Was sind Komplexbildner und warum werden sie verwendet?
In der Lebensmittelindustrie kommen zahlreiche Zusatzstoffe zum Einsatz, um die Haltbarkeit, Stabilität und Qualität von Produkten zu verbessern. Eine oft übersehene, aber wichtige Gruppe sind die Komplexbildner. Diese Stoffe haben die Fähigkeit, Metallionen zu binden, die in Lebensmitteln unerwünschte Reaktionen auslösen können.
Doch was bedeutet das genau? Wie funktionieren Komplexbildner in Lebensmitteln, und gibt es gesundheitliche Bedenken? In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf ihre Funktion, typische Einsatzbereiche und mögliche Risiken.
1. Was sind Komplexbildner?
Komplexbildner sind chemische Verbindungen, die in der Lage sind, Metallionen (z. B. Calcium, Eisen oder Magnesium) zu binden und zu stabilisieren. Diese Metallionen können in Lebensmitteln unerwünschte Reaktionen auslösen, beispielsweise:
- Veränderung von Farbe und Geschmack → Bestimmte Metallionen können oxidative Prozesse beschleunigen, was zu Verfärbungen oder Geschmacksveränderungen führt.
- Beeinträchtigung der Textur → In Milchprodukten und Getränken verhindern Komplexbildner das Ausflocken von Eiweißen oder die Trübung von Flüssigkeiten.
- Verlängerte Haltbarkeit → Durch die Bindung von Metallen wird die Oxidation von Fetten verlangsamt, was das Ranzigwerden von Produkten reduziert.
Komplexbildner helfen, Lebensmittel länger frisch zu halten, optisch ansprechend zu gestalten und ihre gewünschte Konsistenz zu bewahren.

2. Wo werden sie eingesetzt?
Komplexbildner sind in vielen verarbeiteten Lebensmitteln enthalten, auch wenn sie oft nicht direkt wahrgenommen werden. Typische Anwendungsbereiche sind:
🧃 Erfrischungsgetränke und Fruchtsäfte
Viele Fruchtsäfte enthalten Spuren von Eisen und Kupfer, die zu unerwünschten chemischen Reaktionen führen können. Diese können nicht nur Trübungen und Farbveränderungen, sondern auch einen leicht metallischen oder unangenehmen Geschmack verursachen. Komplexbildner verhindern diese Reaktionen und sorgen für eine stabile, klare Flüssigkeit mit unverändertem Aroma.
🧀 Milchprodukte und Käse
In Milchprodukten werden Komplexbildner eingesetzt, um das Ausfällen von Proteinen zu verhindern. Ohne diese Stoffe könnten sich Milchbestandteile bei Temperaturschwankungen oder längerer Lagerung absetzen und verklumpen. Das sorgt dafür, dass Milch und Sahne gleichmäßig cremig bleiben und Käseprodukte eine geschmeidige Konsistenz behalten.
🍞 Backwaren
Komplexbildner werden in Backwaren verwendet, um die Teigstruktur zu verbessern und zu verhindern, dass sich Metallionen negativ auf die Backeigenschaften auswirken. Dies hilft beispielsweise dabei, dass Brote und Kuchen eine lockere, gleichmäßige Krume erhalten und nicht zu fest oder trocken werden. Zudem sorgen sie dafür, dass Backwaren während der Lagerung länger frisch bleiben.
🥫 Konserven und Fertiggerichte
In Konserven und verpackten Fertiggerichten werden Komplexbildner eingesetzt, um Oxidationsprozesse zu verlangsamen und die Haltbarkeit zu verlängern. Sie verhindern, dass sich Fette und Öle zersetzen, wodurch das Produkt länger genießbar bleibt und Geschmack sowie Nährstoffe erhalten bleiben. Dies ist besonders wichtig bei Lebensmitteln mit einem hohen Fettgehalt, wie Saucen, Suppen oder Fleischkonserven.
💡 Tipp: Wer möglichst wenige Zusatzstoffe konsumieren möchte, kann auf frische, unverarbeitete Lebensmittel setzen.

3. Wichtige Komplexbildner in Lebensmitteln
Es gibt verschiedene Arten von Komplexbildnern, die in der Lebensmittelindustrie zugelassen sind. Hier sind einige der wichtigsten:
- E385 (Calcium-Dinatrium-EDTA) → Häufig in Konserven und Mayonnaise, verhindert Oxidation.
