Azorubin, auch bekannt unter der E-Nummer E122, ist ein künstlicher Lebensmittelfarbstoff aus der Gruppe der Azofarbstoffe. Er wird häufig verwendet, um Lebensmitteln eine rote bis rosarote Farbe zu verleihen – vor allem in Süßwaren, Getränken, Desserts oder Fertiggerichten. Doch obwohl er optisch für Appetit sorgt, steht Azorubin immer wieder in der Kritik.
Wo kommt Azorubin vor?
Azorubin wird vor allem in stark verarbeiteten Lebensmitteln eingesetzt – also überall dort, wo mit künstlicher Farbgebung ein besonders intensiver, „appetitanregender“ Eindruck erzeugt werden soll. Dabei geht es nicht nur um eine ansprechende Optik, sondern auch darum, Farbverluste durch Lagerung oder Verarbeitung auszugleichen.
Typische Produkte, in denen Azorubin häufig verwendet wird, sind:
- Fruchtgummis und Bonbons
- Brausepulver, Sirup und Limonaden
- Puddingpulver, Wackelpudding und Fertigdesserts
- Kuchen- und Dessertmischungen
- Einige Käsesorten, insbesondere Schmelzkäse oder Aufschnittprodukte
- Energy Drinks, Softdrinks und aromatisierte Getränke
Auch außerhalb der Lebensmittelbranche ist Azorubin verbreitet: Es wird in Kosmetika wie Lippenstiften oder Badezusätzen verwendet, und findet sich gelegentlich auch in Arzneimitteln, etwa in Dragees, Lutschtabletten oder Brausepulvern – besonders dann, wenn eine rote Färbung erwünscht ist.
Hinweis: Wer Azorubin vermeiden möchte, sollte insbesondere bei bunten, auffällig gefärbten Produkten auf die Zutatenliste achten – dort wird es als „Azorubin“ oder „E122“ aufgeführt.

Wie wirkt Azorubin im Körper?
Azorubin ist in der EU als Lebensmittelfarbstoff zugelassen, allerdings nicht ohne Einschränkungen und Kontroversen. Während viele Menschen den Farbstoff problemlos vertragen, gibt es Hinweise darauf, dass Azorubin bei bestimmten Personen und in größeren Mengen unerwünschte Wirkungen hervorrufen kann.
🔴 Pseudoallergien:
Bei empfindlichen Menschen kann Azorubin sogenannte pseudoallergische Reaktionen auslösen. Das bedeutet: Obwohl keine klassische allergische Reaktion im Sinne einer Immunantwort stattfindet, reagiert der Körper dennoch mit Symptomen wie Hautausschlägen, Juckreiz, Atemproblemen, Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden. Besonders Kinder und Menschen mit bestehenden Unverträglichkeiten oder chronischen Hauterkrankungen (z. B. Urtikaria) gelten als anfälliger.
⚠️ Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern:
Azorubin gehört zu den Azofarbstoffen, die in Zusammenhang mit Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefiziten bei Kindern stehen. Eine vielbeachtete britische Studie („Southampton-Studie“, 2007) zeigte, dass bestimmte Kombinationen von Azofarbstoffen – darunter auch E122 – zusammen mit dem Konservierungsstoff Natriumbenzoat bei Kindern zu Unruhe, Konzentrationsschwäche und impulsivem Verhalten führen können.
Als Konsequenz daraus schreibt die EU seit 2010 einen Warnhinweis auf allen Lebensmitteln vor, die Azorubin enthalten:
„Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“
🧪 Unklare Langzeitwirkungen:
In Tierversuchen wurden bei sehr hohen Dosen Hinweise auf Leberveränderungen und mögliche krebserregende Effekte beobachtet. Diese Ergebnisse lassen sich jedoch nicht direkt auf den Menschen übertragen, da sie meist bei unrealistisch hohen Aufnahmemengen entstanden. Dennoch fordern Fachleute weitere Studien zur Langzeitwirkung auf den menschlichen Organismus, da insbesondere die Kombination mit anderen Stoffen (z. B. Konservierungs- oder Süßstoffe) bislang nicht umfassend erforscht ist.
Insgesamt gilt: Für gesunde Erwachsene gelten kleine Mengen als unbedenklich, solange die empfohlene Tagesdosis nicht überschritten wird. Empfindliche Gruppen wie Kinder, Allergiker oder chronisch Kranke sollten jedoch besonders vorsichtig sein und möglichst auf den Verzehr verzichten.

Wie ist die rechtliche Lage?
In der EU ist Azorubin als Zusatzstoff zugelassen, allerdings nur mit Mengenbeschränkung und Kennzeichnungspflicht. In einigen Ländern – etwa den USA, Norwegen oder Schweden – ist E122 nicht zugelassen oder wurde aus dem Verkehr gezogen, da die gesundheitlichen Risiken als zu hoch eingeschätzt wurden.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eine ADI (Acceptable Daily Intake) – also eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge – von 4 mg/kg Körpergewicht pro Tag festgelegt.
Was können Verbraucher tun?
Wer Azorubin meiden möchte, sollte auf die Zutatenliste achten. Der Stoff kann dort entweder als „Azorubin“, als „E122“ oder unter dem Begriff „künstlicher Farbstoff“ auftauchen. Besonders bei Produkten, die gezielt an Kinder vermarktet werden, lohnt sich ein zweiter Blick.
Wer auf natürliche Alternativen setzen möchte, findet Produkte mit Farbstoffen aus Roter Bete, Paprikaextrakt oder Karottenkonzentrat – diese sind meist besser verträglich und nicht kennzeichnungspflichtig.

Fazit: Bunt bedeutet nicht automatisch unbedenklich
Azorubin (E122) gehört zu den Farbstoffen, die in der Lebensmittelindustrie weit verbreitet sind – vor allem, weil sie Produkte optisch ansprechender machen. Doch die schöne Farbe hat ihren Preis: Während der Farbstoff für die meisten Menschen in kleinen Mengen als unbedenklich gilt, zeigen zahlreiche Studien und Erfahrungsberichte, dass empfindliche Personen, insbesondere Kinder, mit pseudoallergischen Reaktionen oder Verhaltensauffälligkeiten reagieren können.
Besorgniserregend ist vor allem, dass Azorubin nicht nur in Lebensmitteln, sondern auch in Medikamenten, Kosmetika und Nahrungsergänzungsmitteln vorkommen kann – häufig sogar in Produkten, die an Kinder gerichtet sind.
Die gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnungspflicht in der EU ist ein wichtiger Schritt in Richtung Transparenz, doch sie reicht nicht immer aus, um Verbraucher umfassend zu schützen. In einigen Ländern wurde Azorubin deshalb sogar verboten – ein Hinweis darauf, dass die internationale Einschätzung sehr unterschiedlich ausfällt.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte bei verarbeiteten Lebensmitteln regelmäßig einen Blick auf die Zutatenliste werfen – und im Zweifel lieber zu natürlich gefärbten Produkten greifen oder auf stark gefärbte Fertigprodukte verzichten. Besonders für Eltern lohnt sich ein bewusster Einkauf, um unnötige Belastungen für Kinder zu vermeiden.
Am Ende gilt: Farbe kann Freude machen – aber sie sollte nicht zulasten der Gesundheit gehen.
Wenn du auf Azorubin in deinem Essen verzichten möchtest, dann solltest du dir die köstlichen Produkte von Wacker ansehen. Bio, vegan und komplett frei von Zusatzstoffen, Geschmacksverstärkern oder Verdickungsmittel.

Bilder:
Gummibärchen in einer Reihe: Pixabay, stux, 4000476
Wackelpudding mit Schokostreusel: Pixabay, guvo59, #5372247
Saure Fruchtgummis: Pixabay, Hans, #406954
Bonbons: Pixabay, Daria-Yakovleva, #1952997
Quellen:
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (2008) Hyperaktivität und Zusatzstoffe – Gibt es einen Zusammenhang?. Verfügbar unter: https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/hyperaktivitaet_und_zusatzstoffe_gibt_es_einen_zusammenhang.pdf (Zugriff am: 20. März 2025).
Verbraucherzentrale Hamburg (o. D.) Farbstoffe in Lebensmitteln: Das wird uns zu bunt. Verfügbar unter: https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/zusatzstoffe-e-nummern/farbstoffe-lebensmitteln-das-wird-uns-zu-bunt (Zugriff am: 26. März 2025).
Verbraucherzentrale Brandenburg (2024) Von Azorubin bis Zwiebel: Farbstoffe für Ostereier und deren Kennzeichnung. Verfügbar unter: https://www.verbraucherzentrale-brandenburg.de/pressemeldungen/lebensmittel/von-azorubin-bis-zwiebel-farbstoffe-fuer-ostereier-und-deren-kennzeichnung-93764 (Zugriff am: 26. März 2025).