Carrageen – das klingt exotisch, stammt aus dem Meer und wird unter der E-Nummer E407 in zahlreichen Lebensmitteln verwendet. Es dient als Geliermittel, Verdickungsmittel und Stabilisator – und ist besonders in pflanzlichen Produkten beliebt. Doch wie gesund ist Carrageen wirklich? Und worauf sollten Verbraucher achten? In diesem Beitrag erfährst du alles Wissenswerte über E407.
Was ist E407?
Die industrielle Herstellung von Carrageen beginnt mit der Ernte von Rotalgen, vor allem der Gattungen Chondrus, Eucheuma und Gigartina. Die Algen werden zunächst gewaschen, getrocknet und zerkleinert. Anschließend erfolgt die Extraktion der Carrageenanteile durch Erhitzen in heißem Wasser oder in einer alkalischen Lösung. Nach dem Filtern der Lösung wird das Carrageen entweder durch Gefriertrocknung oder Alkoholfällung isoliert und zu Pulver verarbeitet.
Das Endprodukt ist ein farbloses, geschmacksneutrales Pulver, das sich leicht in Flüssigkeiten einarbeiten lässt. Die Herstellungsweise kann sich je nach gewünschtem Typ (z. B. kappa-, iota- oder lambda-Carrageen) unterscheiden und beeinflusst maßgeblich dessen technologische Eigenschaften.
Industriell verarbeitet kommt Carrageen heute in Form von weißem oder transparentem Pulver zum Einsatz und ist für vegane, vegetarische sowie laktosefreie Produkte besonders relevant, da es tierische Gelatine ersetzen kann.

Wofür wird E407 eingesetzt?
E407 hat eine Vielzahl an technologischen Funktionen und zählt zu den sogenannten multifunktionalen Zusatzstoffen. Es kann in sehr geringen Mengen eine starke Wirkung entfalten und wird daher in der Lebensmittelindustrie geschätzt – vor allem bei Produkten, die eine cremige, stabile oder gelartige Konsistenz benötigen.
- Geliermittel: z. B. in Puddings oder Fruchtdesserts, wo es für eine feste, schnittfeste Textur sorgt.
- Verdickungsmittel: für Cremes, Saucen oder pflanzliche Alternativen zu Joghurt; es sorgt für ein volleres Mundgefühl und verhindert ein wässriges Produkt.
- Stabilisator: verhindert das Entmischen von Flüssigkeiten (z. B. in Pflanzendrinks) und hält Zutaten wie Fett und Wasser dauerhaft verbunden.
Typische Produkte mit E407:
- Pflanzliche Milchalternativen (z. B. Hafer-, Mandel- oder Kokosdrinks): hier sorgt Carrageen für eine homogene Konsistenz und verbessert die Aufschäumbarkeit.
- Sahneersatz und Sprühsahne: stabilisiert die Emulsion und sorgt für eine feste Textur.
- Pudding, Cremedesserts, Eiscreme: unterstützt die Gelbildung und verbessert die Cremigkeit.
- Wurstwaren (zur Bindung): Carrageen hilft, Wasser zu binden und verbessert die Schnittfestigkeit.
- Diätetische Produkte und Nahrungsergänzungsmittel: dient als Trägerstoff oder zur Texturverbesserung.
- Zahnpasta und Kosmetika: sorgt für cremige Konsistenz und gleichmäßige Verteilbarkeit der Inhaltsstoffe.

