Marmelade mit Thaumatin

Thaumatin klingt wie ein exotisches Gewürz, ist aber in Wahrheit ein intensiv süß schmeckender Zusatzstoff, der in der Lebensmittelindustrie immer häufiger eingesetzt wird. Obwohl es sich dabei um einen natürlichen Stoff handelt, ist das Süßungsmittel nicht unumstritten. Warum das so ist, wo es verwendet wird und was du beim Konsum beachten solltest, erfährst du hier.

Was ist Thaumatin?

Thaumatin ist ein natürlich vorkommendes Süßungsmittel, das aus der westafrikanischen Katemfe-Frucht gewonnen wird. Es gehört zur Gruppe der Proteine, schmeckt bis zu 3.000-mal süßer als Zucker – und ist damit eines der intensivsten Süßungsmittel der Welt.

Im Gegensatz zu Zucker hat Thaumatin keine Kalorien, beeinflusst den Blutzuckerspiegel kaum und ist sogar zahnfreundlich. Aufgrund dieser Eigenschaften wird es in der Lebensmittelindustrie als sogenannter „intensiver Süßstoff“ verwendet – einzeln oder in Kombination mit anderen Süßstoffen.

Thaumatin in Marmelade

Wie wird Thaumatin hergestellt?

Thaumatin wird ursprünglich aus den Samen der westafrikanischen Pflanze Thaumatococcus daniellii gewonnen. Die süß schmeckenden Eiweiße befinden sich in der Fruchthülle der Pflanze, insbesondere in einer gallertartigen Substanz um die Samen herum. In traditioneller Herstellung wird das Thaumatin durch mechanische Extraktion und Filtration aus dem getrockneten Fruchtfleisch isoliert – ein aufwendiger, aber natürlicher Prozess.

Da die Nachfrage nach dem Süßungsmittel in der Lebensmittelindustrie stark gestiegen ist, kommt heute zunehmend ein biotechnologisches Verfahren zum Einsatz: Mittels mikrobieller Fermentation wird das Thaumatin-Protein durch gentechnisch veränderte Hefen oder Pilze produziert, ähnlich wie bei Enzymen oder bestimmten Vitaminen. Dabei werden gezielt die Gene für die Thaumatin-Synthese in Mikroorganismen eingeschleust, die das Protein anschließend in großen Fermentern herstellen.

Auch wenn das Endprodukt strukturell mit dem natürlichen Thaumatin identisch ist, wirft die industrielle Herstellung Fragen auf – etwa zur Kennzeichnungspflicht, zur Transparenz für Verbraucher:innen und zur Akzeptanz von gentechnisch hergestellten Lebensmittelinhaltsstoffen.

Wo wird Thaumatin (E957) eingesetzt?

Das Süßungsmittel wird in vielen Produkten verwendet, bei denen entweder Zucker reduziert oder der Geschmack gezielt verändert bzw. verbessert werden soll. Besonders beliebt ist der Stoff aufgrund seiner extrem hohen Süßkraft und seines langanhaltenden, leicht lakritzartigen Aromas, das sich sanft am Gaumen entfaltet und nicht so schnell verfliegt wie der Geschmack klassischer Zuckerarten.

Ein weiterer Vorteil: Thaumatin wirkt nicht nur süßend, sondern auch als Aromaverstärker – eine Kombination, die ihn in der Lebensmittelindustrie besonders vielseitig einsetzbar macht.

Du findest Thaumatin vor allem in:

