Zuckeraustauschstoffe

Ob Light-Produkte, Proteinriegel oder „zuckerfreie“ Kaugummis – Zuckerersatzstoffe sind aus dem Supermarktregal kaum noch wegzudenken. Doch was steckt eigentlich hinter Begriffen wie „Süßstoffe“ oder „Zuckeraustauschstoffe“? Wie unterscheiden sie sich, wie wirken sie im Körper – und sind sie wirklich gesünder als klassischer Zucker?

In diesem Beitrag werfen wir einen fundierten Blick auf die verschiedenen Zuckerersatzstoffe, ihre Wirkweise und mögliche Risiken.

Was sind Zuckerersatzstoffe?

Zuckerersatzstoffe sind Stoffe mit süßendem Geschmack, die teilweise oder vollständig anstelle von Haushaltszucker (Saccharose) verwendet werden. Man unterscheidet dabei zwei Hauptgruppen:

1. Süßstoffe

→ stark süßend, kalorienfrei oder sehr kalorienarm
→ meist synthetisch hergestellt

Beispiele:

Süßstoffe sind 100- bis 3000-fach süßer als Zucker, werden in extrem kleinen Mengen eingesetzt und liefern nahezu keine Energie.

2. Zuckeraustauschstoffe (Polyole)

→ ähnliche Süßkraft wie Zucker, weniger Kalorien
→ chemisch meist aus Pflanzen oder durch Fermentation gewonnen

Beispiele:

Polyole haben einen leicht kühlenden Geschmack, der vor allem in Kaugummis oder zuckerfreien Bonbons deutlich spürbar ist. Diese Kühlung entsteht durch die physikalische Reaktion beim Lösen im Mund, bei der Energie in Form von Wärme entzogen wird.

Obwohl Polyole wie Xylit, Sorbit oder Erythrit im Vergleich zu Haushaltszucker kalorienärmer und zahnfreundlicher sind, können sie in größeren Mengen abführend wirken. Der Grund: Sie werden im Dünndarm nur teilweise aufgenommen und gelangen in den Dickdarm, wo sie Wasser binden und durch bakterielle Fermentation Gase bilden.

Zuckerersatzstoffe

Warum werden Zuckerersatzstoffe eingesetzt?

Lebensmittelhersteller setzen Zuckerersatzstoffe gezielt ein, um Produkte attraktiver und „gesünder“ wirken zu lassen – häufig mit Werbeaussagen wie „weniger Zucker“, „ohne Zuckerzusatz“ oder „zuckerfrei“. Diese Aussagen sprechen gesundheitsbewusste Verbraucher:innen an, ermöglichen aber gleichzeitig, weiterhin süße Produkte anzubieten.

Der Vorteil für die Industrie: Die Kalorienbilanz sinkt, der Geschmack bleibt erhalten. Zuckerersatzstoffe kommen in einer Vielzahl von Produktgruppen zum Einsatz – sowohl in klassischen Light-Produkten als auch in funktionellen Lebensmitteln:

  • Softdrinks und Energydrinks: zur Kalorienreduktion, ohne geschmackliche Einbußen
  • Diätprodukte: zur Insulin- und blutzuckerschonenden Süßung
  • Joghurts und Desserts: z. B. in „light“-Varianten mit weniger Fett und Zucker
  • Kaugummis und Bonbons: für zahnfreundliche, zuckerfreie Süßigkeiten
  • Backwaren und Proteinriegel: zur Zuckerersparnis in Fitness- und Low-Carb-Produkten
  • Zahnpflegeprodukte: insbesondere Xylit wird wegen seiner karieshemmenden Wirkung in Zahnpasta und Mundspülungen eingesetzt

Für Konsument:innen ist es daher wichtig, die Zutatenliste aufmerksam zu lesen – denn der Begriff „zuckerfrei“ bedeutet nicht automatisch „natürlich“ oder „frei von Zusatzstoffen“.

Gesundheitsbewertung – Was sagt die Wissenschaft über Zuckerersatzstoffe?

Vorteile:

  • Kalorienersparnis: Besonders Süßstoffe haben nahezu keine Kalorien – vorteilhaft bei Gewichtsmanagement.
  • Kariesprävention: Polyole wie Xylit oder Erythrit sind zahnfreundlich.
  • Kein Blutzuckeranstieg: Viele Zuckerersatzstoffe beeinflussen den Insulinspiegel nicht – interessant für Diabetiker.

Mögliche Risiken:

Verdauungsprobleme:

Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit (E420), Xylit (E967) oder Maltit (E965) gehören zur Gruppe der Polyole. Sie werden im Dünndarm nur unvollständig aufgenommen und gelangen daher teilweise unverdaut in den Dickdarm. Dort werden sie von Bakterien vergoren – dabei entstehen Gase, die Blähungen, Völlegefühl oder Bauchkrämpfe auslösen können. Zusätzlich kann der osmotische Effekt (Wasseranziehung im Darm) zu weichem Stuhl oder Durchfall führen. Besonders empfindlich reagieren Menschen mit Reizdarm oder einer Fructosemalabsorption.

Appetitregulation:

Süßstoffe wie Aspartam, Sucralose oder Acesulfam K enthalten keine Kalorien, regen aber dennoch die Geschmacksknospen für „süß“ an. Einige Studien deuten darauf hin, dass diese „leere Süße“ das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert – ohne die erwartete Energiezufuhr zu liefern. Das könnte dazu führen, dass der Körper mit Heißhunger auf kalorienreiche Nahrung reagiert. Die Ergebnisse hierzu sind jedoch uneinheitlich und stark von der konsumierten Menge und vom individuellen Essverhalten abhängig.

