E104 – der Name klingt nach Labor und nicht unbedingt nach etwas, das man im Essen erwartet. Dennoch steckt dieser künstliche Farbstoff in vielen Lebensmitteln, Medikamenten und Kosmetika – und ist nicht unumstritten. In diesem Beitrag erfährst du, was Chinolingelb genau ist, wo es vorkommt und warum es in der Kritik steht.
Was ist Chinolingelb?
Chinolingelb, auch bekannt unter der E-Nummer E104, ist ein synthetisch hergestellter Lebensmittelfarbstoff, der zur Gruppe der Azo-Farbstoffe gehört. Diese Farbstoffklasse zeichnet sich durch ihre intensive Farbwirkung und chemische Beständigkeit aus – Eigenschaften, die sie für die Lebensmittel-, Kosmetik- und Pharmaindustrie besonders attraktiv machen. Chinolingelb erzeugt eine gelblich-grüne Färbung, die oft in Kombination mit anderen Farbstoffen verwendet wird, um bestimmte Farbnuancen zu erzielen – zum Beispiel in Limonaden, Bonbons, Dragees, aber auch in Kosmetika wie Lippenstiften oder Duschgelen.
Die chemische Basis von Chinolingelb ist Chinolin, ein stickstoffhaltiger Aromastoff, der früher aus Steinkohleteer gewonnen wurde – ein Hinweis auf seinen ursprünglich petrochemischen Ursprung. Heute erfolgt die Herstellung überwiegend synthetisch in industriellen Verfahren, die präzisere Kontrolle über Reinheit und Ausbeute ermöglichen.
Für die Industrie hat Chinolingelb viele Vorteile: Es ist licht- und wärmebeständig, wasserlöslich und besonders farbecht – das heißt, es verändert sich auch bei Lagerung oder Verarbeitung kaum. Dadurch eignet es sich ideal für Produkte, die lange haltbar und optisch gleichbleibend sein sollen.
Doch diese technologischen Vorteile stehen einer zunehmenden gesundheitlichen Kritik gegenüber. Denn gerade Azo-Farbstoffe wie Chinolingelb sind dafür bekannt, bei bestimmten Menschen unerwünschte Reaktionen hervorzurufen – von pseudoallergischen Symptomen bis hin zu möglichen Auswirkungen auf das Verhalten von Kindern. Mehrere Studien und behördliche Bewertungen haben in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass E104 in manchen Ländern ganz verboten wurde – während er in der EU weiterhin (mit Einschränkungen) zugelassen ist.

Wo steckt Chinolingelb drin?
Du findest E104 vor allem in:
- Süßwaren (z. B. Lutschbonbons, Kaugummi, Fruchtgummi)
- Softdrinks und Energy Drinks
- Fertigsuppen und Snacks
- Likören oder Spirituosen
- Medikamenten (v. a. Dragees)
- Kosmetikartikeln (z. B. Lippenstiften oder Duschgelen)
In der EU muss Chinolingelb auf der Zutatenliste deklariert werden – entweder als „Chinolingelb“ oder „E104“.
Warum ist E104 umstritten?
1. Hyperaktivität bei Kindern
Wie bei anderen künstlichen Farbstoffen (z. B. Tartrazin, Allurarot) gibt es auch bei Chinolingelb Hinweise darauf, dass er bei Kindern Hyperaktivität fördern kann. Deshalb müssen Produkte mit E104 in der EU den Warnhinweis tragen:
„Kann die Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen.“
Diese Regelung geht auf die sogenannte Southampton-Studie (2007) zurück, die verschiedene künstliche Farbstoffe auf ihre Wirkung auf das Verhalten von Kindern untersuchte.
2. Allergien & Unverträglichkeiten
Chinolingelb kann bei empfindlichen Personen sogenannte pseudoallergische Reaktionen hervorrufen – also Beschwerden, die allergieähnlich wirken, aber nicht durch eine klassische Immunreaktion ausgelöst werden. Solche Reaktionen treten häufig kurz nach dem Verzehr des Farbstoffs auf und können individuell sehr unterschiedlich ausfallen.
Zu den am häufigsten berichteten Symptomen gehören:
- Hautausschläge, vor allem im Gesicht und am Oberkörper
- Juckreiz oder Nesselsucht (Urtikaria) – oft begleitet von Hautrötung und Schwellungen
- Asthmaanfälle oder Atemnot, insbesondere bei Menschen mit vorbestehender Atemwegserkrankung
- Kopfschmerzen oder migräneartige Beschwerden, die wenige Stunden nach dem Verzehr auftreten können
Besondere Vorsicht gilt für Menschen mit einer Unverträglichkeit gegenüber Salicylaten oder Acetylsalicylsäure (Aspirin). Studien und klinische Beobachtungen zeigen, dass die Reaktionsmuster von Chinolingelb bei diesen Personen vergleichbar mit Aspirin-Intoleranz sein können. Das bedeutet: Auch wenn du nicht explizit gegen E104 allergisch bist, kann dein Körper trotzdem übersensibel reagieren, wenn du zu dieser Risikogruppe gehörst.
Zudem treten pseudoallergische Reaktionen nicht selten verzögert oder dosisabhängig auf – was die Zuordnung zu einem bestimmten Auslöser erschwert. Deshalb ist es für Betroffene besonders wichtig, Zutatenlisten sorgfältig zu lesen und auf Farbstoffe wie E104 zu verzichten, wenn entsprechende Beschwerden bereits einmal aufgetreten sind.

3. Zulassung und Verbote von E104
Während Chinolingelb in der EU (mit Höchstmengenbeschränkung und Warnhinweis) zugelassen ist, ist der Farbstoff in vielen Ländern verboten – darunter:
- USA
- Japan
- Australien
- Norwegen
Die Tatsache, dass E104 in einigen Ländern verboten ist, während er in anderen – darunter auch der EU – weiterhin zugelassen bleibt, sorgt bei vielen Verbraucher:innen für Verunsicherung. Denn solche Unterschiede in der Bewertung wecken verständlicherweise die Frage: Wie kann ein Stoff in einem Land als gesundheitlich bedenklich gelten – und in einem anderen als unbedenklich eingestuft werden?
Solche gegensätzlichen Regulierungen führen zu Irritationen, denn sie zeigen: Die Bewertung von Zusatzstoffen ist nicht nur eine Frage der Wissenschaft, sondern auch der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines Landes. Für Verbraucher:innen, die sich bewusst ernähren möchten, ist das ein Dilemma – denn sie müssen sich auf regionale Zulassungsgrenzen und Kennzeichnungspflichten verlassen, obwohl die Langzeitwirkungen mancher Zusatzstoffe nach wie vor umstritten sind.
Was kannst du tun?
Wenn du empfindlich reagierst, kleine Kinder versorgst oder einfach auf Nummer sicher gehen willst, empfiehlt es sich, Chinolingelb zu meiden.
Tipps für deinen Einkauf:
- Achte auf die Kennzeichnung „E104“ oder „Chinolingelb“
- Bevorzuge Produkte ohne künstliche Farbstoffe
- Setze auf Hersteller mit transparenter Zutatenliste
- Wähle natürliche Alternativen wie Kurkuma, Safran oder Carotin
Fazit E104
Chinolingelb (E104) ist ein Farbstoff mit klarer Funktion – aber fragwürdigem Ruf. Die mögliche Verbindung zu Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern, allergieähnlichen Reaktionen und die Unsicherheiten rund um seine Langzeitwirkung sprechen dafür, bewusst zu wählen.
Je kürzer und klarer die Zutatenliste, desto besser – und desto mehr Kontrolle hast du darüber, was wirklich in deinem Essen steckt.
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Gedrehter Lutscher: Pixabay, Bru-nO, #6942674
Bonbons: Pixabay, Engin_Akyurt, #6757643
Fruchtbonbons: Pixabay, Ylanite, #7036390
Utopia.de, 2023. Chinolingelb: Das steckt hinter dem Zusatzstoff E 104. [online] Verfügbar unter: https://utopia.de/ratgeber/chinolingelb-das-steckt-hinter-dem-zusatzstoff-e-104_230112/ [Zugriff am 24. Apr. 2025].
Verbraucherzentrale Hamburg, 2023. Farbstoffe in Lebensmitteln: Das wird uns zu bunt! [online] Verfügbar unter: https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/zusatzstoffe-e-nummern/farbstoffe-lebensmitteln-das-wird-uns-zu-bunt [Zugriff am 24. Apr. 2025].
Lebensmittelklarheit.de, 2024. Azofarbstoffe: Warnhinweis für bunte Lebensmittel. [online] Verfügbar unter: https://www.lebensmittelklarheit.de/informationen/azofarbstoffe-warnhinweis-fuer-bunte-lebensmittel [Zugriff am 24. Apr. 2025].