Allurarot (E129)

Allurarot – klingt harmlos, fast ein bisschen poetisch. Doch hinter dem Namen verbirgt sich ein synthetischer Farbstoff, der in vielen Lebensmitteln steckt und seit Jahren in der Kritik steht. Was genau ist E129, warum ist er umstritten – und wo begegnet er uns im Alltag?

Was ist Allurarot?

Allurarot AC, auch bekannt unter der Bezeichnung E129, ist ein künstlicher Lebensmittelfarbstoff, der häufig eingesetzt wird, um Produkten ein intensives, leuchtend rotes bis rötlich-oranges Aussehen zu verleihen. Die Farbe wirkt appetitlich und soll bestimmte Aromen – etwa Erdbeere, Kirsche oder Himbeere – visuell unterstreichen.

Chemisch gehört Allurarot zur Gruppe der Azo-Farbstoffe, die ihren Namen dem enthaltenen Azogruppe (-N=N-) verdanken. Diese Stoffklasse wurde ursprünglich aus Teerfarbstoffen gewonnen, wird heute aber überwiegend synthetisch hergestellt – in der Regel aus Erdöl-basierten Ausgangsstoffen.

Allurarot ist wasserlöslich sowie licht-, säure- und hitzestabil, was ihn besonders vielseitig macht. Genau diese Eigenschaften machen ihn für die Lebensmittelindustrie attraktiv: Er bleibt auch bei langen Transportwegen, wechselnden Temperaturen und bei der Zubereitung stabil – ohne dass sich die Farbe verändert oder verblasst.

Obwohl der Farbstoff optisch für mehr „Appetit“ sorgt, ist sein gesundheitlicher Nutzen gleich null – sein Einsatz ist rein kosmetischer Natur.

In welchen Produkten steckt Allurarot E129?

Allurarot wird oft verwendet in:

  • Süßwaren (z. B. Gummibärchen, Bonbons, Kaugummi)
  • Getränken (v. a. aromatisierten Softdrinks)
  • Desserts und Speiseeis
  • Fertigsuppen und Instant-Nudeln
  • Backwaren und Glasuren
  • Gewürzmischungen und Soßen

Er kommt besonders häufig in Produkten vor, die für Kinder vermarktet werden – etwa in bunten Süßigkeiten oder auffällig gefärbten Getränken.

Allurarot

Warum ist Allurarot umstritten?

1. Hyperaktivität bei Kindern

Studien legen nahe, dass E129 zusammen mit anderen Farbstoffen mit Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität in Verbindung stehen kann. Besonders bekannt wurde in diesem Zusammenhang die „Southampton-Studie“ aus dem Jahr 2007, die einen möglichen Zusammenhang zwischen bestimmten Farbstoffen und ADHS-ähnlichen Symptomen bei Kindern untersuchte.

In der EU müssen Produkte mit E129 deshalb den Warnhinweis tragen:

„Kann die Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen.“

2. Allergien & Unverträglichkeiten

Allurarot kann bei empfindlichen Personen sogenannte pseudoallergische Reaktionen auslösen. Diese ähneln echten allergischen Symptomen, entstehen jedoch ohne eine immunologische Ursache. Typische Beschwerden sind zum Beispiel Hautausschläge, Juckreiz, Nesselsucht, Kopfschmerzen, Schwellungen, aber auch Atembeschwerden bis hin zu Asthmaanfällen.

Besonders betroffen sind häufig Menschen mit einer generellen Empfindlichkeit gegenüber Azo-Farbstoffen, sowie Personen mit Unverträglichkeiten gegenüber Salicylaten (eine Stoffgruppe, zu der auch der Wirkstoff in Aspirin gehört). Bei ihnen können selbst kleine Mengen Allurarot Beschwerden hervorrufen.

Auch bei Kindern wird über eine erhöhte Reaktionsbereitschaft berichtet – insbesondere, wenn bereits eine Neigung zu Neurodermitis, Asthma oder Allergien besteht.

Zwar sind diese Reaktionen vergleichsweise selten, doch wer betroffen ist, reagiert oft schon auf sehr geringe Dosen. Deshalb ist es wichtig, aufmerksam auf die Zutatenlisten von Lebensmitteln zu achten – insbesondere bei auffällig gefärbten Produkten.

Allurarot

3. Tierversuche und Krebsverdacht

In verschiedenen Tierversuchen zeigten sich Hinweise darauf, dass Allurarot bei sehr hohen Dosierungen möglicherweise genotoxische Effekte auslösen kann – also Veränderungen oder Schäden am Erbgut, die langfristig das Risiko für Krebserkrankungen erhöhen könnten.

Einige Studien mit Mäusen und Ratten wiesen auf DNA-Schäden sowie eine erhöhte Tumorbildung in bestimmten Organen hin, insbesondere bei extrem hoher Zufuhr über längere Zeiträume. So zeigte eine Untersuchung, dass Ratten, die über ein Jahr hohe Mengen von E129 erhielten, eine erhöhte Inzidenz von Schilddrüsentumoren entwickelten (Sasaki et al., 2002). Andere Studien belegten potenzielle entzündungsfördernde Effekte im Verdauungstrakt (Elhkim et al., 2007).

Wichtig: Die verabreichten Mengen lagen oft weit über dem, was Menschen im Alltag konsumieren würden. Dennoch stellen sich viele Wissenschaftler:innen die Frage, wie sich eine chronische, niedrig dosierte Belastung über Jahre hinweg auswirken könnte – insbesondere bei Kindern oder Menschen mit Vorerkrankungen.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die zulässige Tagesdosis für Allurarot auf 7 mg pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt (EFSA, 2009). In ihrer Bewertung betonte sie, dass ein Risiko bei Einhaltung dieser Grenze unwahrscheinlich sei – gleichzeitig fordert sie jedoch weitere Langzeitstudien, um die Sicherheit abschließend beurteilen zu können.

Aufgrund der unsicheren Datenlage und möglicher Risiken ist Allurarot in einigen Ländern – darunter Norwegen und Dänemark – vorsorglich verboten.

In welchen Ländern ist E129 erlaubt?

Während Allurarot in der EU zugelassen ist (mit Mengenbegrenzung und Warnhinweis), ist der Farbstoff in einigen Ländern verboten – darunter:

  • Norwegen
  • Dänemark
  • Schweden
  • Schweiz (in bestimmten Produkten)

Anders sieht es in den USA aus: Dort ist Allurarot unter dem Namen Red 40 weit verbreitet und ohne speziellen Warnhinweis zugelassen. Er gehört dort zu den am häufigsten eingesetzten Farbstoffen – insbesondere in Süßwaren, Getränken und Frühstücksprodukten für Kinder.

Diese Unterschiede zeigen deutlich: Was in einem Land als unbedenklich gilt, wird andernorts kritisch hinterfragt – ein Grund mehr, selbst genauer hinzuschauen.

Allurarot

Fazit: Was du tun kannst

Auch wenn Allurarot (E129) gesetzlich zugelassen ist, spricht einiges dafür, auf Produkte mit diesem Farbstoff zu verzichten – insbesondere, wenn sie an Kinder gehen oder du empfindlich auf Zusatzstoffe reagierst.

Unser Tipp:
📌 Zutatenliste genau lesen – E129 oder Allurarot meiden
📌 Lebensmittel ohne künstliche Farbstoffe wählen
📌 Auf Produkte mit kurzer Zutatenliste setzen – idealerweise mit natürlichen Farben aus Roter Bete, Paprika oder Kurkuma

Und wie immer gilt:
Je natürlicher das Produkt, desto besser für dich und deinen Körper.

Du wünschst dir, dass häufiger natürliche Produkte auf deinem Teller landen? Aber du hast nicht immer Zeit und Muße, dir stundenlang in der Küche etwas zuzubereiten? Dann solltest du dir unbedingt die breite Produktvielfalt von bleibwacker ansehen. Von köstlichen Müslis über herzhaften Gerichten bis zu süßen Snacks: Dort findest du alles, was dein Herz begehrt.

Gelbes Gummibärchen und rotes Gummibärchen: Pixabay, SLPix, #4563479
Saure Gummibärchen: Pixabay, la-fontaine, #93988
Lutscher: Pixabay, ignartonosbg, #7678916
Himbeerbonbons: Pixabay, Kathas_Fotos, #5027687

Ali, S.H., Kumar, A., Arshad, M., Khan, H.A., 2021. Genotoxic and cytotoxic effects of food dye Allura Red AC (E129) on Swiss albino mice. ScienceDirect. [online] Verfügbar unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/B9780128166796000103 [Zugriff am 22. Apr. 2025].

EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit), 2009. Wissenschaftliche Stellungnahme zur Neubewertung von Allurarot AC (E 129) als Lebensmittelzusatzstoff. EFSA Journal, 7(11), S. 1327. [online] Verfügbar unter: https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.2903/j.efsa.2009.1327 [Zugriff am 22. Apr. 2025].

Sasaki, Y.F., Kawaguchi, S., Kamaya, A., Ohshita, M., Kabasawa, K., Iwama, K., Taniguchi, K. und Tsuda, S., 2002. The comet assay with 8 mouse organs: Results with 39 currently used food additives. Mutation Research/Genetic Toxicology and Environmental Mutagenesis, 519(1-2), S.103–119. [online] Verfügbar unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1383571802001286 [Zugriff am 22. Apr. 2025].

Kwon, Y.H., Kim, M. und Chassaing, B., 2022. Common food dye can trigger inflammatory bowel diseases. ScienceDaily. [online] Verfügbar unter: https://www.sciencedaily.com/releases/2022/12/221220112440.htm [Zugriff am 22. Apr. 2025].

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Mit akademischen Hintergrund und umfangreicher Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten bringe ich eine analytische Denkweise und eine Leidenschaft für gründliche Recherche mit. Mein Ziel ist es, präzise und verständliche Informationen über Zusatzstoffe und ihre Auswirkungen auf unsere Ernährung bereitzustellen. So möchte ich dazu beitragen, dass unsere Leser fundierte Entscheidungen treffen und ein tieferes Verständnis für die Inhaltsstoffe ihrer Lebensmittel entwickeln.

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