Langzeitwirkungen:

Die Forschung zu den Langzeitfolgen von Zuckerersatzstoffen steht noch am Anfang. Diskutiert werden mögliche Auswirkungen auf den Glukosestoffwechsel, die Insulinempfindlichkeit sowie auf die Zusammensetzung der Darmflora (Mikrobiom). Einige Tierstudien zeigen Veränderungen im Blutzuckerverlauf und in der Bakterienvielfalt des Darms – ob sich diese Effekte auf den Menschen übertragen lassen, ist jedoch noch unklar. Auch mögliche hormonelle Effekte, etwa auf die Sättigungssignale, werden untersucht, konnten bisher aber nicht eindeutig bestätigt werden.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat für alle zugelassenen Stoffe ADI-Werte (Acceptable Daily Intake) definiert. Innerhalb dieser Grenzwerte gelten sie als sicher.

Zuckerersatzstoffe

Zuckerersatzstoffe & Kritikpunkte – berechtigt?

Einige Süßstoffe – allen voran Aspartam – geraten regelmäßig in die öffentliche Diskussion. Der Grund: Studien an Tieren haben unter bestimmten Voraussetzungen Hinweise auf eine mögliche krebserregende Wirkung ergeben. So zeigte beispielsweise eine Langzeitstudie des Ramazzini-Instituts an Ratten, dass hohe Mengen Aspartam mit einer erhöhten Tumorhäufigkeit assoziiert waren. Kritisiert wurde allerdings die Methodik der Studie, etwa die Dosierung und das Alter der Tiere.

Bei durchschnittlichem Konsum über Lebensmittel – etwa über Light-Getränke oder Kaugummis – liegt die aufgenommene Menge Aspartam in der Regel weit unterhalb des von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegten ADI-Werts (Acceptable Daily Intake). Dieser beträgt 40 mg pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Selbst bei regelmäßigem Verzehr müssten dafür große Mengen konsumiert werden.

Im Jahr 2023 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Aspartam als „möglicherweise krebserregend beim Menschen“ (Gruppe 2B) eingestuft. Diese Einstufung basiert auf begrenzter Evidenz aus Studien am Menschen, insbesondere in Bezug auf Leberkrebs.

Gleichzeitig betonte die WHO jedoch, dass die Einschätzung nicht bedeutet, dass Aspartam für den Menschen bei normalem Verzehr nachweislich gefährlich sei. Die EFSA hat ihren bisherigen ADI-Wert bislang nicht revidiert.

Es ist sinnvoll, den Konsum von stark süßstoffhaltigen Produkten zu hinterfragen – nicht aus Angst, sondern im Sinne einer insgesamt möglichst natürlichen Ernährung.

Zuckerersatzstoffe

Worauf du beim Einkauf achten solltest

  • Lies die Zutatenliste genau – auch bei „zuckerfreien“ Produkten.
  • Achte auf Begriffe wie „Süßungsmittel“, „Polyole“ oder „zuckerfrei“.
  • Wenn du empfindlich auf Sorbit oder Xylit reagierst, meide Produkte mit dem Hinweis:
    „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“.

✅ Fazit: Mit Maß und Verstand

Zuckerersatzstoffe sind kein Freifahrtschein für unbegrenzten Konsum. In kleinen Mengen und als Alternative zum übermäßigen Zuckerkonsum können sie sinnvoll sein – insbesondere für Diabetiker oder bei kalorienreduzierter Ernährung.

Doch wer möglichst natürlich essen möchte, sollte insgesamt auf stark verarbeitete Produkte verzichten – egal ob mit Zucker oder Zuckerersatz.

Besser: Frisches Obst, natürliche Süße (z. B. aus Datteln oder Bananen) und ein bewusster Umgang mit Süßem. Du verzichtest in deinem Alltag auf industriellen Zucker, aber manchmal wünschst du dir trotzdem etwas, was köstlich süß ist? Dann sieh dir doch die leckeren Mannheimer Quadrate von bleibwacker an. Herrlich süß, ganz ohne industriellen Zucker.

Zuckerersatzstoffe

WHO – World Health Organization (2023): Aspartame hazard and risk assessment results released. Online verfügbar unter: https://www.who.int/news/item/14-07-2023-aspartame-hazard-and-risk-assessment-results-released [Zugriff am 2.06.2025].

EFSA – Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (o. J.): Aspartam – Informationen zum Thema. Online verfügbar unter: https://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/aspartame [Zugriff am 2.06.2025].

Verbraucherzentrale (o. J.): Süßungsmittel – was sind Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe? Online verfügbar unter: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/suessungsmittel-was-sind-suessstoffe-und-zuckeraustauschstoffe-81624 [Zugriff am 2.06.2025].

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Mit akademischen Hintergrund und umfangreicher Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten bringe ich eine analytische Denkweise und eine Leidenschaft für gründliche Recherche mit. Mein Ziel ist es, präzise und verständliche Informationen über Zusatzstoffe und ihre Auswirkungen auf unsere Ernährung bereitzustellen. So möchte ich dazu beitragen, dass unsere Leser fundierte Entscheidungen treffen und ein tieferes Verständnis für die Inhaltsstoffe ihrer Lebensmittel entwickeln.

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