  • 🥣 Light-Produkten
    In kalorienreduzierten Joghurts, Puddings oder Süßspeisen dient Thaumatin als Zuckerersatz. Es spart Kalorien ein, sorgt aber trotzdem für ein intensives Geschmackserlebnis – oft in Kombination mit anderen Süßstoffen wie Stevia oder Acesulfam-K.
  • 🍬 Kaugummi & Bonbons
    Besonders in zuckerfreien Varianten sorgt das Süßungsmittel für einen intensiven, langanhaltenden Geschmack, der nicht nur süß, sondern auch angenehm rund ist. Da es hitzestabil ist, eignet es sich auch für gelutschte Bonbons.
  • 🥤 Limonaden und Erfrischungsgetränken
    Thaumatin wird eingesetzt, um den Zuckergehalt zu senken, ohne auf ein süßes Geschmackserlebnis zu verzichten. Zudem kann es bittere Noten von Frucht- oder Pflanzenextrakten ausbalancieren – etwa in Getränken mit Grapefruit oder Kräutern.
  • 🍓 Fruchtzubereitungen & Marmeladen
    Gerade bei industriell gefertigten Produkten mit Fruchtanteil kann Thaumatin verkochten oder sauren Noten entgegenwirken und das Aroma „fruchtiger“ erscheinen lassen – ganz ohne zusätzlichen Zucker.
  • 💪 Proteinpulver und Nahrungsergänzungsmittel
    In Sportlernahrung ist das Süßungsmittel beliebt, weil es den oft unangenehmen Eigengeschmack von Eiweißkonzentraten oder Vitaminen überdecken kann. Es verbessert die Akzeptanz von Shakes und Kapseln, ohne die Nährwerttabelle zu belasten.
  • 🪥 Zahnpflegeprodukte (z. B. Kinderzahnpasta, Mundspülungen)
    Der Stoff ist zahnfreundlich und kann helfen, medizinisch aktive oder bittere Substanzen geschmacklich angenehmer zu machen. In Kinderzahnpasta wird es verwendet, um das Zähneputzen attraktiver zu gestalten – oft mit fruchtigem Geschmack.

Ist das Süßungsmittel gesund – oder bedenklich?

Thaumatin gilt grundsätzlich als ungiftig und gut verträglich. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat Thaumatin als sicher bewertet, ohne eine zulässige tägliche Aufnahmemenge (ADI) festzulegen – was üblicherweise als Zeichen für Unbedenklichkeit gilt.

Thaumatin

Trotzdem gibt es Kritikpunkte:

1. Täuschung des natürlichen Geschmacks

Thaumatin kann dazu führen, dass unser Geschmackssinn „verzogen“ wird: Die extrem süße Wahrnehmung ohne echten Nährwert beeinflusst die Wahrnehmung natürlicher Lebensmittel. Gerade Kinder gewöhnen sich dadurch an übermäßige Süße – mit Folgen für das Essverhalten.

2. Natürlich, aber dennoch Zusatzstoff

Thaumatin wird zwar aus einer Pflanze gewonnen, ist aber ein zugelassener Zusatzstoff (E957) und wird in der Industrie hochgradig isoliert und verarbeitet. Damit unterscheidet es sich stark vom natürlichen Verzehr der Katemfe-Frucht – ein Beispiel dafür, wie „natürlich“ nicht automatisch „unverarbeitet“ bedeutet.

3. Verarbeitung und Transparenz

Wie bei vielen Zusatzstoffen ist auch dieser Stoff nicht immer klar deklariert. Manchmal steht es als E957, manchmal als „natürliches Aroma“ – was die Bewertung für Verbraucher:innen erschwert. Transparenz sieht anders aus.

Fazit: Lieber echte Süße statt künstlichem Eindruck

Thaumatin mag eine interessante Lösung für bestimmte Produkte sein – aber wer sich bewusst ernähren möchte, sollte auch hier hinterfragen, was und warum etwas zugesetzt wird. Nur weil etwas süß schmeckt und „natürlich“ klingt, heißt das noch lange nicht, dass es dem Körper gut tut.

Deshalb gilt auch hier: Je natürlicher und unverarbeiteter ein Lebensmittel ist, desto besser. Produkte, die komplett ohne Zusatzstoffe auskommen – wie die von bleibwacker – bieten echten Geschmack, der keine Maskierung braucht. Ehrlichkeit in jedem Bissen – ganz ohne E957.

WE350_Kennenlernpaket

EFSA (European Food Safety Authority) (2010): Scientific Opinion on Thaumatin (E 957) as a food additive. EFSA Journal 8(7):1650. DOI: 10.2903/j.efsa.2010.1650. URL: https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2010.1650 [Zugriff: 04.06.2025].

PubChem (National Center for Biotechnology Information) (2024): Thaumatin – Substance Summary. URL: https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov/compound/Thaumatin [Zugriff: 04.06.2025].

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Mit akademischen Hintergrund und umfangreicher Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten bringe ich eine analytische Denkweise und eine Leidenschaft für gründliche Recherche mit. Mein Ziel ist es, präzise und verständliche Informationen über Zusatzstoffe und ihre Auswirkungen auf unsere Ernährung bereitzustellen. So möchte ich dazu beitragen, dass unsere Leser fundierte Entscheidungen treffen und ein tieferes Verständnis für die Inhaltsstoffe ihrer Lebensmittel entwickeln.

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