Eiscreme mit Bliss Point

Warum hören wir nicht auf zu essen?

Hast du dich jemals gefragt, warum es so schwer ist, nach ein paar Chips oder einem Löffel Eis aufzuhören? Oder warum manche Fertigprodukte einfach unwiderstehlich schmecken? Die Antwort liegt im sogenannten Bliss Point – einem Konzept, das die Lebensmittelindustrie gezielt nutzt, um Produkte so zu gestalten, dass wir immer weiter essen wollen.

Doch was genau ist der Bliss Point? Warum kann er unser Essverhalten beeinflussen? Und was bedeutet das für unsere Gesundheit? In diesem Beitrag erfährst du, wie Hersteller unsere Vorlieben gezielt manipulieren – und wie du dich davor schützen kannst.

Was ist der Bliss Point?

Der Bliss Point (übersetzt „Glückspunkt“) ist die perfekte Kombination aus Zucker, Fett und Salz, die unser Gehirn maximal belohnt. Dieses Konzept wurde vom amerikanischen Psychophysiker Howard Moskowitz erforscht, der für große Lebensmittelkonzerne herausfand, dass es eine optimale Zusammensetzung gibt, die Produkte unwiderstehlich macht.

Wenn Zucker, Fett und Salz in einem bestimmten Verhältnis kombiniert werden, aktiviert dies unser Belohnungssystem im Gehirn – ähnlich wie bei Drogen. Dabei entsteht ein angenehmes Gefühl, das uns dazu verleitet, immer weiter zu essen.

  • Zucker sorgt für schnelle Energie und aktiviert das Dopamin-System.
  • Fett verstärkt das Mundgefühl und macht Speisen besonders cremig und sättigend.
  • Salz hebt die Aromen hervor und verstärkt den Geschmack.

Je besser diese drei Komponenten aufeinander abgestimmt sind, desto größer ist das Verlangen, mehr davon zu essen.

Bliss Point bei Burger mit Pommes

In welchen Lebensmitteln steckt der Bliss Point?

Der Bliss Point wird gezielt in vielen industriell verarbeiteten Lebensmitteln eingesetzt, um sie so attraktiv und unwiderstehlich wie möglich zu machen. Dabei geht es nicht nur um den Geschmack, sondern auch um die Konsistenz, das Mundgefühl und die Art, wie sich Aromen entfalten. Hersteller nutzen dieses Konzept bewusst, um Produkte so zu gestalten, dass sie maximal belohnend wirken und den Appetit anregen, ohne schnell zu sättigen. Besonders in folgenden Produkten findet man diese Optimierung:

  • Fast Food (Burger, Pommes, Chicken Nuggets) – Die Kombination aus Fett, Salz und oft Zucker macht es extrem verlockend. Fett sorgt für die cremige, knusprige Textur, Salz hebt die Aromen hervor, und eine Prise Zucker kann die Geschmackstiefe verstärken.
  • Chips und Snacks – Perfekt abgestimmte Salz- und Fettanteile sorgen für den typischen „Knusper-Effekt“, der unser Gehirn stimuliert. Das leichte, aber knackige Mundgefühl verleitet dazu, weiter zu essen, da die Sättigungssignale erst verzögert eintreten.
  • Süßigkeiten und Schokolade – Die Kombination aus Zucker und Fett verschmilzt im Mund und sorgt für eine angenehme, cremige Konsistenz. Schokolade ist ein Paradebeispiel für den Bliss Point, da sie genau die richtige Balance aus süß, fettig und geschmeidig hat.
  • Fertiggerichte und Tiefkühlpizza – Hersteller setzen gezielt auf Aromen, Geschmacksverstärker und Fett, um das Geschmackserlebnis zu maximieren. Diese Produkte sind oft so konzipiert, dass sie intensiv schmecken, aber dennoch ein Verlangen nach mehr auslösen.
  • Limonaden und Softdrinks – Hohe Zuckermengen sorgen für einen schnellen Belohnungseffekt, der das Dopaminsystem aktiviert. Durch das flüssige Format werden große Mengen Zucker konsumiert, ohne dass sich ein schnelles Sättigungsgefühl einstellt.

