E172 in Wurst

Wenn Lebensmitteln ein sattes Rot, warmes Gelb oder erdiges Braun verliehen wird, steckt oft ein Farbstoff dahinter, den man auf den Zutatenlisten als E172 findet. Dabei handelt es sich nicht um ein einziges Molekül, sondern um eine Gruppe von Eisenverbindungen: Eisenoxide und Eisenhydroxide.

Sie gelten als mineralisch, natürlich – aber auch nicht ganz unproblematisch. Was steckt hinter E172? Wo kommt er zum Einsatz? Und ist der Farbstoff wirklich so harmlos, wie es auf den ersten Blick scheint?

Was ist E172?

E172 steht für eine Gruppe von Farbstoffen, die aus Verbindungen von Eisen und Sauerstoff bestehen. Es handelt sich um:

  • Eisen(III)-oxid (Fe₂O₃) – rotbraun
  • Eisen(II,III)-oxid (Fe₃O₄) – schwarz
  • Eisen(III)-hydroxid-oxid – gelblich bis ockerfarben

Diese Stoffe kommen in der Natur vor, werden für den Einsatz in Lebensmitteln jedoch meist synthetisch hergestellt und gereinigt. Sie zählen zu den sogenannten anorganischen Farbstoffen und sind unlöslich in Wasser, was sie besonders für fettige oder feste Produkte interessant macht.

E172 in Jellybeans

Wofür wird E172 eingesetzt?

E172 wird vor allem in Produkten verwendet, die eine stabile, kräftige Färbung benötigen – zum Beispiel:

  • Dragees und Bonbons: Die eisenbasierten Pigmente sorgen für kräftige Gelb-, Braun- oder Rottöne, die auch bei längerer Lagerung stabil bleiben.
  • Kaugummis: Hier wird E172 in der äußeren Hülle eingesetzt, um optisch ansprechende Farbakzente zu setzen.
  • Zahnpasta und pharmazeutische Überzüge (z. B. bei Tabletten): Die Färbung dient der optischen Differenzierung verschiedener Wirkstoffe oder Geschmacksrichtungen und macht die Produkte ansprechender und leichter erkennbar.
  • Dekorationsartikel aus Zucker oder Schokolade: Besonders in Backwaren, Tortendekoration oder Schokoladendragees verleiht E172 strukturstabile Farbe, ohne mit Feuchtigkeit zu reagieren.
  • Fleischerzeugnisse und Würste (in einigen Ländern): Hier sorgt E172 für eine appetitliche, gleichmäßige Farbgebung bei Produkten wie Leberwurst oder bestimmten Brühwürsten.

Auch in der Kosmetikindustrie ist Der Stoff häufig vertreten, z. B. in Lidschatten, Rouge oder Lippenstiften, wo es für warme, erdige oder metallisch schimmernde Nuancen eingesetzt wird. Seine gute Hautverträglichkeit und Lichtstabilität machen es dort zu einem beliebten Farbpigment.

Ist E172 gesundheitlich unbedenklich?

E172 gilt laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als zugelassen und darf in bestimmten Mengen Lebensmitteln zugesetzt werden. Es wurde kein ADI-Wert („Acceptable Daily Intake“) festgelegt, da die Aufnahme über die Nahrung bei üblichen Verzehrsmengen als unbedenklich angesehen wird.

Trotzdem gibt es Kritikpunkte:

  • Eisen ist zwar ein essenzielles Spurenelement, aber die Aufnahme von Eisen aus E172 ist nicht relevant für die Ernährung, da die Verbindungen unlöslich sind.
  • In der Vergangenheit gab es Diskussionen über Verunreinigungen mit Schwermetallen oder Nanopartikel, die bei minderwertiger Produktion auftreten können.

Warum ist E172 in Bio-Produkten verboten?

Obwohl E172 aus einem in der Natur vorkommenden Element – Eisen – besteht, ist der Farbstoff in Bio-Lebensmitteln nicht erlaubt. Der Grund liegt im Herstellungsverfahren: Für den Einsatz in Lebensmitteln wird Eisenoxid meist synthetisch hergestellt und technisch aufgereinigt. Damit fällt E172 unter die Kategorie anorganischer, nicht-natürlicher Zusatzstoffe, die gemäß EU-Öko-Verordnung im Bio-Bereich grundsätzlich ausgeschlossen sind.

