Lebensmittelindustrie Zusatzstoffe ungesund

Ob farbenfrohe Gummibärchen, streichzarte Margarine oder das knusprige Frühstücksmüsli – viele unserer alltäglichen Lebensmittel wären ohne sie kaum denkbar: Zusatzstoffe. Sie sorgen für Stabilität, Geschmack, Farbe, Haltbarkeit und Konsistenz. Doch sie werfen auch viele Fragen auf: Braucht die Lebensmittelindustrie wirklich so viele Zusatzstoffe? Oder geht es eher um Kosten, Effizienz – und weniger um den Nutzen für uns Verbraucher?

🔍 Warum werden Zusatzstoffe in der Lebensmittelindustrie eingesetzt?

Zusatzstoffe sind chemische oder natürliche Substanzen, die absichtlich Lebensmitteln zugesetzt werden, um deren Eigenschaften zu verändern oder zu erhalten. Sie haben keinen eigenen Nährwert und dienen in der Regel nicht dem direkten Verzehr, sondern erfüllen technologische, optische oder geschmackliche Funktionen.

Ohne Zusatzstoffe wären viele Lebensmittel nicht so, wie wir sie heute kennen: lange haltbar, gleichbleibend in Qualität und optisch ansprechend. Hier einige zentrale Gruppen und ihre Aufgaben:

  • Konservierungsstoffe
    Sie schützen Lebensmittel vor dem Wachstum von Bakterien, Schimmel und anderen Mikroorganismen, die Produkte verderben lassen könnten. Dadurch verlängern sie die Haltbarkeit und machen Transport und Lagerung überhaupt erst möglich – ein großer Vorteil für den Handel, aber auch für Haushalte mit Vorratshaltung.
  • Emulgatoren
    Diese ermöglichen es, eigentlich nicht mischbare Flüssigkeiten wie Wasser und Öl dauerhaft miteinander zu verbinden – wie bei Margarine, Mayonnaise oder Speiseeis. Ohne Emulgatoren würden diese Produkte ausflocken oder sich trennen. Emulgatoren wie Lecithin (E 322) gelten als vergleichsweise natürlich und sind oft pflanzlichen Ursprungs (z. B. aus Soja oder Sonnenblumen).
  • Farbstoffe
    Sie sorgen dafür, dass ein Produkt frisch, appetitlich oder einfach „so wie erwartet“ aussieht. Beispielsweise soll Fruchtjoghurt eine intensive Farbe haben – auch wenn die verwendeten Früchte allein das nicht hergeben. Farbstoffe wie Beta-Carotin (E 160a) oder Curcumin (E 100) werden auch aus natürlichen Quellen gewonnen, während andere synthetisch hergestellt sind und in der Kritik stehen.
  • Aromen und Geschmacksverstärker
    Beim industriellen Verarbeiten von Lebensmitteln gehen oft natürliche Aromen verloren. Um diesen Geschmacksverlust auszugleichen, werden künstliche oder naturidentische Aromen zugesetzt. Geschmacksverstärker wie Mononatriumglutamat (E 621) intensivieren dabei den Eigengeschmack eines Produkts – besonders in Fertigsuppen, Chips oder Würzmischungen.
  • Säureregulatoren
    Diese Stoffe sorgen für einen stabilen pH-Wert, was sowohl die Haltbarkeit als auch den Geschmack beeinflusst. Sie verhindern z. B., dass sich bestimmte Stoffe zersetzen oder ausflocken, und helfen, ein konstantes Geschmacksprofil zu wahren – etwa bei Erfrischungsgetränken, Ketchup oder Konserven.

Für die Lebensmittelindustrie sind diese Stoffe praktisch unverzichtbar – denn sie ermöglichen standardisierte, lange haltbare und kostengünstige Produkte, die auch nach Wochen im Regal noch schmecken wie frisch produziert.

Lebensmittelindustrie

🏭 Massenproduktion braucht Planungssicherheit – und Zusatzstoffe liefern sie

Stell dir vor, du bist Teil eines Unternehmens, das täglich Millionen von Lebensmitteln herstellt: Joghurts, Brote, Fertiggerichte, Müsliriegel, Limonaden. Diese Produkte landen in Supermarktregalen, Kantinen, Automaten – und müssen dabei nicht nur gut schmecken, sondern auch stabil, sicher und effizient produzierbar sein.

Was bedeutet das konkret?

Lebensmittel sollen sicher konsumierbar sein
Die Hygieneanforderungen in der Industrie sind hoch – dennoch können Mikroorganismen, Gärungsprozesse oder chemische Reaktionen ein Produkt gefährden. Zusatzstoffe wie pH-Stabilisatoren, Konservierungsmittel oder Antischimmelmittel reduzieren dieses Risiko deutlich.

🔁 Produkte sollen immer gleich aussehen und schmecken
Konsument:innen erwarten Konstanz. Wenn du heute einen Fruchtjoghurt kaufst, soll er genauso süß, rosa und cremig sein wie der letzte. Naturprodukte schwanken – je nach Saison, Reifegrad oder Lieferant. Zusatzstoffe helfen, diese natürlichen Unterschiede auszugleichen und ein gleichbleibendes Produkt zu garantieren.