- E450 (Diphosphate) → Stabilisieren Milchprodukte und Backwaren.
- E451 (Triphosphate) → Wirken als Stabilisatoren in verarbeiteten Fleischprodukten.
- E452 (Polyphosphate) → Verhindern die Bildung von Ablagerungen in Getränken und Suppen.
Komplexbildner sind in der EU als sichere Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen, doch einige stehen aufgrund möglicher gesundheitlicher Auswirkungen in der Kritik.
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4. Sind Komplexbildner gesundheitlich bedenklich?
Komplexbildner werden von den Lebensmittelbehörden als unbedenklich eingestuft, solange sie in den zugelassenen Mengen verwendet werden. Dennoch gibt es einige Bedenken:
Beeinflussung der Mineralstoffaufnahme
Da Komplexbildner gezielt Metallionen binden, besteht die Sorge, dass sie nicht nur unerwünschte Metalle, sondern auch essenziell wichtige Mineralstoffe wie Eisen, Magnesium oder Calcium im Körper weniger verfügbar machen. Besonders Menschen mit einem ohnehin niedrigen Mineralstoffstatus – etwa Schwangere, ältere Menschen oder Personen mit bestimmten Erkrankungen – könnten dadurch potenziell beeinträchtigt werden. Langfristig könnte ein regelmäßiger Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln mit vielen Komplexbildnern das Risiko für Mineralstoffmangel erhöhen, insbesondere wenn die Ernährung insgesamt nicht ausgewogen ist.
Mögliche Auswirkungen auf die Darmflora
Einige Studien untersuchen, ob bestimmte Phosphate (E450–E452), die in vielen verarbeiteten Lebensmitteln als Komplexbildner und Stabilisatoren eingesetzt werden, die Zusammensetzung der Darmflora beeinflussen könnten. Da die Darmbakterien eine entscheidende Rolle für die Verdauung, das Immunsystem und den allgemeinen Gesundheitszustand spielen, könnte eine langfristige Veränderung dieser Mikroorganismen gesundheitliche Folgen haben. Erste Forschungen deuten darauf hin, dass ein übermäßiger Konsum von Phosphaten in der Ernährung mit Entzündungsprozessen oder einer Beeinträchtigung der Darmbarriere in Verbindung gebracht werden könnte, doch hier sind weitere Studien notwendig, um genauere Erkenntnisse zu gewinnen.
Wer auf eine natürliche Ernährung setzt, kann den Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln reduzieren und stattdessen auf frische Alternativen zurückgreifen.
Fazit: Nützlich, aber nicht immer nötig
Komplexbildner spielen eine wichtige Rolle in der Lebensmittelindustrie, da sie die Haltbarkeit, Textur und Optik vieler Produkte verbessern. Sie sorgen dafür, dass Lebensmittel nicht vorzeitig verderben oder an Qualität verlieren.
Während sie in der Regel als sicher gelten, sollten Verbraucher dennoch bewusst mit Zusatzstoffen umgehen und möglichst oft auf unverarbeitete Lebensmittel setzen. Eine ausgewogene Ernährung mit vielen frischen Zutaten hilft dabei, die Aufnahme von Zusatzstoffen zu reduzieren, ohne auf Geschmack und Qualität zu verzichten.
Bilder:
Käse: Pixabay, Hans, #81402
Konserven: Pixabay, webandi, #1078628
Berliner: Pixabay, PublicDomainPictures, #17811
Quellen:
Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) (2008) ‚6.12 Komplexbildner‘. Verfügbar unter: https://www.hlnug.de/fileadmin/dokumente/wasser/fliessgewaesser/gewaesserbelastung/orientierende_messungen/6.12Komplexbildner.pdf (Zugriff am: 13. März 2025).
Spektrum der Wissenschaft (n.d.) ‚Komplexbildner‘, Lexikon der Ernährung. Verfügbar unter: https://www.spektrum.de/lexikon/ernaehrung/komplexbildner/4898 (Zugriff am: 13. März 2025).
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) (2022) ‚Perspektiven für die Ernährungsforschung 2022‘. Ernährungs Umschau, 69(12), S. M662–M667. Verfügbar unter: https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2022/12_22/EU12_2022_M662_M667.pdf (Zugriff am: 13. März 2025).