Xylit

Zuckerersatzstoffe werden immer beliebter – vor allem bei Menschen, die auf Zucker verzichten möchten, ohne auf Süße zu verzichten. Einer dieser Ersatzstoffe ist Xylit, auch bekannt als Birkenzucker oder unter seiner E-Nummer E967. Aber ist der Zuckeraustauschstoff wirklich so gesund, wie es oft dargestellt wird? Und worauf solltest du beim Konsum achten?

In diesem Beitrag werfen wir einen genauen Blick auf Herkunft, Wirkung, Vor- und Nachteile von Xylit – und zeigen dir, wo es sich lohnt, genauer hinzusehen.

🔍 Was ist Xylit?

Trotz seines freundlichen Beinamens „Birkenzucker“ wird Xylit heute nur noch selten tatsächlich aus Birkenrinde hergestellt. Die romantische Vorstellung, der Zuckeraustauschstoff sei ein direkt gepresstes Naturprodukt aus skandinavischen Birkenwäldern, ist irreführend. Industriell erzeugtes Xylit stammt heute überwiegend aus landwirtschaftlichen Reststoffen wie Maiskolbenschalen oder Holzfasern – ein ökonomischer und ressourcenschonender Ansatz, allerdings nicht „natürlich“ im engeren Sinne.

Der Herstellungsprozess ist komplex: Zellulosehaltiges Pflanzenmaterial wird zunächst zu Xylose (Holzzucker) aufgespalten und anschließend durch chemische Reduktion mit Wasserstoff in Xylit umgewandelt – unter Einsatz von Katalysatoren und hohem Energieaufwand. Das Ergebnis ist ein hochreines Produkt, das in Lebensmitteln eingesetzt werden darf, aber mit einem naturbelassenen Lebensmittel nur noch wenig gemeinsam hat.

Das grüne, pflanzliche Image, das viele Verpackungen vermitteln, steht also nicht im Verhältnis zur tatsächlichen Produktionsrealität. Für Verbraucher lohnt sich hier ein kritischer Blick auf Werbeaussagen wie „natürlich“, „aus der Birke“ oder „ursprünglich“.

🧪 Wie wirkt Xylit im Körper?

Xylit schmeckt süß – etwa genauso süß wie Haushaltszucker – liefert aber rund 40 % weniger Kalorien (ca. 2,4 kcal/g statt 4 kcal/g). Der Körper verstoffwechselt den Zuckeralkohol insulinunabhängig, was es für Diabetiker interessant macht.

Besonders bemerkenswert:
Der Zuckeralkohol hat eine kariostatische Wirkung – es wird in der Mundflora nicht zu Säure abgebaut und kann somit helfen, Karies vorzubeugen.

⚠️ Mögliche Nachteile & Risiken

Trotz dieser Vorteile ist Xylit kein unbedenklicher Wunderstoff. Kritisch zu betrachten sind folgende Punkte:

1. Verdauungsprobleme

Der Zuckeralkohol wird im Dünndarm nur unvollständig aufgenommen werden. Der unverdaute Rest gelangt in den Dickdarm und wird dort von Bakterien vergoren – was zu Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen führen kann, vor allem bei größeren Mengen (>20 g).

2. Nicht für Haustiere geeignet

Schon geringe Mengen Xylit sind für Hunde hochgiftig – es kann zu lebensbedrohlichen Unterzuckerungen und Leberversagen führen. Bei Haushalten mit Hund ist besondere Vorsicht geboten.

3. Industrielle Herstellung

Trotz der „natürlichen“ Herkunft wird Xylit nicht aus Birkenrinde gepresst, sondern durch aufwändige chemische Verfahren hergestellt. Das Image als „natürlich“ ist also nur bedingt korrekt.

🧾 Wo wird Xylit eingesetzt?

Xylit wird in zahlreichen Produkten verwendet, vor allem dort, wo eine zuckerfreie oder zahnfreundliche Alternative gefragt ist – oft in Kombination mit einem „gesunden“ oder „leichten“ Image. Typische Einsatzbereiche sind:

