Ob in Light-Getränken, Diätjoghurt oder zuckerfreien Bonbons – künstliche Süßstoffe sind allgegenwärtig. Einer der ältesten Vertreter dieser Stoffgruppe ist Saccharin, auch bekannt als E954. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt, hat Saccharin eine wechselvolle Geschichte hinter sich – von einem Hoffnungsträger für Diabetiker bis hin zum umstrittenen Zusatzstoff mit Krebsvorwurf.

Doch wie gefährlich ist Saccharin wirklich? Und lohnt es sich, darauf zu verzichten?

Was ist Saccharin?

Saccharin ist ein synthetischer Süßstoff, der bis zu 500-mal süßer ist als Zucker, dabei aber null Kalorien liefert. Chemisch handelt es sich um ein Derivat der Benzoesäure. In Lebensmitteln wird es meist in Form von Natrium-, Kalium- oder Calciumsalzen eingesetzt, weil diese Varianten besser löslich sind.

Saccharin hat einen sehr intensiven Süßgeschmack – wird aber oft als leicht bitter oder metallisch im Nachgeschmack beschrieben. Deshalb wird es häufig in Kombination mit anderen Süßstoffen wie Cyclamat, Aspartam oder Acesulfam-K eingesetzt, um das Geschmacksprofil zu verbessern.

Saccharin

In welchen Produkten steckt Saccharin?

Du findest den Süßstoff in einer Vielzahl von Produkten, insbesondere in solchen, die als „zuckerfrei“ oder „kalorienarm“ beworben werden. Der Süßstoff wird häufig dort eingesetzt, wo herkömmlicher Zucker ersetzt werden soll – sei es aus gesundheitlichen, diätetischen oder technologischen Gründen.

Typische Anwendungsbereiche sind:

  • Light- und Diätgetränke:
    In Limonaden, Cola-Alternativen oder kalorienreduzierten Fruchtschorlen sorgt Saccharin für Süße ohne Kalorien. Häufig wird es mit anderen Süßstoffen kombiniert, um einen runderen Geschmack zu erzeugen.
  • Kaugummis und Bonbons:
    Zuckerfreie Kaugummis, Halsbonbons oder Minzdragees enthalten fast immer eine Mischung aus Süßstoffen – Saccharin ist oft mit dabei, da es auch in sehr kleinen Mengen stark süßt und lange anhält.
  • Fertigdesserts, Puddingpulver, Gelatineprodukte:
    In zuckerreduzierten oder diätgeeigneten Puddings und Desserts wird Saccharin als kalorienfreie Alternative eingesetzt. Durch seine hohe Süßkraft reicht bereits eine geringe Menge aus, um den typischen „süßen“ Geschmack zu erreichen.
  • Konserven (z. B. Obst ohne Zuckerzusatz):
    Besonders bei Diät-Obstkonserven – wie Birnen, Pfirsichen oder Kirschen – wird Saccharin verwendet, um das Produkt süß schmecken zu lassen, ohne Zucker oder Fruchtsirup zu enthalten.
  • Medikamente und Zahnpasta:
    In Tabletten, Hustensäften oder Brausetabletten dient Saccharin zur Geschmacksverbesserung. Auch in Zahnpasten findet es sich häufig – hier sorgt es für eine angenehme Süße, ohne das Kariesrisiko zu erhöhen.
  • Süßstofftabletten und Flüssigsüße:
    Saccharin ist einer der Hauptbestandteile vieler handelsüblicher Süßstofftabletten für Kaffee oder Tee. Aufgrund seiner hohen Süßkraft reichen winzige Mengen, um den Geschmack von Zucker zu imitieren – ganz ohne Kalorien.

In Zutatenlisten erscheint es als „Saccharin“, „E954“ oder einfach als „Süßstoff“.

Ist Saccharin gesundheitlich bedenklich?

Hier beginnt die Kontroverse: Saccharin war der erste Süßstoff, der im 20. Jahrhundert in den Verdacht geriet, Krebs auszulösen. In den 1970er-Jahren zeigten Tierversuche mit Ratten, dass hohe Dosen von Saccharin Blasenkrebs verursachen können.

Doch spätere Studien kamen zu einem differenzierteren Bild:

  • Die Ergebnisse bei Ratten ließen sich nicht direkt auf Menschen übertragen, da deren Harnchemie sich deutlich unterscheidet.
  • Zahlreiche Langzeitstudien am Menschen fanden keinen klaren Zusammenhang zwischen Saccharinkonsum und Krebs.

Deshalb wurde der Süßstoff 2000 in den USA von der Liste potenziell krebserregender Stoffe gestrichen. Auch die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) bewertet Saccharin heute als sicher, sofern der ADI-Wert (Acceptable Daily Intake) von 5 mg/kg Körpergewicht/Tag nicht überschritten wird.

Saccharin

Nebenwirkungen & Einschränkungen

Auch wenn der Süßstoff von Aufsichtsbehörden wie der EFSA oder der US-amerikanischen FDA als sicher bewertet wird, gilt diese Sicherheit nur bei moderatem Konsum innerhalb der empfohlenen Höchstgrenzen. Besonders bei empfindlichen Personen oder hohem, regelmäßigen Verzehr können dennoch unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.

1. Unverträglichkeitssymptome bei empfindlichen Personen

Einige Menschen reagieren auf Saccharin mit leichten bis moderaten Beschwerden. Dazu gehören:

  • Blähungen und Völlegefühl
  • leichte Magen-Darm-Beschwerden
  • Kopfschmerzen oder allgemeines Unwohlsein

Diese Symptome treten vor allem auf, wenn große Mengen auf einmal oder regelmäßig verzehrt werden – etwa durch den täglichen Konsum mehrerer zuckerfreier Produkte (z. B. Getränke, Süßigkeiten, Kaugummis).

2. Sulfonamid-Allergie: Vorsicht geboten

Saccharin gehört chemisch zur Gruppe der Sulfonamide. Menschen, die auf Sulfonamid-haltige Medikamente allergisch reagieren (z. B. bestimmte Antibiotika), könnten auch auf Saccharin überempfindlich oder allergisch reagieren – mit Symptomen wie Hautausschlägen, Atemproblemen oder allergieähnlichen Reaktionen. Zwar ist diese Reaktion selten, sollte aber bei entsprechender Vorgeschichte beachtet werden.

3. Einfluss auf die Darmflora

In den letzten Jahren hat die Forschung vermehrt Hinweise darauf gefunden, dass künstliche Süßstoffe wie Saccharin die Zusammensetzung der Darmmikrobiota verändern können. Tierstudien zeigen beispielsweise eine Abnahme nützlicher Bakterienstämme und gleichzeitig eine Zunahme potenziell entzündungsfördernder Keime.

Erste Humanstudien (z. B. Suez et al., Nature 2014) bestätigen, dass Süßstoffe bei bestimmten Personen die Glukosetoleranz verschlechtern und das Mikrobiom beeinflussen können. Die Langzeitfolgen solcher Veränderungen sind bislang nicht abschließend geklärt, werden aber zunehmend kritisch diskutiert – insbesondere im Zusammenhang mit Stoffwechselstörungen, Gewichtszunahme oder Entzündungsprozessen.

Saccharin

Saccharin in Bio-Produkten?

In Bio-Lebensmitteln ist der Süßstoff nicht erlaubt, da es vollständig synthetisch hergestellt wird und laut EU-Öko-Verordnung nicht zu einer naturbelassenen Ernährung passt.

Fazit: Süße mit Geschichte – und Fragezeichen

Saccharin (E954) ist ein effektiver, kalorienfreier Süßstoff, der seit über 100 Jahren eingesetzt wird – und heute als sicher gilt, wenn er in moderaten Mengen konsumiert wird. Doch sein chemischer Beigeschmack, die historische Krebskontroverse und mögliche Auswirkungen auf die Darmflora machen ihn zu einem Zusatzstoff, bei dem ein gewisses Maß an Kritikbereitschaft sinnvoll bleibt.

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Mit akademischen Hintergrund und umfangreicher Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten bringe ich eine analytische Denkweise und eine Leidenschaft für gründliche Recherche mit. Mein Ziel ist es, präzise und verständliche Informationen über Zusatzstoffe und ihre Auswirkungen auf unsere Ernährung bereitzustellen. So möchte ich dazu beitragen, dass unsere Leser fundierte Entscheidungen treffen und ein tieferes Verständnis für die Inhaltsstoffe ihrer Lebensmittel entwickeln.

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