammt von der Lackschildlaus (Kerria lacca), einem winzigen Insekt aus tropischen Regionen wie Indien und Thailand. Diese Läuse scheiden ein harziges Sekret aus, das ihre Eier schützt. Dieses Harz wird geerntet, gereinigt und zu Schellack verarbeitet. Klingt nach einem natürlichen Prozess, doch dabei werden oft die Läuse und ihre Nachkommen zerstört – ein Aspekt, der ethisch fragwürdig ist und in der Diskussion um nachhaltige Lebensmittel eine Rolle spielt.
Was ist Schellack und warum wird der Stoff in Lebensmitteln verwendet?
Schellack wird vor allem eingesetzt, um Lebensmittel haltbarer zu machen und optisch aufzuwerten. Äpfel, Zitrusfrüchte, Süßigkeiten oder Nüsse bekommen durch den Überzug eine glänzende Oberfläche und sind besser vor äußeren Einflüssen geschützt. Auch das Kleben von Dragees und Schokoladenprodukten wird durch Schellack verhindert.
Obwohl diese Effekte praktisch erscheinen, steht der Einsatz von Schellack nicht nur für Funktionalität, sondern auch für die Vermarktung. Der Glanz lässt Produkte frischer und hochwertiger wirken, als sie es ohne Behandlung vielleicht wären – ein rein ästhetischer Vorteil, der für Verbraucher:innen nicht immer notwendig ist.

Welche Produkte enthalten Schellack?
Schellack findet sich in einer Vielzahl von Produkten, vor allem in Lebensmitteln, aber auch in anderen Bereichen. Typische Beispiele sind:
Lebensmittel mit Schellack:
- Früchte: Besonders Zitrusfrüchte wie Orangen, Mandarinen und Äpfel werden häufig mit Schellack überzogen. Die Schutzschicht sorgt für Glanz und reduziert den Feuchtigkeitsverlust – optisch ansprechend, aber für den Geschmack irrelevant.
- Süßwaren: Schokoladendragees, Lakritz und Geleeprodukte werden oft mit Schellack behandelt, um sie vor dem Kleben zu schützen und ihnen eine glänzende Oberfläche zu verleihen.
- Nüsse: Geröstete und gewürzte Nüsse, insbesondere Mandeln, haben häufig eine Schellackbeschichtung, die sie knackig und länger haltbar macht.
- Kaffeebohnen: Manche Kaffeebohnen werden mit Schellack überzogen, um Aroma und Feuchtigkeit besser einzuschließen.
Nicht-lebensmittelbezogene Produkte:
Schellack wird auch außerhalb der Lebensmittelindustrie eingesetzt, z. B. in Kosmetika wie Lippenstiften, Nagellacken und Haarsprays, sowie in der Politur von Möbeln und bei der Herstellung von Medikamentenüberzügen.
Wer Produkte mit Schellack vermeiden möchte, sollte die Zutatenliste genau prüfen – in Lebensmitteln wird er unter der E-Nummer E904 angegeben. Besonders bei glänzenden oder beschichteten Produkten lohnt sich ein Blick auf die Verpackung.
Ist Schellack gesundheitlich unbedenklich?
Schellack wird von den Behörden in der EU und den USA als sicher eingestuft und gilt in üblichen Mengen als unproblematisch, da der Stoff vom Körper kaum aufgenommen, sondern größtenteils wieder ausgeschieden wird.
Dennoch wirft seine Verwendung Fragen auf: Schellack ist tierischen Ursprungs, was ihn für Veganer oder Menschen mit bestimmten religiösen Ernährungsvorschriften ungeeignet macht.
Auch ethische Bedenken bezüglich der Gewinnung aus Schildläusen könnten für manche Verbraucher:innen relevant sein. Obwohl gesundheitliche Risiken bei normalem Konsum bislang nicht bekannt sind, bleibt die Frage, ob ein Zusatzstoff aus tierischen Quellen in Lebensmitteln wirklich notwendig ist.

Werden zur Herstellung von Schellack Insekten getötet?
Die Herstellung von Schellack ist in den meisten Fällen mit dem Tod von Lackschildläusen verbunden. Bei der Ernte des Harzes werden oft auch die Läuse selbst und ihre Nachkommen entfernt, was in der Praxis häufig ihren Tod zur Folge hat. Es gibt zwar Möglichkeiten, das Harz schonender zu gewinnen, bei denen die Läuse nicht zwangsläufig getötet werden, diese Methoden sind jedoch selten und aufwendig.
Ist Schellack Gummi Arabicum?
Nein, Schellack und Gummi Arabicum sind nicht dasselbe – auch wenn beide in der Lebensmittelindustrie verwendet werden. Ihre Unterschiede beginnen bei der Herkunft: Schellack stammt aus den Sekreten der Lackschildlaus, einem tropischen Insekt, während Gummi Arabicum ein pflanzliches Harz aus Akazienbäumen ist.
Auch ihre Funktionen sind verschieden: Schellack wird vor allem als Überzugsmittel genutzt, um Lebensmitteln Glanz zu verleihen und sie vor Feuchtigkeitsverlust zu schützen – oft mehr aus ästhetischen Gründen als aus praktischen.
Gummi Arabicum hingegen wird als Stabilisator oder Emulgator eingesetzt, um beispielsweise Zutaten in Getränken zu vermischen oder die Form von Dragees zu erhalten. Zwei Stoffe mit klar unterschiedlichen Rollen – die Frage bleibt, ob und wann sie wirklich notwendig sind.
Ist in jeder Schokolade Schellack?
Nein, nicht in jeder Schokolade ist Schellack enthalten – zum Glück! Der Stoff wird hauptsächlich bei Schokoladendragees oder anderen überzogenen Produkten verwendet, wie z. B. bunten Schokolinsen oder schokolierten Nüssen. Hier sorgt Schellack für die glänzende Optik Look und verhindert ein Zusammenkleben. Normale Schokotafeln oder Pralinen kommen in der Regel ohne Schellack aus.
Fazit:
Was ist Schellack? Schellack ist ein Zusatzstoff, der vor allem in der Lebensmittelindustrie eingesetzt wird, um Glanz und Haltbarkeit zu gewährleisten. Seine Gewinnung aus den Sekreten der Lackschildlaus macht ihn jedoch problematisch. Obwohl gesundheitlich unbedenklich, bleibt die Frage, ob sein Einsatz notwendig ist – vor allem, da pflanzliche Alternativen existieren. Ein Blick auf die Zutatenliste (E904) hilft, bewusste Entscheidungen zu treffen.
Quellen:
Bunte Schokolinsen: Pixabay, PublicDomainPictures, #69470
Schokolinsen mit Schaufel: Pixabay, AnanaSplit, #4157097
Kaffeebohnen: Pixabay, BelforDgz, #3419199
European Food Safety Authority (EFSA) (2024): Re-evaluation of shellac (E 904) as a food additive and a new application on the extension of use of shellac (E 904) in dietary foods for special medical purposes. EFSA Journal, 22(1), S. 8897. Verfügbar unter: https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2024.8897 (Zugriff am: 2. Januar 2025).
Verbraucherzentrale NRW (o. J.): Coating als Schutzschicht für Obst und Gemüse. Verfügbar unter: https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/coating-als-schutzschicht-fuer-obst-und-gemuese-44346 (Zugriff am: 2. Januar 2025).