  • Kaugummis und Bonbons
    Xylit ist ein Hauptbestandteil vieler „zuckerfreier“ oder „zahnfreundlicher“ Kaugummis. Es hemmt das Wachstum von kariesverursachenden Bakterien und trägt laut wissenschaftlicher Studien zur Remineralisierung des Zahnschmelzes bei. Viele Zahnpflegekaugummis und -bonbons werben aktiv mit Xylit.
  • Zahnpflegeprodukte
    Neben Lebensmitteln wird Xylit auch Zahnpasten, Mundspülungen oder Zahntabletten zugesetzt, da es antibakterielle Eigenschaften im Mundraum besitzt.
  • Diabetiker-Lebensmittel
    Aufgrund des niedrigen glykämischen Index (ca. 7) und der insulinunabhängigen Verstoffwechselung eignet sich der Zuckeraustauschstoff für Produkte, die für Menschen mit Diabetes konzipiert sind – z. B. zuckerfreie Kekse, Marmeladen oder Schokoladen.
  • „Light“-Produkte & Süßwaren
    In kalorienreduzierten Süßigkeiten, Fruchtgummis, Schokoladen oder Desserts wird Xylit als Zuckeraustauschstoff eingesetzt – meist in Kombination mit anderen Polyolen wie Erythrit oder Sorbit.
  • Proteinriegel & Fitness-Produkte
    Viele Proteinriegel oder Sport-Snacks setzen auf Xylit, da es süßt, ohne den Blutzuckerspiegel zu stark zu beeinflussen – ein wichtiger Vorteil im Sport- und Diätbereich.
  • Backwaren & Eis
    Xylit eignet sich auch zum Backen, da es hitzestabil ist und sich ähnlich wie Zucker verhält. Viele „Low-Carb“-Rezepte enthalten Xylit als Süßungszutat für Kuchen, Muffins oder Kekse. Auch in zuckerreduziertem Eis kommt es zum Einsatz.
  • Haushaltszucker-Ersatz
    Xylit wird häufig als 1:1-Zuckerersatz in Pulverform verkauft – ideal für alle, die zuhause selbst zuckerreduzierte Backwaren oder Desserts zubereiten möchten.

✅ Vorteile auf einen Blick

VorteilBeschreibung
KarieshemmendUnterstützt die Zahngesundheit
Kalorienarm~40 % weniger Kalorien als Zucker
Für Diabetiker geeignetBeeinflusst den Blutzucker nur minimal
Glykämischer Index: 7Sehr niedrig, kaum Blutzuckerspitzen

🧪 Wie viel Xylit ist „zu viel“? – Verzehrempfehlungen & Verträglichkeit

Wie bei vielen Zuckeralkoholen gilt auch hier: Die Menge macht das (Un-)Verträgliche. Der Zuckeralkohol wird im Dünndarm nur teilweise aufgenommen. Der nicht absorbierte Anteil gelangt in den Dickdarm, wo er durch Bakterien fermentiert wird – was zu Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall führen kann. Dieser sogenannte osmotische Effekt ist wissenschaftlich gut dokumentiert. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) weist daher ausdrücklich auf den möglichen abführenden Effekt bei übermäßigem Verzehr hin.

Als Orientierung gilt: Bereits 20–30 g Xylit pro Tag können bei empfindlichen Personen Beschwerden auslösen. Wer den Stoff regelmäßig konsumiert, kann jedoch eine gewisse Toleranz entwickeln – der Körper gewöhnt sich mit der Zeit an moderate Mengen. Trotzdem empfiehlt es sich, langsam zu steigern und Xylit anfangs in kleinen Portionen zu verwenden. Besonders bei Kindern, Menschen mit Reizdarm oder empfindlichem Verdauungssystem sollte Vorsicht geboten sein.

Worauf solltest du achten?

  • Verzehrmenge beobachten:
    Bei größeren Mengen (>20 g) kann Xylit abführend wirken.
  • „Zahnfreundlich“ ≠ gesund:
    Nur weil etwas xylithaltig ist, heißt das nicht, dass es insgesamt gesund ist. Viele Produkte enthalten trotzdem Aromen, Süßstoffe oder Zusatzstoffe.
  • Keine Haustier-Risiken unterschätzen:
    Xylit darf niemals in die Reichweite von Hunden gelangen!
  • Bio-Zertifizierung prüfen:
    In Bio-Produkten ist Xylit nicht automatisch enthalten – und seine Herstellung ist nicht in jedem Fall ökologisch unbedenklich.

Storey, D., Lee, A., Bornet, F. & Brouns, F. (2007): Gastrointestinal tolerance of erythritol and xylitol in humans: a review. European Journal of Clinical Nutrition, 61(3), 341–347. DOI: 10.1038/sj.ejcn.1602532

Oku, T. & Okazaki, M. (2007): Laxative threshold of sugar alcohol erythritol in human subjects. Journal of Nutritional Science and Vitaminology, 53(1), 13–18. DOI: 10.3177/jnsv.53.13

EFSA – European Food Safety Authority (o. J.): Sweeteners. Online verfügbar unter: https://www.efsa.europa.eu/en/topics/topic/sweeteners [Zugriff am 2. Juni 2025].

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Mit akademischen Hintergrund und umfangreicher Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten bringe ich eine analytische Denkweise und eine Leidenschaft für gründliche Recherche mit. Mein Ziel ist es, präzise und verständliche Informationen über Zusatzstoffe und ihre Auswirkungen auf unsere Ernährung bereitzustellen. So möchte ich dazu beitragen, dass unsere Leser fundierte Entscheidungen treffen und ein tieferes Verständnis für die Inhaltsstoffe ihrer Lebensmittel entwickeln.

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