Wie Zusatzstoffe das Mikrobiom beeinflussen
Die menschliche Gesundheit hängt in hohem Maße von einem ausgewogenen Darm-Mikrobiom ab – jenem komplexen Ökosystem aus Billionen von Mikroorganismen, die unseren Verdauungstrakt besiedeln. In den letzten Jahren hat die Forschung zunehmend Hinweise darauf geliefert, dass bestimmte Lebensmittelzusatzstoffe dieses empfindliche Gleichgewicht stören können. In diesem Beitrag beleuchten wir, welche Zusatzstoffe im Verdacht stehen, das Darm-Mikrobiom negativ zu beeinflussen – und was das für unsere Gesundheit bedeutet.
🧬 Warum ist das Darm-Mikrobiom so wichtig?
Das Darm-Mikrobiom übernimmt zentrale Aufgaben in unserem Körper: Es unterstützt die Verdauung, bildet Vitamine, stärkt das Immunsystem und schützt vor Krankheitserregern. Ist dieses Gleichgewicht gestört – etwa durch eine falsche Ernährung oder Medikamente –, kann das weitreichende Folgen haben: von Verdauungsproblemen über Allergien bis hin zu chronischen Entzündungen.
Zusatzstoffe unter der Lupe: Wer stört das Mikrobiom?
Die moderne Lebensmittelindustrie nutzt eine Vielzahl an Zusatzstoffen, um Produkte haltbarer, geschmackvoller oder optisch ansprechender zu machen. Einige davon stehen im Verdacht, das Mikrobiom negativ zu beeinflussen:
1. Emulgatoren (z. B. Polysorbat 80, Carboxymethylcellulose)
Diese Stoffe werden eingesetzt, um fett- und wasserhaltige Bestandteile in Lebensmitteln zu vermischen (z. B. in Dressings, Margarine oder Eiscreme).
Studienergebnisse:
- Tierstudien zeigen, dass Emulgatoren die Schleimhaut im Darm angreifen und das Wachstum entzündungsfördernder Bakterien begünstigen können.
- Sie können so Dysbiosen (Ungleichgewichte im Mikrobiom) auslösen und damit entzündliche Darmerkrankungen fördern.

2. Süßstoffe (z. B. Saccharin, Sucralose, Aspartam)
Diese Zuckerersatzstoffe sind kalorienarm – aber nicht folgenlos.
Wissenschaftliche Erkenntnisse:
Studien deuten darauf hin, dass künstliche Süßstoffe die Zusammensetzung der Darmflora verändern können – oft zugunsten solcher Bakterien, die Entzündungen fördern oder die Glukoseverwertung beeinträchtigen. Besonders Sucralose, häufig in Light-Getränken und Proteinriegeln enthalten, steht im Verdacht, das Wachstum nützlicher Bakterien wie Lactobacillus und Bifidobacterium zu hemmen. Gleichzeitig könnten unerwünschte Bakterienarten zunehmen.
Diese mikrobielle Verschiebung könnte langfristig zu Glukoseintoleranz, einer gestörten Insulinantwort und damit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes beitragen – auch bei Personen mit normalem Körpergewicht.

3. Konservierungsstoffe (z. B. Natriumbenzoat, Kaliumsorbat)
Konservierungsstoffe sollen das Wachstum unerwünschter Mikroorganismen in Lebensmitteln verhindern – ein sinnvoller Zweck aus hygienischer Sicht. Doch genau diese Wirkung könnte sich auch im menschlichen Körper fortsetzen.
Problematisch dabei:
Einige dieser Substanzen, insbesondere Natriumbenzoat und Kaliumsorbat, besitzen antibakterielle Eigenschaften, die nicht nur schädliche, sondern auch gesundheitsfördernde Darmbakterien beeinträchtigen können. Studien deuten darauf hin, dass sie das mikrobielle Gleichgewicht im Darm stören und damit wichtige Funktionen wie die Immunabwehr oder die Vitaminproduktion negativ beeinflussen könnten.
Zwar fehlen noch umfassende Langzeitstudien am Menschen, doch die Hinweise auf eine potenzielle Schwächung des Mikrobioms durch regelmäßigen Verzehr konservierter Lebensmittel nehmen zu.
4. Nanopartikel (z. B. Titandioxid, E171 – mittlerweile in der EU verboten)
Titandioxid (E171) wurde über viele Jahre hinweg als Weißpigment in Süßwaren, Backwaren und Zahnpasta eingesetzt. Seit 2022 ist der Zusatzstoff in der EU als Lebensmittelzusatz offiziell verboten – unter anderem wegen möglicher Risiken für die Gesundheit.

