Wie grün ist dieser Farbstoff wirklich?
Grün steht für Natur, Frische und Gesundheit – nicht nur im Marketing, sondern auch auf dem Teller. Und tatsächlich ist es oft die satte grüne Farbe, die uns Gemüsechips, Smoothies oder Kräuteröle besonders „natürlich“ erscheinen lässt. Doch was viele nicht wissen: Hinter diesem frischen Farbton steckt in vielen Fällen ein Zusatzstoff – E141, auch bekannt als kupferhaltiges Chlorophyllin.
Klingt nach Natur, ist es aber nicht ganz. Denn obwohl E141 aus pflanzlichem Chlorophyll gewonnen wird, handelt es sich um einen chemisch veränderten Farbstoff. In diesem Beitrag schauen wir genauer hin: Wo kommt E141 zum Einsatz? Wie wird es hergestellt? Und wie natürlich – oder problematisch – ist dieser grüne Farbstoff wirklich?
Was ist E141?
E141 ist ein grüner Farbstoff, der ursprünglich aus Chlorophyll gewonnen wird – jenem Blattgrün, das Pflanzen für die Photosynthese nutzen, um Sonnenlicht in Energie umzuwandeln. Chlorophyll ist in seiner natürlichen Form ein erstaunliches Molekül, doch für die industrielle Nutzung hat es einen entscheidenden Nachteil: Es ist sehr instabil. Unter Lichteinfluss, Sauerstoff oder Hitze – also genau den Bedingungen, denen viele Lebensmittel bei der Verarbeitung und Lagerung ausgesetzt sind – verliert es rasch seine grüne Farbe und zerfällt zu einem bräunlichen, unansehnlichen Stoff.
Um das Problem zu lösen, greift die Lebensmitteltechnologie zu einem Trick: Das zentrale Magnesiumatom im Chlorophyll-Molekül wird im Labor durch Kupfer ersetzt. Dieser Austausch stabilisiert die Struktur und verhindert den schnellen Farbverlust. Das Ergebnis ist E141 – ein haltbares, grün gefärbtes Molekül, das sich im Gegensatz zum natürlichen Chlorophyll auch in anspruchsvolleren Herstellungsprozessen bewährt.

Man unterscheidet dabei zwei Varianten:
- E141(i): die wasserunlöslichen Kupferkomplexe von Chlorophyll – eher fettlöslich, häufig eingesetzt in Ölen, Fetten oder fettbasierten Lebensmitteln wie Pesto oder Käseüberzügen.
- E141(ii): die wasserlöslichen Kupferkomplexe von Chlorophyllin – geeignet für Getränke, Gelees, Desserts und alles, was auf Wasserbasis funktioniert.
Beide Formen gelten als „halbsynthetisch“: Sie haben ihren Ursprung zwar in einem natürlichen Rohstoff, durchlaufen aber einen intensiven chemischen Umwandlungsprozess, um funktional, farbstabil und lagerfähig zu werden. Damit bewegen sie sich zwischen Natur und Technik – und genau diese Grauzone sorgt bei vielen Verbraucher:innen für Unsicherheit.
Denn auch wenn das Ausgangsmaterial pflanzlich ist, handelt es sich bei E141 letztlich um einen technologisch optimierten Farbstoff, der wenig mit frischer Petersilie oder Spinat zu tun hat – außer der Farbe.
Wo wird E141 eingesetzt?
E141 wird Lebensmitteln zugesetzt, um sie intensiv grün zu färben – vor allem dort, wo pflanzliche Inhaltsstoffe durch Erhitzung, Trocknung oder Lagerung ihre natürliche Farbe verlieren. Denn das natürliche Chlorophyll ist licht- und hitzeempfindlich und zerfällt beim Verarbeiten schnell in einen unansehnlichen Grauton. Die chemisch stabilisierten Kupferkomplexe von Chlorophyll sorgen hingegen für ein gleichmäßig kräftiges Grün – auch nach Wochen im Regal.
Typische Einsatzbereiche sind:
- Pesto und Kräuteröle: E141 sorgt hier für ein sattes, frisches Grün, das echtes Basilikum nach Verarbeitung kaum noch bietet.
- Grüne Bonbons oder Kaugummis: In Süßwaren ersetzt E141 natürliche Pflanzenextrakte – es ist farbstabiler und kostengünstiger.
- Smoothies und grüne Säfte: Auch in Getränken wird der Farbstoff eingesetzt, um eine „gesunde“ Optik zu erzeugen – selbst wenn der Gemüseanteil gering ist.
- Käseüberzüge: Die grüne Wachs- oder Paraffinschicht bei Käsesorten wie Edamer oder Gouda enthält häufig E141 – rein dekorativ.
- Eis, Götterspeise, Gelees: Besonders bei saisonalen Produkten wie „Waldmeister“ oder „Kaktus“ ist E141 für das typische Grün verantwortlich.
- Getrocknete Gemüsechips oder Kräutersnacks: Hier soll E141 den Anschein von Frische und Natürlichkeit wahren, obwohl die Produkte meist hochverarbeitet sind.
- Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel: In Cremes, Kapseln oder Zahnpasta wird E141 ebenfalls eingesetzt – als unbedenklicher, pflanzlich wirkender Farbstoff.
Auf der Zutatenliste kann E141 unter verschiedenen Namen auftauchen: als „E141“, „Chlorophyllin-Kupfer-Komplex“, „Chlorophyll-Kupfer-Komplex“, oder auch schlicht als „Farbstoff“ – was die Transparenz für Verbraucher:innen erschwert.
Besonders bei Produkten mit „natürlichem Image“ – etwa grüne Detox-Säfte oder „Superfood“-Snacks – kann E141 zur optischen Aufwertung beitragen, obwohl der eigentliche Pflanzengehalt oft gering ist. Wer echten Gemüseanteil sucht, sollte daher genau hinsehen.