📆 Lebensmittel sollen möglichst lange haltbar sein
Vor allem in der globalen Lieferkette ist Zeit ein kritischer Faktor. Produkte müssen gelagert, transportiert und manchmal über viele Tage oder Wochen verkauft werden. Konservierungsstoffe oder Antioxidantien verlängern die Haltbarkeit und verringern die Gefahr von Verderb oder Qualitätsverlust.

💶 Die Produktion soll möglichst günstig und effizient sein
Rohstoffe kosten Geld – und natürliche Zutaten sind oft teuer und verderblich. Zusatzstoffe können helfen, günstige Alternativen zu verwenden, ohne dass Konsistenz oder Geschmack leiden. Emulgatoren etwa sorgen dafür, dass weniger Fett notwendig ist. Verdickungsmittel geben dem Produkt Volumen – ohne teure Inhaltsstoffe.

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🧠 Notwendig für die Lebensmittelindustrie – aber nicht immer unbedenklich?

Nicht alle Zusatzstoffe sind per se gefährlich – das ist klar. Viele stammen aus natürlichen Quellen, sind gut erforscht und erfüllen durchaus sinnvolle Zwecke: Sie stabilisieren, konservieren, färben oder verbessern die Textur von Lebensmitteln. Und ja, in der EU zugelassene Zusatzstoffe wurden vor ihrer Genehmigung auf Sicherheit geprüft. Aber diese Prüfung ist kein Freibrief.

Denn: Nicht jeder Zusatzstoff ist für jeden Menschen gleichermaßen verträglich. Und nicht jeder Zusatzstoff ist notwendig – viele sind schlicht Mittel zum Zweck der Vermarktung.

Vor allem für Kinder, Allergiker oder Menschen mit empfindlichem Magen-Darm-System kann die schöne Fassade auf dem Etikett zur echten Belastung werden.
Beispiele:

  • Bestimmte Farbstoffe wie E 102 (Tartrazin) stehen im Verdacht, Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern zu begünstigen.
  • Sulfite, oft in Trockenfrüchten oder Wein, können Allergien oder Asthma-Anfälle auslösen.
  • Polyole (Zuckeralkohole wie Sorbit oder Xylit), die in Light-Produkten oder Kaugummis verwendet werden, wirken in größeren Mengen abführend und blähend – genau das, was viele vermeiden wollen.

🚦Die Rolle der Gesetzgebung

In der EU dürfen Zusatzstoffe nur verwendet werden, wenn sie zugelassen und als sicher eingestuft wurden. Die Verwendung ist streng geregelt, und jeder Stoff muss auf der Verpackung deklariert werden – meist mit einer Funktionsbezeichnung und einer E-Nummer (z. B. „Farbstoff: E 160a“ für Beta-Carotin).

Doch nicht alle Stoffe müssen auf der Verpackung auftauchen – z. B. Verarbeitungshilfsstoffe, die im Endprodukt nicht mehr nachweisbar sind. Diese Graubereiche sorgen für Unsicherheit bei Verbrauchern – und machen Transparenz wichtiger denn je.

🥗 Fazit: Brauchen wir Zusatzstoffe?

Ja – aber nicht in diesem Ausmaß.
Viele Zusatzstoffe haben sinnvolle Funktionen und machen unsere Lebensmittel sicherer, haltbarer oder sogar gesünder (z. B. zugesetzte Vitamine oder Ballaststoffe). Doch der massive Einsatz in der industriellen Massenproduktion führt auch zu hochverarbeiteten Produkten, deren Nährwert und Natürlichkeit leidet.

Für Verbraucher gilt:
🔎 Informiert einkaufen, Zutatenlisten lesen und möglichst unverarbeitete Produkte wählen.
Denn je kürzer die Zutatenliste – desto weniger brauchst du dir Gedanken über Zusatzstoffe zu machen.

Du hast nicht immer die Zeit, frisch zu kochen, möchtest aber auch nicht auf Fertigprodukte zurückgreifen, die voller Zusatzstoffe sind? Dann solltest du dir unbedingt die Gerichte und Suppen von bleibwacker ansehen. Diese sind nicht einfach nur bio, sondern viel mehr. Denn dort werden auf jene Zusatzstoffe nicht verwendet, die bei Bio erlaubt sind. Du findest darin nur Zutaten, die du beim Kochen auch selbst verwenden würdest.

Bilder
Supermarkt Obst: Pixabay, stevepb #1232944
Kühlregal: Pixabay, quirrel_photos, #4052658
Fruchtgummi: Pixabay, VirginiaG, #650794
Titelbild: Pixabay, jarmoluk, #282239

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), 2024. Gesundheitliche Bewertung von Lebensmittelzusatzstoffen. [online] Verfügbar unter: https://www.bfr.bund.de/de/gesundheitliche_bewertung_von_lebensmittelzusatzstoffen-2274.html [Zugriff am 14. Apr. 2025].

European Food Safety Authority (EFSA), 2024. Food additives. [online] Verfügbar unter: https://www.efsa.europa.eu/en/topics/topic/food-additives [Zugriff am 14. Apr. 2025].

World Health Organization (WHO), 2024. Food additives. [online] Verfügbar unter: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/food-additives [Zugriff am 14. Apr. 2025].

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