Knallige Farben auf der Verpackung, leuchtende Gummibärchen und grellgelbe Limonade wirken oft appetitlich. In vielen Fällen hat das, was frisch aussieht, wenig mit natürlichen Lebensmitteln zu tun. Ein Farbstoff, der in diesem Zusammenhang besonders kritisch betrachtet wird, ist Chinolingelb – auch bekannt als E104. Der Stoff selbst ist umstritten, doch seine auffällige Farbe soll Frische und Fruchtigkeit suggerieren.
In diesem Beitrag erfährst du, was Chinolingelb ist, wo es verwendet wird, warum es umstritten ist – und wie du es ganz einfach vermeiden kannst.
🧪 Was ist Chinolingelb (E104)?
Chinolingelb ist ein künstlich hergestellter Farbstoff, der im Labor aus verschiedenen chemischen Stoffen zusammengesetzt wird. Er gehört zur Gruppe der sogenannten Azofarbstoffe, die oft sehr leuchtende Farben erzeugen – in diesem Fall ein kräftiges Gelb mit leicht grünlichem Stich.
Früher hat man Chinolingelb aus Kohleteer, also einem Rückstand aus der Kohleindustrie, gewonnen. Heute wird der Farbstoff zwar anders produziert, aber weiterhin vollständig synthetisch, also komplett künstlich – er kommt in der Natur nicht vor.
Die Herstellung funktioniert wie folgt:
- Ausgangspunkt ist eine Grundsubstanz namens Chinolin, die chemisch verändert wird, bis sie farbaktiv ist.
- Dann wird diese mit einem weiteren Stoff kombiniert, damit eine sogenannte Azo-Verbindung entsteht – das ist der Teil, der später die Farbe erzeugt.
- Anschließend wird die Masse gereinigt, getrocknet und zu einem Pulver oder einer Lösung verarbeitet, die dann z. B. in Süßigkeiten, Getränken oder Medikamenten landen kann.
- Damit die Farbe gleichmäßig ist und keine giftigen Rückstände enthalten sind, wird das Endprodukt streng kontrolliert.
Trotz dieser Kontrollen bleibt Chinolingelb ein rein industrieller Farbstoff. Er hat keinen gesundheitlichen Nutzen, sondern soll nur dafür sorgen, dass Produkte „besser aussehen“. In vielen Fällen täuscht er Frische, Fruchtigkeit oder Natürlichkeit nur vor – dabei steckt oft das Gegenteil drin.

🍬 In welchen Produkten steckt Chinolingelb?
Chinolingelb (E104) wird vor allem in kostengünstigen, stark verarbeiteten Lebensmitteln eingesetzt. Genau genommen überall dort, wo die Farbe allein für Frische, Fruchtigkeit oder Qualität sorgen soll. Der grelle Gelbton wirkt auf viele Konsument:innen appetitanregend und vermittelt den Eindruck von Zitrone, Mango oder anderen gelben Früchten. Ganz unabhängig davon, ob tatsächlich echte Fruchtbestandteile enthalten sind.
Dabei geht es meist weniger um den Geschmack als um den optischen Eindruck, der vor allem bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen stark wirkt. Farben beeinflussen unsere Wahrnehmung – und das macht sich die Lebensmittelindustrie zunutze.
- 🍬 Bonbons, Gummibärchen und Brausepulver
Besonders in Kindersüßigkeiten wird Chinolingelb häufig verwendet, um die Produkte leuchtend bunt erscheinen zu lassen – meist in Kombination mit anderen Farbstoffen wie E110 (Gelborange) oder E124 (Cochenillerot). - 🥤 Limonaden, Energydrinks und Softdrinks
Auch Getränke erhalten durch Chinolingelb eine knallige Farbe, die Fruchtigkeit oder Exotik suggerieren soll. In Wirklichkeit steckt oft kein natürlicher Fruchtsaft dahinter – nur Farbstoff, Aromen und Zucker. - 🧁 Kuchenglasuren, Gebäck-Dekor und Fertigpuddings
In Backmischungen, abgepacktem Gebäck oder Dekorprodukten für Kuchen sorgt Chinolingelb für das bekannte „Zitronen-Gelb“. Der Farbstoff wird oft eingesetzt, um das Produkt frischer wirken zu lassen, als es ist. - 🥣 Fertigdesserts, Götterspeise und aromatisierte Milchprodukte
Hersteller setzen Chinolingelb gezielt in günstigen Puddings oder Instantdesserts ein, um eine intensive Farbe zu erzeugen – selbst dann, wenn keine natürlichen Zutaten enthalten sind. - 🟡 Senf, aromatisierte Soßen oder Feinkostprodukte
In einigen Würzsoßen – besonders solchen mit Curry- oder Zitrusnoten – wird Chinolingelb als Färbemittel verwendet, um eine gleichmäßige gelbe Optik zu gewährleisten. Auch hier ist der Zusatz rein optischer Natur. - 💊 Medikamentenüberzügen (Tabletten, Dragees, Kapseln)
Chinolingelb wird nicht nur in Lebensmitteln eingesetzt, sondern auch zur Einfärbung von Medikamenten – vor allem bei rezeptfreien Präparaten. Der Farbstoff findet sich oft im Überzug, um Tabletten besser unterscheidbar zu machen oder bestimmte Sorten optisch hervorzuheben. - 💄 Kosmetika wie Lippenstift, Lidschatten, Shampoo
Hersteller verwenden Chinolingelb auch in Pflegeprodukten und dekorativer Kosmetik – zum Beispiel in gelben Duschgels oder farbigen Lippenstiften. Zwar handelt es sich hier nicht um Lebensmittel, dennoch gelangt der Stoff indirekt über Haut oder Schleimhäute in Kontakt mit dem Körper.
Wichtig: In Bio-Produkten ist Chinolingelb grundsätzlich verboten.