Wissenschaftlicher Hintergrund:
Tierversuche und Zellstudien deuten darauf hin, dass Titandioxid in nanopartikulärer Form Entzündungen im Darm fördern und die Darmbarriere durchlässiger machen kann – ein Prozess, der auch als „leaky gut“ bekannt ist.
Außerdem wurden Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmmikrobiota beobachtet. Bestimmte nützliche Bakterienarten nahmen ab, während entzündungsfördernde Bakterien zunahmen – ein potenzielles Risiko für chronische Darmerkrankungen.
🔍 Aktuelle Studienlage & offene Fragen
Die Forschung steckt in Teilen noch in den Kinderschuhen. Viele der Erkenntnisse stammen aus Tierversuchen oder Laborstudien. Doch die Hinweise auf eine mögliche Mikrobiom-schädigende Wirkung sind ernst zu nehmen – gerade bei regelmäßigem Konsum verarbeiteter Lebensmittel.
Zukünftige Studien müssen:
- Effekte auf den Menschen detaillierter erforschen.
- Synergieeffekte bei mehreren Zusatzstoffen untersuchen.
- Rückschlüsse auf chronische Krankheiten (z. B. Morbus Crohn, Reizdarm) ermöglichen.
Wie kann ich mich schützen?
Wer sein Darmmikrobiom aktiv schützen möchte, kann bereits mit einfachen Maßnahmen im Alltag viel bewirken. Ein erster Schritt ist es, die Zutatenlisten von Lebensmitteln aufmerksam zu lesen und dabei problematische Zusatzstoffe wie Polysorbat 80, Carboxymethylcellulose (E466), Aspartam (E951) oder Kaliumsorbat (E202) gezielt zu meiden.
Statt auf stark verarbeitete Produkte zurückzugreifen, lohnt es sich, unverarbeitete und frische Lebensmittel zu bevorzugen – insbesondere Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und fermentierte Speisen wie Joghurt oder Sauerkraut, die nachweislich eine gesunde Darmflora unterstützen.
Am effektivsten ist es jedoch, so oft wie möglich selbst zu kochen. Wer selbst den Kochlöffel schwingt, behält die volle Kontrolle über die Zutaten und kann ganz bewusst auf künstliche Zusätze verzichten.
Du wünschst dir leckeres und gesundes Essen auf deinem Teller, aber in deinem Alltag mangelt es dir an Zeit, dir frisch zu kochen? Dann solltest du dir unbedingt die Fastensuppen von bleibwacker ansehen. Bio, vegan und komplett frei von Zusatzstoffen. Gut für dich, gut für deinen Darm.

Suez, J., Cohen, Y., Valdés-Mas, R., Mor, U., Dori-Bachash, M., Federici, S., Zmora, N., Leshem, A., Heinemann, M., Linevsky, R., Rothschild, D., Zilberman-Schapira, G., Ben-Zeev Brik, R., Regev-Lehavi, D., Sorek, N., Shanahan, F., Elinav, E. und Segal, E., 2022. Personalisierte, mikrobiomabhängige Effekte nicht-nutritiver Süßstoffe auf die Glukosetoleranz beim Menschen. Cell, 185(18), S.3307–3328.e19. Online verfügbar unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0092867422009199 [Zugriff am 22. April 2025].
Zhang, Z., Pamer, E.G. & Zhang, Z., 2024. Common food preservative has unexpected effects on the gut microbiome. Biological Sciences Division, University of Chicago. Verfügbar unter: https://biologicalsciences.uchicago.edu/news/food-preservatives-gut-microbiome [Zugriff am 22. April 2025].
Pinget, G., Tan, J.K., Janac, B., et al., 2019. Impact of the Food Additive Titanium Dioxide (E171) on Gut Microbiota-Host Interaction. Frontiers in Nutrition, 6, Artikel 57. Verfügbar unter: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnut.2019.00057/full [Zugriff am 22. April 2025].
Mu, W., Wang, Y., Li, M., et al., 2020. Restraining the TiO2 nanoparticles-induced intestinal inflammation and microbiota dysbiosis by dietary fibers in mice. Food and Chemical Toxicology, 141, 111417. Verfügbar unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0147651320312306 [Zugriff am 22. April 2025].
Dressing: Pixabay, laustkehlet, #6122670
Zahnpasta: Pixabay, stevepb, #3191097