Besonders perfide: der Bliss Point funktioniert am besten bei Lebensmitteln, die nicht zu süß, nicht zu salzig und nicht zu fettig sind. Wenn ein Geschmack zu dominant ist, setzt eine natürliche Geschmacksübersättigung ein, die das Verlangen stoppt. Stattdessen werden Lebensmittel so fein abgestimmt, dass sie eine angenehme, aber nicht überfordernde Geschmacksexplosion bieten – genau in dem Maße, dass wir weiteressen möchten.

Wie beeinflusst der Bliss Point unser Essverhalten?

Unsere Ernährung ist nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern wird stark durch biochemische Prozesse im Gehirn gesteuert. Lebensmittel, die nach dem Bliss-Point-Prinzip optimiert wurden, aktivieren gezielt unser Belohnungssystem und können unser Essverhalten nachhaltig beeinflussen. Dabei treten mehrere Mechanismen in Kraft, die dazu führen, dass wir oft mehr essen, als uns eigentlich guttut:

  • Suchtähnliches Essverhalten: Der Bliss Point sorgt dafür, dass unser Gehirn vermehrt Dopamin ausschüttet – ein Neurotransmitter, der mit Lust, Motivation und Belohnung in Verbindung steht. Je mehr Dopamin ausgeschüttet wird, desto stärker ist unser Verlangen, weiter zu essen. Ähnlich wie bei süchtig machenden Substanzen kann das dazu führen, dass wir immer wieder zu diesen Lebensmitteln greifen, obwohl wir eigentlich satt sein sollten.
  • Gestörtes Sättigungsgefühl: Viele Bliss-Point-optimierte Lebensmittel sind kalorienreich, aber nährstoffarm. Sie liefern große Mengen an Zucker, Fett oder Salz, enthalten aber wenig Ballaststoffe oder Proteine, die normalerweise zur Sättigung beitragen. Das führt dazu, dass wir keinen natürlichen Stopp-Signal erhalten, sondern weiter essen, weil die Nährstoffe fehlen, die unser Körper tatsächlich braucht.
  • Heißhunger und Überkonsum: Besonders stark verarbeitete Lebensmittel mit einem hohen Zuckeranteil lassen den Blutzuckerspiegel rapide ansteigen – und ebenso schnell wieder abfallen. Dieser schnelle Wechsel führt oft zu plötzlichen Heißhungerattacken, die uns dazu verleiten, erneut zu hochkalorischen Snacks zu greifen. So entsteht ein Teufelskreis aus kurzfristiger Befriedigung und erneutem Verlangen.

Diese Mechanismen sind einer der Gründe, warum es so schwerfällt, bei Chips, Schokolade oder Fast Food nach einer kleinen Menge aufzuhören. Sie sind gezielt darauf abgestimmt, unser natürliches Essverhalten zu manipulieren und uns dazu zu verleiten, mehr zu konsumieren, als unser Körper eigentlich benötigt.

Welche Folgen hat der Bliss Point für unsere Gesundheit?

Das Problem bei vielen Bliss-Point-optimierten Lebensmitteln ist, dass sie oft eine hohe Kaloriendichte, aber kaum essenzielle Nährstoffe enthalten. Sie liefern viel Zucker, Fett und Salz, jedoch wenig Ballaststoffe, Vitamine oder Proteine, die für eine gesunde Ernährung wichtig sind. Dadurch sorgen sie für kurzfristige Zufriedenheit, sättigen aber schlecht – was uns oft dazu bringt, mehr zu essen, als unser Körper eigentlich benötigt.

Der regelmäßige Konsum solcher Produkte kann langfristig ernsthafte gesundheitliche Folgen haben:

Gewichtszunahme und Fettleibigkeit

Da viele dieser Produkte extrem kalorienreich sind, steigt das Risiko für Übergewicht und Adipositas. Da sie das Sättigungsgefühl oft unterdrücken, kann es leicht passieren, dass man unbewusst deutlich mehr Kalorien aufnimmt, als der Körper verbrennt.

Erhöhtes Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Lebensmittel mit hohem Zucker- und Fettgehalt belasten den Blutzuckerspiegel, die Insulinsensitivität und den Cholesterinspiegel. Auf lange Sicht kann dies zu Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und anderen Stoffwechselerkrankungen führen.

Veränderung der Geschmackssinne

Wer regelmäßig stark verarbeitete Lebensmittel mit intensiven Aromen konsumiert, gewöhnt sich an diesen künstlich verstärkten Geschmack. Natürliche Lebensmittel wie Obst oder Gemüse erscheinen dann langweilig oder fad, was es schwerer macht, eine ausgewogene Ernährung aufrechtzuerhalten.

Die Lebensmittelindustrie nutzt gezielt Marketingstrategien und Produktoptimierungen, um Verbraucher an diese hochverarbeiteten Lebensmittel zu binden. Dabei werden bewusst Kombinationen entwickelt, die ein starkes Verlangen nach mehr auslösen, wodurch Kunden immer wieder zu denselben Produkten greifen.


5. Wie kann man sich davor schützen?

Der Bliss Point macht es uns schwer, bewusste Ernährungsentscheidungen zu treffen – doch es gibt Möglichkeiten, sich dagegen zu wappnen:

  • Verarbeitete Lebensmittel reduzieren: Je weniger industriell hergestellte Produkte auf dem Speiseplan stehen, desto besser.
  • Frische und natürliche Lebensmittel bevorzugen: Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und unverarbeitete Proteine fördern eine natürliche Sättigung.
  • Selbst kochen: So behältst du die Kontrolle über Inhaltsstoffe und Geschmack.
  • Achtsam essen: Langsames Essen und bewusstes Schmecken helfen, das natürliche Sättigungsgefühl wahrzunehmen.
  • Zucker, Fett und Salz bewusst dosieren: Statt Extreme zu meiden, ist es wichtig, ein gesundes Maß zu finden.

Wer regelmäßig frische, nährstoffreiche Lebensmittel isst, kann sich langsam wieder an natürliche Geschmacksrichtungen gewöhnen – und verliert das Verlangen nach hochverarbeiteten Produkten. Wenn du dich gesund ernähren und gleichzeitig auf Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe verzichten willst, dann solltest du dir unbedingt die köstlichen Haferriegel von Wacker ansehen. Bio, ohne Zusatzstoffe und verdammt lecker.


Fazit: Wissen ist Macht

Der Bliss Point ist ein cleveres Konzept der Lebensmittelindustrie, das uns dazu bringt, mehr zu essen, als wir eigentlich brauchen. Die perfekte Kombination aus Zucker, Fett und Salz beeinflusst unser Gehirn, unser Sättigungsgefühl und unser Essverhalten.

Doch wenn wir uns bewusst machen, wie diese Mechanismen funktionieren, können wir gezielt dagegen steuern. Eine Ernährung mit frischen, natürlichen Zutaten hilft nicht nur dabei, gesünder zu leben, sondern auch das eigene Essverhalten wieder besser zu kontrollieren.

Quellen

Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) (n.d.) ‚Hochverarbeitete Lebensmittel und ernährungsmitbedingte Erkrankungen‘. Verfügbar unter: https://www.bzfe.de/ernaehrung-im-fokus/unsere-highlights/hochverarbeitete-lebensmittel-und-ernaehrungsmitbedingte-erkrankungen/ (Zugriff am: 7. März 2025).

Moss, M. (2013) ‚The Extraordinary Science of Junk Food‘. The New York Times Magazine, 24. Februar. Verfügbar unter: https://web.archive.org/web/20130331151735/https://www.nytimes.com/2013/02/24/magazine/the-extraordinary-science-of-junk-food.html (Zugriff am: 7. März 2025).

Bommert, W. und Sartori, C. (2022) Stille Killer: Wie Big Food unsere Gesundheit gefährdet. Stuttgart: S. Hirzel Verlag. ISBN: 978-3-7776-2914-8.

Bilder

Titelbild: Pixabay, StockSnap, #926426
Burger mit Pommes: Pixabay, DesignOil, #207295
Schokolade: Pixabay, Horwin, #799398
Popcorn: Pixabay, sandysandmeyer, #1587092
Eiscreme: Pixabay, Kristallantje, #5016693

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Mit akademischen Hintergrund und umfangreicher Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten bringe ich eine analytische Denkweise und eine Leidenschaft für gründliche Recherche mit. Mein Ziel ist es, präzise und verständliche Informationen über Zusatzstoffe und ihre Auswirkungen auf unsere Ernährung bereitzustellen. So möchte ich dazu beitragen, dass unsere Leser fundierte Entscheidungen treffen und ein tieferes Verständnis für die Inhaltsstoffe ihrer Lebensmittel entwickeln.

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