Warum ist Chinolingelb problematisch?
1. Hyperaktivität bei Kindern
Studien zeigen einen möglichen Zusammenhang zwischen bestimmten Farbstoffen – darunter Chinolingelb – und ADHS-ähnlichen Symptomen. Die bekannte Southampton-Studie aus dem Jahr 2007 zeigte: Kinder können empfindlich auf bestimmte Farbstoffe wie E104 reagieren. Sie zeigten zum Beispiel Symptome wie Hyperaktivität, innere Unruhe oder Konzentrationsstörungen. Aus diesem Grund sehen die EU-Vorgaben vor, dass Hersteller Produkte mit Chinolingelb deutlich kennzeichnen müssen. Zusätzlich sind sie verpflichtet, einen Warnhinweis anzubringen, der auf mögliche Auswirkungen auf Aufmerksamkeit und Verhalten hinweist.
„Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen.“
2. Allergien und Unverträglichkeiten
Chinolingelb kann pseudoallergische Reaktionen auslösen – z. B. Hautrötungen, Juckreiz, Asthmaanfälle oder Magen-Darm-Beschwerden. Auch bei Menschen mit Histaminintoleranz oder Salicylatempfindlichkeit ist Vorsicht geboten.
3. Keine ernährungsphysiologische Funktion
Chinolingelb hat keinen Mehrwert für unsere Ernährung. Er dient ausschließlich der Optik. Er soll Lebensmitteln ein frisches oder fruchtiges Aussehen verleihen. Trotzdem gibt es natürliche Alternativen. Etwa Kurkuma, Karottensaftkonzentrat oder auch Safranextrakt. Diese bringen nicht nur Farbe, sondern sind zudem gesundheitlich unbedenklich.
Wie erkennst du den Farbstoff auf der Verpackung?
In der EU gilt Kennzeichnungspflicht. Achte auf folgende Begriffe:
- Chinolingelb
- E104
- Farbstoff + Zusatznummer
- In Kombi mit dem Warnhinweis bei Produkten für Kinder
Ein aufmerksamer Blick auf die Zutatenliste hilft – besonders bei Produkten, die sich gezielt an Kinder richten oder durch ihre Farbe besonders herausstechen.

Wie kannst du Chinolingelb vermeiden?
Die einfachste Lösung: Zurück zu echten Lebensmitteln. Kaufe frisch, unverarbeitet und saisonal – und greife zu Marken, die keine Farbstoffe oder andere Zusatzstoffe verwenden. Auch Produkte mit dem Bio-Siegel sind frei von Chinolingelb.
Besonders sicher bist du bei bleibwacker Produkten. Garantiert 100 % Zusatzstofffreiheit, auch bei jenen Stoffen, die im Bio-Bereich erlaubt wären.

Fazit: Gelb ist nicht gleich gut
Chinolingelb ist ein rein kosmetischer Zusatzstoff, denn er ist nicht nur überflüssig, sondern außerdem auch potenziell gesundheitsschädlich. Besonders Kinder reagieren empfindlich – und sollten so wenig wie möglich damit in Kontakt kommen. Wer bewusster konsumiert, echte Zutaten bevorzugt und Produkte mit Farbstoffen meidet, schützt seine Gesundheit und setzt ein Zeichen gegen die Täuschung durch bunte Verpackungen.
Quellen:
McCann et al. (2007): Food additives and hyperactive behaviour in 3-year-old and 8/9-year-old children in the community: a randomised, double-blinded, placebo-controlled trial. The Lancet, 370(9598), 1560–1567. DOI: 10.1016/S0140-6736(07)61306-3
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (2008): Hyperaktivität und Zusatzstoffe – Gibt es einen Zusammenhang? Stellungnahme Nr. 038/2008 vom 14. August 2008. URL: https://www.bfr.bund.de/cm/349/hyperactivity_and_additives_is_there_an_association.pdf [Zugriff: 04.06.2025].