Die Philosophie der Bio-Produktion zielt darauf ab, so wenige technologische Eingriffe wie möglich zuzulassen. Farbstoffe, die aus chemischen Umwandlungen stammen oder deren Funktion rein dekorativer Natur ist, werden dort kritisch gesehen. Auch wenn E172 gesundheitlich als unbedenklich gilt, entspricht seine technische Herkunft nicht dem Prinzip der „naturnahen Verarbeitung“.

Gibt es natürliche Alternativen?

Ja – für Rot- oder Brauntöne können z. B. Rote-Bete-Pulver, Karottenextrakt, Paprikaoleoresin oder Karamell eingesetzt werden. Diese stammen aus echten Lebensmitteln und gelten in der Bio-Verarbeitung als akzeptabel.

Die Debatte: Natürlich – aber trotzdem technisiert?

Der Fall E172 zeigt, wie diffus der Begriff „natürlich“ im Kontext von Zusatzstoffen sein kann. Denn obwohl Eisenoxid ein Element aus der Erde ist, wird es für den industriellen Einsatz technisch verändert – und entspricht damit nicht mehr der Idee eines naturbelassenen Lebensmittels. Wer Bio kauft, erwartet nicht nu gesundheitliche Unbedenklichkeit, sondern auch Transparenz und ursprüngliche Verarbeitung.

Verbrauchertäuschung durch Färbung

Farbstoffe wie E172 können dazu beitragen, Produkte optisch aufzuwerten – was im ersten Moment harmlos erscheint, kann jedoch auch zu Täuschungen führen. Besonders bei Lebensmitteln wird Farbe oft gezielt eingesetzt, um Frische, Qualität oder Handwerklichkeit vorzutäuschen. Eine kräftig rote Wurst, ein glänzendes Dragee oder eine schimmernde Zuckerglasur wirken appetitlich – doch das Erscheinungsbild sagt wenig über die tatsächliche Zusammensetzung aus.

E172 verleiht Produkten ein attraktives Aussehen, das über Verarbeitungsschritte, Lagerzeit oder fehlende natürliche Farbintensität hinwegtäuschen kann. In Kombination mit Marketingbegriffen wie „naturbelassen“ oder „traditionell“ entsteht beim Verbraucher oft ein falscher Eindruck.

Kennzeichnung und rechtlicher Rahmen

E172 muss in der Zutatenliste deklariert werden – entweder unter dem Sammelbegriff „E172“ oder mit der konkreten Bezeichnung wie „Eisenoxid“ oder „Eisenhydroxid“. In der EU ist der Einsatz zugelassen, in einigen Ländern (z. B. USA) ist die Verwendung in Lebensmitteln jedoch nicht erlaubt oder eingeschränkt.

Die Verwendung ist zudem auf bestimmte Produktgruppen beschränkt – etwa auf Süßwaren oder Nahrungsergänzungsmittel. Eine generelle Verwendung in allen Lebensmitteln ist nicht zulässig.

Fazit: Mineralisch, aber nicht ganz makellos

E172 ist ein farblich vielseitiger Zusatzstoff, der in bestimmten Lebensmitteln und Kosmetika verwendet werden darf. Auch wenn er als gesundheitlich unbedenklich gilt, sollten Verbraucher:innen sich bewusst machen, dass es sich um einen technisch hergestellten Farbstoff handelt – mit potenziellen Risiken bei schlechter Qualität. Wer Zusatzstoffe lieber vermeidet oder sich an Bio-Standards orientiert, sollte auf Produkte mit E172 verzichten.

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WE350_Kennenlernpaket

Quellen:

Wurstwaren: Pixabay, stafichukanatoly, #1823197
Jellybeans: Pixabay, PDPics, #166828
Lutscher: Pixabay, _Alicja_, #3185313
Würstchen: Pixabay, jarmoluk, #428067

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Mit akademischen Hintergrund und umfangreicher Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten bringe ich eine analytische Denkweise und eine Leidenschaft für gründliche Recherche mit. Mein Ziel ist es, präzise und verständliche Informationen über Zusatzstoffe und ihre Auswirkungen auf unsere Ernährung bereitzustellen. So möchte ich dazu beitragen, dass unsere Leser fundierte Entscheidungen treffen und ein tieferes Verständnis für die Inhaltsstoffe ihrer Lebensmittel entwickeln.

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