Wenn man sich mit Zusatzstoffen in Lebensmitteln beschäftigt, taucht früher oder später ein Name auf, der chemisch klingt und oft übersehen wird. Polyethylenglycol, kurz PEG, oder als E-Nummer bekannt: E 1521. Klingt nach Labor, nicht nach Essen – und genau das ist der Punkt. Hersteller setzen PEG, ein synthetisches Polymer, in der Lebensmittelindustrie gezielt in bestimmten Produkten ein.
Was ist Polyethylenglycol überhaupt?
PEG ist kein natürlich vorkommender Stoff, sondern entsteht durch die Polymerisation von Ethylenoxid – einem chemischen Ausgangsstoff, der unter anderem auch in Frostschutzmitteln zum Einsatz kommt. Je nach Kettenlänge entsteht daraus ein wachsartiger, zäher oder flüssiger Stoff. Dieser wird in unterschiedlichsten Industrien verwendet wird – von Kosmetik über Pharma bis hin zur Lebensmittelbranche.

In welchen Lebensmitteln steckt PEG?
Die Verwendung von Polyethylenglycol (E 1521) in Lebensmitteln ist auf den ersten Blick eher unauffällig. Genau das macht es für viele Verbraucher so schwer erkennbar. Im Gegensatz zu prominenteren Zusatzstoffen wie Farbstoffen oder Geschmacksverstärkern wird PEG nicht direkt für den Geschmack oder die Farbe eingesetzt. Stattdessen erfüllt rein technologische Zwecke. Das bedeutet: Es soll bestimmte Prozesse erleichtern oder die physikalischen Eigenschaften eines Produkts verbessern – nicht jedoch seine sensorische Wahrnehmung.
In der EU ist E 1521 zugelassen, allerdings nur in genau definierten Mengen und für bestimmte Produktgruppen. Das betrifft vor allem folgende Anwendungsbereiche:
- Kapseln und Tabletten bei Nahrungsergänzungsmitteln: PEG dient hier als Gleitmittel, Überzugsmittel oder Füllstoff, um die Einnahme zu erleichtern und die Wirkstoffe besser zu stabilisieren.
- Dragierte Süßigkeiten: In Bonbons oder Schokolinsen findet sich PEG oft im äußeren Überzug, wo es für Glanz sorgt und das Produkt vor Feuchtigkeit schützt.
- Aromaträger in Trockenprodukten: Bei Instantgetränken, Würzmischungen oder Pulverprodukten wird PEG eingesetzt, um flüchtige Aromastoffe zu binden und gleichmäßig zu verteilen.
- Überzüge für Kaugummis: Auch hier hilft PEG, die Oberfläche geschmeidig zu halten und das Kauerlebnis angenehmer zu gestalten.
- Diätetische Lebensmittel: In bestimmten medizinisch oder diätetisch verordneten Produkten kann PEG als Füllstoff oder Lösungsvermittler eingesetzt werden.

Obwohl der Einsatz technisch begründet ist, wirft das in der Praxis berechtigte Fragen auf:
Muss ein Nahrungsergänzungsmittel wirklich glänzen? Ist ein künstlich glatter Kaugummi wichtiger als ein möglichst natürlicher Inhaltsstoff? Und wie transparent ist es, wenn ein solcher Stoff – der mitunter aus Erdöl-basierten Grundstoffen stammt – nur in winziger Schrift auf der Verpackung auftaucht?
Vor allem bei Produkten, die gesund oder „clean“ wirken sollen, lohnt sich ein zweiter Blick. Denn gerade in vermeintlich „funktionalen Lebensmitteln“, also Nahrungsergänzungen oder diätetischen Produkten, ist PEG häufiger vertreten, als viele denken – meist, ohne dass die Verbraucher wirklich wissen, was sich hinter der Bezeichnung E 1521 verbirgt.
Kritische Aspekte: Was macht Polyethylenglycol bedenklich?
PEG wird in der Regel als „technischer Hilfsstoff“ deklariert. Das bedeutet, es wird nicht direkt verzehrt, sondern dient der Verarbeitung oder Stabilisierung. Dennoch gelangt es über viele Produkte in unseren Körper. Und genau hier beginnen die Grauzonen:
Synthetische Herkunft
PEG ist ein rein künstlich erzeugter Stoff – nicht aus natürlichen Zutaten, sondern aus Erdölderivaten. Das allein macht es nicht automatisch gefährlich. Aber es wirft die Frage auf, ob solche Verbindungen überhaupt in Lebensmitteln notwendig sind.
Rückstände aus der Produktion
Bei der Herstellung von PEG können kritische Nebenprodukte wie 1,4-Dioxan oder Ethylenoxid entstehen. Diese Substanzen stehen im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Zwar gelten in der EU strenge Grenzwerte, aber die Tatsache, dass solche Stoffe überhaupt ins Spiel kommen, sollte Verbraucher wachsam machen.

Welche Wirkung im Körper hat Polyethylenglycol?
Polyethylenglycol (E 1521) wird häufig als technisch unbedenklich eingestuft, da es im Körper nicht resorbiert. Stattdessen wird es größtenteils unverändert wieder ausgeschieden – vor allem über den Urin. Mediziner setzen PEG aufgrund dieser Eigenschaft gezielt als Abführmittel (Macrogol) ein – etwa zur Behandlung chronischer Verstopfung. Dort ist es in deutlich höheren Dosen enthalten als in Lebensmitteln – dennoch zeigt sich hier ein wichtiger Punkt:
PEG kann bei empfindlichen Personen – vor allem bei Kindern, Senioren oder Menschen mit empfindlichem Magen-Darm-Trakt – bereits in geringeren Mengen zu Blähungen, Durchfall oder Bauchkrämpfen führen. Diese Effekte sind zwar nicht bei jedem zu beobachten, aber sie verdeutlichen etwas Zentrales. Völlig neutral ist der Stoff nicht, vor allem nicht bei regelmäßigem Konsum.
Was PEG im Körper also tut, hängt auch von Menge, Häufigkeit und individueller Empfindlichkeit ab. Diese Faktoren sind die bei industriell verarbeiteten Lebensmitteln schwer kalkulierbar. Besonders kritisch wird es, wenn PEG nicht nur über ein Produkt, sondern über viele kleine Quellen hinweg regelmäßig aufgenommen wird.
Langzeitfolgen von Polyethylenglycol – ein (noch) blinder Fleck?
Ein weiteres Problem: Obwohl PEG bereits seit Jahren in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie verwendet wird, gibt es kaum belastbare Langzeitstudien zur oralen Aufnahme in kleinen Mengen – also genau dem Szenario, das im Alltag der Fall ist. Zwar gilt der Stoff nach bisherigem Stand als „gut verträglich“, doch das basiert primär auf Kurzzeitbeobachtungen oder Tierversuchen.
Bisher ist nicht geklärt, wie sich eine dauerhafte, geringfügige PEG-Aufnahme über viele Jahre hinweg auf den Körper auswirkt. Insbesondere bei Kindern, Schwangeren oder Menschen mit Vorerkrankungen ist dies fragwürdig. Wissenschaftler haben die Kombination mit anderen gleichzeitig konsumierten Zusatzstoffen (z. B. Emulgatoren, Farbstoffe oder Süßstoffe) bisher kaum erforscht.
In der Praxis bedeutet das: Wir bewegen uns in einem Graubereich. Vieles beruht auf Annahmen und weniger auf fundierten Langzeitdaten. Für einen Stoff, der potenziell mit kritischen Verunreinigungen (z. B. Ethylenoxid, 1,4-Dioxan) behaftet sein kann und ursprünglich nicht für den Verzehr gedacht war, ist das ein bedenklicher Zustand.

Muss das wirklich sein?
Hier stellt sich eine grundsätzliche Frage. Wollen wir in Lebensmitteln einen Stoff haben, der primär in Pharmazeutika, Kosmetik und der Industrie verwendet wird? Einen Stoff, der zwar offiziell als „unbedenklich“ gilt, aber in seiner Wirkung und Herkunft weit entfernt von natürlichen Zutaten ist?
Kritiker fordern seit Jahren, synthetische Hilfsstoffe wie PEG strenger zu regulieren oder durch natürlichere Alternativen zu ersetzen. Vor allem, wenn der Nutzen rein technischer Natur ist, also beispielsweise für den Glanz einer Tablette oder die Stabilität eines Pulvers.
Fazit: Technisch clever – aber gesundheitlich fragwürdig
Polyethylenglycol (E 1521) ist ein Beispiel dafür, wie weit die moderne Lebensmittelproduktion von natürlichen Rohstoffen entfernt sein kann. Der Zusatzstoff hat technische Vorteile, das steht außer Frage – aber zu welchem Preis? Für Menschen, die sich bewusst ernähren möchten, ist E 1521 kein Stoff, der auf dem Speiseplan stehen muss.
Der Blick auf die Zutatenliste lohnt sich also – und manchmal ist weniger einfach mehr.
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Quellen
Younes, M. et al. (2018) ‘Refined exposure assessment of polyethylene glycol (E 1521) from its use as a food additive’, EFSA Journal, 16(6), S. 5293. Verfügbar unter: https://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/5293 (Zugriff am: 21. März 2025).
MCC – Menssing Chemiehandel & Consultants GmbH (o. D.) Polyethylene Glycol (PEG). Verfügbar unter: https://mcc-hamburg.de/produkt/polyethylene-glycol-peg/ (Zugriff am: 27. März 2025).
Bilder
Blau weiße Kapseln: Pixabay, ranys, #2207622
Gelbe und weiße Kapseln: Pixabay, birgl, #7055179
Schokolinsen: Pixabay, Engin_Akyurt, #6757653
Jelly Beans: Pixabay, Tariq786 #1424004
Bunte Tic Tacs: Pixabay, Brett_Hondow, #1420767