Ist Carrageen gesundheitlich unbedenklich?
Die Verwendung von E407 ist in der EU zugelassen und wird von der EFSA (Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit) regelmäßig überprüft. Für E407 gilt derzeit kein ADI-Wert (Acceptable Daily Intake), da die Aufnahmemengen als unkritisch gelten – zumindest beim unveränderten Lebensmittelzusatzstoff.
Allerdings ist E407 nicht unumstritten. Kritisch diskutiert wird insbesondere:
- Unterschiede zwischen „echtem“ Carrageen (E407) und abgebautem Carrageen („degraded Carrageenan“ oder E407a): Letzteres entsteht unter starkem Säureeinfluss und wird im Tierversuch mit Entzündungen, Darmschäden und möglichen präkanzerogenen Effekten in Verbindung gebracht. E407a ist in der EU zwar verboten, kann aber theoretisch bei der industriellen Herstellung von Carrageen als unerwünschtes Nebenprodukt entstehen – insbesondere bei unkontrollierter Hitze- oder Säureeinwirkung. Eine eindeutige analytische Abgrenzung ist nicht immer gewährleistet, was die Einschätzung für Verbraucher erschwert.
- Empfindliche Personen: Einige Menschen berichten über Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Krämpfe oder Reizdarm-ähnliche Symptome nach dem Verzehr carrageenhaltiger Produkte. Besonders Personen mit einem empfindlichen Verdauungssystem oder bestehenden Darmerkrankungen könnten sensibler reagieren. Auch bei chronischen Entzündungen des Darms wird häufig empfohlen, auf Carrageen zu verzichten.
Die aktuelle Studienlage zu Risiken ist widersprüchlich. Während die EFSA und WHO Carrageen als unbedenklich einstufen, fordern andere Stimmen mehr Forschung – insbesondere zu langfristigen Effekten.

Wie erkenne ich Carrageen in Lebensmitteln?
Carrageen muss auf der Zutatenliste deklariert werden – entweder als „Carrageen“, „E407“ oder „Geliermittel“. In Bio-Produkten ist die Verwendung zwar grundsätzlich erlaubt, aber streng reglementiert. Bio-Verordnungen schreiben vor, dass Carrageen nur eingesetzt werden darf, wenn keine gleichwertige Alternative zur Verfügung steht – was bei vielen Herstellern bereits zu einem Umdenken geführt hat.
Anders sieht es bei konventionellen Produkten aus: Dort wird E407 regelmäßig eingesetzt, ohne dass die Herkunft oder Verarbeitung genauer gekennzeichnet ist. Verbraucherinnen und Verbraucher, die auf eine möglichst unverarbeitete Ernährung achten, sollten daher die Zutatenlisten aufmerksam lesen und sich bei Unsicherheiten direkt beim Hersteller informieren.
Wer empfindlich reagiert oder Carrageen vorsorglich meiden möchte, sollte besonders bei folgenden Produktgruppen aufmerksam sein:
- Pflanzliche Milchprodukte wie Hafer-, Soja- oder Mandeldrinks, bei denen Carrageen für die Stabilität sorgt
- Pudding und Dessertcremes, insbesondere Fertigprodukte oder laktosefreie Varianten
- Wurstwaren und Pasteten, wo E407 als Wasserbinder eingesetzt wird
- Light-Produkte und Fertiggerichte, die häufig mit Textur- oder Geliermitteln angereichert sind, um Fett oder Zucker zu ersetzen
Fazit: E407 – pflanzlich, aber nicht ganz unbedenklich
E407 ist ein vielseitiger Lebensmittelzusatzstoff mit pflanzlichem Ursprung. Es erfüllt viele technologische Funktionen – besonders in veganen Produkten. Doch trotz seiner natürlichen Herkunft ist Carrageen nicht frei von Kontroversen. Wer empfindlich reagiert oder auf Nummer sicher gehen möchte, sollte bei häufigem Konsum carrageenfreier Alternativen den Vorzug geben.
Die Produkte von bleibwacker kommen ganz ohne Geliermittel wie Carrageen aus – für alle, die auf Natürlichkeit, Transparenz und echte Lebensmittel setzen.

Pudding mit Erdbeeren: Pixabay, congerdesign, #8033204
Schokoladen-Pudding: Pixabay, tomwieden, #6218757
Eiscreme: Pixabay, misskursovie2013, #6312563
Quellen: