Ob knalliger Fruchtjoghurt, leuchtend orange Limo oder pastellfarbene Süßigkeiten – viele Lebensmittel wären ohne sie farblos: Lebensmittelfarbstoffe. Sie sorgen für ein attraktives Aussehen, wecken Erwartungen an Geschmack und Frische – und beeinflussen unsere Kaufentscheidung oft mehr, als wir denken. Doch wie natürlich sind diese Farben wirklich? Und welche Farbstoffe sind unbedenklich – welche bedenklich?
In diesem Beitrag nehmen wir Farbstoffe genauer unter die Lupe: Was sie sind, warum sie verwendet werden, welche gesundheitlichen Risiken bestehen – und worauf du als Verbraucher:in achten solltest.
🎨 Was sind Farbstoffe – und warum werden sie verwendet?
Farbstoffe sind Zusatzstoffe, die Lebensmitteln Farbe verleihen oder erhalten. Sie haben keinen Einfluss auf den Geschmack oder Nährwert eines Produkts, sondern dienen ausschließlich der optischen Aufwertung.
Verwendungszwecke:
- Kompensation von Farbverlusten bei der Verarbeitung (z. B. durch Erhitzen oder Licht)
- Standardisierung des Aussehens (z. B. bei Süßigkeiten oder Getränken)
- Steigerung der Attraktivität („Das Auge isst mit“)
- Suggestion bestimmter Inhaltsstoffe (z. B. „fruchtig“ durch kräftige Farbe)
Gerade bei stark verarbeiteten Produkten soll Farbe helfen, das „natürliche“ Aussehen zu erhalten – oder sogar zu übertreffen.

🧪 Künstlich oder natürlich? Die Herkunft macht den Unterschied
Farbstoffe lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen:
1. Natürliche Farbstoffe
Diese stammen aus pflanzlichen oder tierischen Quellen.
Beispiele:
- Beta-Carotin (E 160a) – aus Karotten, gelb-orange
- Chlorophyll (E 140) – aus grünem Blattgemüse
- Rote Bete (E 162) – intensiv rot
- Curcumin (E 100) – aus Kurkuma, gelb
- Karmin (E 120) – aus Schildläusen (nicht vegan!)
Natürliche Farbstoffe gelten als weniger problematisch, können aber z. B. bei Allergien oder in hohen Dosen kritisch sein (z. B. Karmin).
2. Synthetische Farbstoffe
Diese werden chemisch hergestellt. Viele dieser Farbstoffe sind besonders farbintensiv und stabil – aber gesundheitlich deutlich umstrittener.
Beispiele:
- Tartrazin (E 102) – gelb
- Allurarot AC (E 129) – rot
- Chinolingelb (E 104) – grünlich-gelb
- Brillantschwarz BN (E 151) – schwarz
Einige synthetische Farbstoffe stehen im Verdacht, bei empfindlichen Personen Hyperaktivität (v. a. bei Kindern) oder Allergien auszulösen.

⚠️ Welche Farbstoffe sind gesundheitlich bedenklich?
Zwar sind in der EU nur bestimmte Farbstoffe zugelassen, doch längst nicht alle davon gelten als völlig unbedenklich. Besonders synthetische Farbstoffe, also solche, die nicht natürlichen Ursprungs sind, stehen seit Jahren in der Kritik. Der Grund: Es gibt Hinweise darauf, dass sie bei bestimmten Menschen – insbesondere bei Kindern – Verhaltensauffälligkeiten, Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen können.
