Was ist Taurin

Die Wahrheit über den umstrittenen Stoff in Energy Drinks

„Mit Taurin“ – dieser Hinweis prangt auf nahezu jeder Dose Energy Drink. Für viele ist Taurin untrennbar mit Marken wie Red Bull, Monster oder Rockstar verbunden. Aber was genau steckt eigentlich hinter diesem Stoff? Handelt es sich eine gefährliche Chemikalie? Oder doch nur ein harmloser Bestandteil unseres Körpers?

In diesem Artikel nehmen wir Taurin in Energy Drinks unter die Lupe: seine Herkunft, seine Wirkung – und ob die Sorge darum berechtigt ist.

Was ist Taurin?

Taurin ist eine organische Säure, die vom Körper selbst gebildet wird – insbesondere in Leber und Gehirn. Chemisch gesehen handelt es sich um eine sogenannte Aminosulfonsäure. Anders als viele Aminosäuren ist Taurin nicht am Aufbau von Proteinen beteiligt, erfüllt aber dennoch wichtige Funktionen im Körper.

Der Name „Taurin“ stammt übrigens vom lateinischen Taurus (= Stier) – weil es 1827 erstmals aus Ochsengalle isoliert wurde. In Energy Drinks stammt Taurin allerdings nicht aus tierischen Quellen, sondern wird synthetisch hergestellt.

Was ist Taurin

Wofür braucht der Körper Taurin?

Taurin ist an zahlreichen physiologischen Prozessen beteiligt. Einige der wichtigsten Funktionen:

  • Stabilisierung von Zellmembranen
  • Regulierung des Flüssigkeitshaushalts
  • Unterstützung der Gallenproduktion zur Fettverdauung
  • Modulation von Calcium- und Nervenströmen
  • Schutz vor oxidativem Stress (antioxidative Wirkung)
  • Bedeutung für die Entwicklung des Gehirns bei Neugeborenen

Besonders hohe Konzentrationen von Taurin finden sich in Herz, Gehirn, Netzhaut und Muskulatur.

Für gesunde Erwachsene produziert der Körper genügend Taurin selbst – ein Mangel ist bei normaler Ernährung nicht zu erwarten.


Warum ist Taurin in Energy Drinks enthalten?

Taurin ist – neben Koffein und Zucker – eine der Hauptzutaten in den meisten Energy Drinks. Ein typischer Energy Drink (250 ml) enthält etwa 1000 mg davon.

Die Gründe für die Zugabe:

  1. Synergie mit Koffein: Taurin soll die Wirkung von Koffein verstärken, ohne selbst aufputschend zu wirken – ein möglicher Grund, warum viele Energy Drinks als besonders „kickend“ empfunden werden.
  2. Reduzierung von „Crash-Effekten“: Taurin wird eine ausgleichende Wirkung auf das zentrale Nervensystem zugeschrieben, die den „Koffein-Crash“ nach dem Konsum mildern könnte.
  3. Marketing: Die Verbindung von Taurin mit „Leistung, Energie, Fokus“ hat einen hohen Wiedererkennungswert. Viele Konsument:innen vermuten darin eine Art geheime Power-Zutat – auch wenn wissenschaftliche Beweise dafür fehlen.
  4. Rechtlich unkompliziert: Taurin ist in der EU nicht als Zusatzstoff, sondern als Zutat klassifiziert – und somit kennzeichnungspflichtig, aber nicht zulassungspflichtig.
Was ist Taurin

Ist Taurin gefährlich?

Für sich genommen ist es nicht gesundheitsschädlich – zumindest nicht in den Mengen, die üblicherweise über Energy Drinks konsumiert werden. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gilt eine tägliche Zufuhr von bis zu 3000 mg Taurin als unbedenklich für gesunde Erwachsene.

Das entspricht drei Dosen eines klassischen Energy Drinks à 1000 mg Taurin.

ABER: Problematisch wird es, wenn es gemeinsam mit Koffein und Zucker konsumiert wird – so wie es bei Energy Drinks der Fall ist.

Risiken im Zusammenhang mit Energy Drinks

Die gesundheitliche Diskussion rund um Taurin in Energy Drinks bezieht sich nicht nur auf den Stoff selbst, sondern auf das Zusammenspiel mit anderen Zutaten – insbesondere hohe Koffeinmengen (bis zu 32 mg/100 ml) und Zucker (oft mehr als 25 g pro Dose).

Mögliche Risiken bei übermäßigem Konsum:

Der übermäßige Konsum von Energy Drinks – insbesondere in kurzer Zeit – kann spürbare Auswirkungen auf den Körper haben. Die Kombination aus hohen Dosen Koffein, Taurin, Zucker und ggf. anderen Zusatzstoffen kann folgende Reaktionen auslösen:

  • Herzrhythmusstörungen: Vor allem bei empfindlichen Personen kann die stimulierende Wirkung zu einem beschleunigten oder unregelmäßigen Herzschlag führen.
  • Blutdruckanstieg: Energy Drinks können den systolischen und diastolischen Blutdruck merklich erhöhen – auch bei gesunden jungen Menschen.
  • Nervosität & Schlaflosigkeit: Die hohe Koffeindosis kann zu innerer Unruhe, Zittern, Reizbarkeit und massiven Einschlafproblemen führen.
  • Dehydration: Koffein wirkt leicht entwässernd – in Kombination mit körperlicher Anstrengung oder Alkohol (z. B. beim Feiern) kann das den Flüssigkeitshaushalt belasten.
  • Zuckerschock: Mit teils über 25 g Zucker pro Dose können Energy Drinks bei empfindlichen Personen zu Blutzuckerschwankungen oder Übelkeit führen.
  • Suchtverhalten: In Kombination mit Alkohol oder bei regelmäßigem Konsum kann sich eine Gewöhnung oder Abhängigkeit entwickeln – v. a. psychisch.

Besonders gefährdet:

  • Jugendliche, deren Nervensystem noch in Entwicklung ist
  • Schwangere und Stillende, da Koffein und Taurin die Plazenta und Muttermilch passieren
  • Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck oder Nierenschwäche

Zusätzlich problematisch: Energy Drinks werden oft schnell und in großen Mengen konsumiert – z. B. beim Sport, bei Prüfungsstress oder auf Partys –, was die physiologischen Effekte deutlich verstärken kann.

Was ist Taurin

Was sagen Studien?

Die Forschungslage zu Taurin in Energy Drinks ist gemischt – aber einige Punkte sind klar:

  • Es wirkt nicht aufputschend, aber es kann neuroprotektiv und zellschützend wirken.
  • Die Kombination mit Koffein kann zu additiven Effekten führen – z. B. stärkere Erregung oder Schlafprobleme.
  • Langzeitwirkungen bei regelmäßigem Konsum hoher Mengen sind bisher nicht umfassend erforscht.
  • Es gibt Hinweise darauf, dass Taurin in Kombination mit Koffein Herzrhythmusstörungen fördern kann – insbesondere bei empfindlichen Personen oder hoher Belastung.

Gibt es gesetzliche Regelungen?

In der EU ist Taurin in Lebensmitteln nicht verboten. Energy Drinks mit erhöhtem Koffein- oder Tauringehalt müssen allerdings einen Hinweis auf dem Etikett tragen:

„Erhöhter Koffeingehalt. Für Kinder und schwangere oder stillende Frauen nicht empfohlen.“

Außerdem dürfen Energy Drinks nicht als isotonische Sportgetränke oder gar als Medizinprodukte beworben werden.

In manchen Ländern – z. B. Norwegen, Dänemark oder Frankreich – war der Verkauf taurinhaltiger Energy Drinks zeitweise eingeschränkt oder nur in Apotheken erlaubt (z. B. Red Bull). Heute sind sie dort wieder weitgehend zugelassen.

Du hast bisher gerne vor dem Sport zu Energy Drinks gegriffen, damit du ausreichend Energie hast? Du könntest stattdessen vor deinem Training zu Kohlenhydraten greifen. So hat dein Körper ausreichend Energiereserven, auf die er während der Trainingseinheit zurückgreifen kann. Sieh dir doch mal das Wacker Apfel Zimt Porridge an. Bio, vegan und perfekt für unterwegs.

Fazit: Was ist Taurin – Freund oder Feind?

Es ist ein körpereigener Stoff, der in moderaten Mengen unbedenklich ist. Die Kritik an Energy Drinks bezieht sich nicht auf Taurin allein, sondern auf das Gesamtpaket aus Koffein, Zucker, Zusatzstoffen und Konsumverhalten.

Wer regelmäßig und in großen Mengen konsumiert – besonders in Kombination mit Alkohol oder bei gesundheitlichen Vorerkrankungen – sollte vorsichtig sein.

Quellen:

Verbraucherzentrale, 2023. Energy-Drinks: Gesundheitsrisiko für Vieltrinker. [online] Verfügbar unter: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/energy-drinks-gesundheitsrisiko-fuer-vieltrinker-11212 [Zugriff am 21. März 2025].

Springer Medizin, 2023. Energy-Drinks und ihre Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf-Funktion. [online] Verfügbar unter: https://www.springermedizin.de/herzrhythmusstoerungen/myokarditis/energydrinks-und-ihre-auswirkungen-auf-die-herz-kreislauf-funkti/25547318 [Zugriff am 21. März 2025].

IKK classic, 2023. Energy-Drinks – wie gefährlich sind sie wirklich? [online] Verfügbar unter: https://www.ikk-classic.de/gesund-machen/essen-trinken/energydrinks-gefaehrlich [Zugriff am 21. März 2025].

Bilder

Energie Drinks in Kühlregal: Pixabay, Joenomias #3840437

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