Ist E141 gesundheitlich unbedenklich?
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft E141 als grundsätzlich unbedenklich ein – allerdings nur in den zugelassenen Mengen. Ein ADI-Wert („Acceptable Daily Intake“) wurde für E141(ii) auf 0–15 mg/kg Körpergewicht pro Tag festgelegt.
Allerdings gibt es Einschränkungen:
- Der Zusatzstoff ist nicht in allen Ländern uneingeschränkt zugelassen.
- Die Aufnahme von Kupfer über Zusatzstoffe wird kritisch gesehen – zu viel davon kann in seltenen Fällen zu Leberschäden oder oxidativem Stress führen, insbesondere bei Menschen mit Stoffwechselstörungen (z. B. Morbus Wilson).
Bisher sind keine akuten Nebenwirkungen bei normalem Konsum bekannt. Dennoch mahnt die EFSA zur Vorsicht bei Produkten, die zusätzlich durch andere Kupferquellen belastet sind – z. B. Trinkwasser aus alten Kupferrohren oder Nahrungsergänzungsmittel.
Natürlich oder doch nur „grüngewaschen“?
Ein häufiges Missverständnis: E141 klingt natürlich, weil es aus Pflanzen stammt – ist aber chemisch stark verändert. Der Einsatz von Kupfer macht den Farbstoff haltbar, aber auch künstlicher, als viele Verbraucher:innen denken. Anders als echtes Spinat- oder Petersilienpüree ist E141 kein Nahrungsbestandteil, sondern ein Zusatzstoff mit rein optischer Funktion.
Vor allem in Kinderprodukten oder „grünen Smoothies“ wird E141 oft eingesetzt, um Natürlichkeit zu suggerieren – obwohl Geschmack, Vitamingehalt oder Frische nichts mit der Farbe zu tun haben.

E141 in Bio-Produkten?
In Bio-Lebensmitteln ist E141 nicht erlaubt. Die EU-Öko-Verordnung verbietet den Einsatz von halbsynthetischen Farbstoffen – auch wenn sie ursprünglich pflanzlicher Herkunft sind. Für die biologische Verarbeitung gelten strengere Kriterien: Nur Farbstoffe, die ohne chemische Umwandlung direkt aus natürlichen Quellen gewonnen werden, dürfen verwendet werden (z. B. echtes Spinatpulver).
Umweltaspekte
E141 gilt als relativ umweltfreundlich, da es auf nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen basiert – wie Spinat, Luzerne oder Gras. Diese Basis macht den Farbstoff auf den ersten Blick nachhaltiger als viele synthetische Alternativen. Allerdings entsteht bei der Herstellung durch die chemische Umwandlung mit Kupfer ein zusätzlicher ökologischer Fußabdruck.
Besonders bei großtechnischer Produktion kann der Einsatz von Kupfer zu Rückständen in Abwässern oder Schlämmen aus Kläranlagen führen, die sorgfältig entsorgt werden müssen. Bei unsachgemäßer Handhabung besteht das Risiko einer Anreicherung in Böden oder Gewässern, was langfristig Mikroorganismen und Wasserorganismen belasten könnte – auch wenn die Mengen in Lebensmitteln selbst sehr gering sind.
Fazit: Grüner als gedacht?
E141 ist ein Beispiel für einen Zusatzstoff, der sich hinter einem „natürlichen Image“ versteckt, aber bei genauem Hinsehen doch einige kritische Punkte offenbart. Zwar ist er technisch effektiv und gesundheitlich weitgehend unbedenklich, doch seine chemische Veränderung und der Einsatz in vermeintlich „gesunden“ Produkten werfen Fragen auf – besonders in Hinblick auf Transparenz und Verbraucherschutz.
Tipp: Wer echten Geschmack und Farbe sucht, sollte lieber zu Produkten greifen, die wirklich Spinat, Grünkohl oder Kräuter enthalten – und nicht nur so aussehen.
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- Science Direct: Soil contamination by copper: Sources, ecological risks, and mitigation strategies in Brazil
- efsa: Scientific Opinion on Flavouring Group Evaluation 35, Revision 1(FGE.35Rev1): Three quinine salts from the Priority list from chemicalgroup 301
Pesto: Pixabay, RitaE, #748556
Wackelpudding: Pixabay, karl62esau, #850779