Folgende Farbstoffe gelten als besonders umstritten:
Farbstoff | E-Nummer | Mögliche Wirkung | Hinweispflicht |
---|---|---|---|
Tartrazin | E 102 | Hyperaktivität, allergieähnliche Reaktionen | ja |
Chinolingelb | E 104 | Allergien, Asthma, Intoleranzen | ja |
Azorubin | E 122 | Hautausschlag, Unruhe | ja |
Allurarot AC | E 129 | Verdacht auf Verhaltensauffälligkeit | ja |
Brillantschwarz BN | E 151 | Allergien, Reizungen | ja |
Kennzeichnungspflicht: Die „Southampton-Farben“
Im Jahr 2007 veröffentlichte die britische Southampton University eine viel beachtete Studie, in der ein möglicher Zusammenhang zwischen bestimmten Farbstoffen und hyperaktivem Verhalten bei Kindern festgestellt wurde. Die Reaktion der Europäischen Union ließ nicht lange auf sich warten: Seit 2010 gilt eine besondere Hinweispflicht für Produkte, die einen oder mehrere dieser Farbstoffe enthalten.
„Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“
Dieser Warnhinweis muss deutlich sichtbar auf der Verpackung stehen, wenn die sogenannten „Southampton-Farben“ enthalten sind. Dazu gehören:
- E 102 – Tartrazin
- E 104 – Chinolingelb
- E 110 – Gelborange S
- E 122 – Azorubin
- E 124 – Cochenillerot A
- E 129 – Allurarot AC
Obwohl diese Stoffe nicht verboten sind, ist ihr Einsatz heute mit einem Imageverlust behaftet – viele Hersteller versuchen, sie durch natürliche Alternativen zu ersetzen, etwa Karottensaftkonzentrat, Rote-Bete-Extrakt oder Kurkuma.

🧠 Was sagt die Wissenschaft heute?
Die Studienlage zu synthetischen Farbstoffen ist nicht vollständig eindeutig, aber viele Expert:innen sprechen sich inzwischen für mehr Vorsicht und mehr Transparenz aus. Kritisiert wird unter anderem:
- dass viele Studien veraltet oder nicht auf Langzeitwirkungen ausgelegt sind
- dass die Kombination mehrerer Farbstoffe und anderer Zusatzstoffe kaum untersucht wurde
- dass die Sensibilität bei Kindern nicht ausreichend berücksichtigt wird
- und dass der individuelle Stoffwechsel (z. B. bei ADHS oder Allergieneigung) eine Rolle spielt, die in den Bewertungen kaum berücksichtigt wird
🤔 Warum werden diese Farbstoffe überhaupt noch eingesetzt?
Ganz einfach: Sie sind billig, farbintensiv, stabil – und erzeugen ein Produkt, das auf den ersten Blick „frischer“, „fruchtiger“ oder „appetitlicher“ wirkt. In einem Markt, in dem Optik oft Verkaufsargument Nr. 1 ist, sind Farbstoffe ein einfaches Mittel zur Verkaufsförderung.
Für Verbraucher:innen bedeutet das: Wer nicht genau hinschaut, greift schnell zu einem Produkt, das schöner aussieht als es tatsächlich ist – mit möglicherweise unerwünschten Nebenwirkungen.
🛒 Wo sind Farbstoffe besonders häufig enthalten?
Farbstoffe findest du vor allem in hochverarbeiteten Produkten, darunter:
- 🍭 Süßigkeiten, Gummibärchen, Lakritz
- 🧃 Limonaden und Energy-Drinks
- 🍨 Eis, Fruchtzubereitungen
- 🍩 Backwaren und Glasuren
- 🍜 Instantsuppen, Würzmischungen
- 🍬 Kaugummis, Brausepulver
Auch in vermeintlich „natürlichen“ Produkten wie Fruchtjoghurt oder Smoothies kommen Farbstoffe vor – oft um den Eindruck von echtem Fruchtgehalt zu erwecken, der in Wahrheit minimal ist.

📦 Wie erkenne ich Farbstoffe auf der Verpackung?
In der EU müssen Farbstoffe immer in der Zutatenliste auftauchen – entweder als E-Nummer oder ausgeschrieben (z. B. „Farbstoff: Beta-Carotin“ oder „E 160a“).
Tipp: Je kürzer und verständlicher die Zutatenliste, desto besser. Wenn du viele Farbstoffe und E-Nummern entdeckst, kannst du davon ausgehen, dass das Produkt stark verarbeitet ist.
🌱 Was ist mit Bio-Produkten?
In Bio-Produkten dürfen laut EU-Öko-Verordnung nur ausgewählte Farbstoffe natürlicher Herkunft verwendet werden. Künstliche Farbstoffe wie Tartrazin (E 102) oder Allurarot (E 129) sind im Bio-Segment strikt verboten – das ist einer der Vorteile für Verbraucher:innen, die gezielt auf kritische Zusatzstoffe verzichten wollen.
Aber: Auch bei Bio-Farbstoffen lohnt sich ein genauer Blick. Denn viele sogenannte „natürliche“ Farbstoffe werden in der Praxis hochgradig verarbeitet – etwa durch Extraktion mit Lösungsmitteln, Trocknung, Konzentration oder mikrobiologische Verfahren. Diese Farbstoffe können dann als Bestandteil von „natürlichen Aromen“ oder Pflanzenextrakten in der Zutatenliste auftauchen – ohne dass direkt ersichtlich ist, dass sie als Farbgeber dienen.
Das bedeutet: Auch in Bio-Produkten kann Farbe „gemacht“ sein – nur auf eine andere, subtilere Weise. Wer vollständig auf Zusatzstoffe verzichten möchte, sollte daher auch bei Bio nicht blind vertrauen, sondern auf möglichst kurze, verständliche Zutatenlisten achten.
✅ Was kannst du als Verbraucher:in tun?
- Zutatenliste prüfen: Halte Ausschau nach E-Nummern oder Farbstoffen – besonders bei bunten Produkten.
- Künstlich gefärbte Produkte meiden – insbesondere bei Produkten für Kinder.
- Bio-Produkte bevorzugen – sie enthalten meist nur natürliche Farbstoffe.
- Hersteller hinterfragen, wenn unklar bleibt, woher die Farbe kommt.
- Unverarbeitete Lebensmittel kaufen – frisches Obst und Gemüse brauchen keinen Farbstoff.
💬 Fazit
Farbstoffe sind mehr als nur Dekoration – sie beeinflussen unsere Wahrnehmung, unsere Kaufentscheidungen und in manchen Fällen auch unsere Gesundheit. Besonders synthetische Farbstoffe stehen immer wieder in der Kritik und sind in vielen Produkten versteckt, die sich gezielt an Kinder und gesundheitsbewusste Verbraucher:innen richten. Deshalb lohnt es sich, beim Einkauf genauer hinzuschauen und einen Blick auf die Zutatenliste zu werfen.
Denn: Was bunt aussieht, ist nicht automatisch gut – und oft nicht einmal notwendig. Je natürlicher ein Lebensmittel ist, desto weniger Farbe braucht es – weil es nichts zu verstecken hat.
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📚 Quellen
- EFSA – Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (2024): Lebensmittelfarbstoffe
Verfügbar unter: https://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/food-colours - Lebensmittelklarheit.de (2024): Azofarbstoffe – Warnhinweis für bunte Lebensmittel
Verfügbar unter: https://www.lebensmittelklarheit.de/informationen/azofarbstoffe-warnhinweis-fuer-bunte-lebensmittel - Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), 2022: Fragen und Antworten zu Lebensmittelfarbstoffen
Verfügbar unter: https://www.bfr.bund.de/de/a-z_index/lebensmittelfarbstoff-5120.html - Verbraucherzentrale Hamburg (2023): Farbstoffe in Lebensmitteln: Das wird uns zu bunt!
Verfügbar unter: https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/zusatzstoffe/farbstoffe-lebensmitteln-das-wird-uns-zu-bunt
Titelbild: Pixabay, eismannhans, #50738
Weingummi: Pixabay, Bru-nO, #2063931
Theke mit Süßigkeiten: Pixabay, Shirley810, #171342
Bonbons: Pixabay, psaguer, #2894227
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